Auf der Tagesordnung des Stadtrates waren unter Punkt 2 und 3 in kurzen Worten die Ausstellung eines Bebauungsplans- und eines Flächennutzungsplans für ein Gebiet "Nördlich der Von-Guttenberg-Straße" aufgeführt. Dass sich hinter diesen nüchternen Worten erheblicher politischer Sprengstoff befand, wurde beim Blick in den Sitzungssaal deutlich. Mehr als 40 Bürgerinnen und Bürger vornehmlich aus Herschfeld waren zur Sitzung gekommen, um der Stadt zu signalisieren, was sie von den Planänderungen und von dem bereits in einem Entwurf vorgelegten Bauvorhaben an dieser Stelle halten: Nämlich gar nichts.
Fast ein Eklat zu Sitzungsbeginn
Bereits bei Eintreffen von Bürgermeister Bruno Altrichter im Sitzungssaal hätte es beinahe einen Eklat gegeben: Auf einem Modell der mit der Planung beauftragten Unternehmen hatte ein Mitbürger ein Schild mit der Aufschrift "Nein" gelegt. Sehr zum Missfallen des Bürgermeisters, der das Schild unter Protest des Bürgers entfernte und auch in der nachfolgenden Diskussion stets um Sachlichkeit bat.
Die Firma HEED Projektentwicklung GmbH plant auf dem Hanggrundstück zwischen der Neurologischen Klinik, der angrenzenden Wohnbebauung in Herschfeld und der Von-Guttenberg-Straße fünf Mehrfamilienwohnhäuser mit insgesamt 145 Wohneinheiten zu errichten. Die Häuser mit fünf- beziehungsweise sechs Stockwerken und aufgesattelten Penthousewohnungen sollen allesamt Tiefgaragen enthalten und über die von-Guttenberg-Straße erschlossen werden. Die Fläche umfasst rund 1,5 Hektar.
Ersten Entwurf vorgestellt
Einen ersten Entwurf, wie die fünf großen Häuser vielleicht aussehen könnten, stellte Architekt Martin Eckert vom Büro Eckert und Heckelsmüller aus Würzburg vor. Mit den zugrundeliegenden Planungen beschäftigt sich das Büro Baurconsult, das durch Architektin Claudia Roschlau vertreten wurde. Zwei der fünf Häuser stünden laut Planung für 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen bereit, mehr als 100 Wohnungen in den drei anderen Häusern für kleine 1- bis 2-Zimmer-Appartements. "Wir planen eine moderne, kubistische Hausform, die sich in die steile Topographie des Grundstücks einfügen soll", so Eckert.
"Wir haben in Bad Neustadt einen angespannten Wohnungsmarkt"
Der Schaffung von dringend in der Stadt benötigtem Wohnraum räumte Altrichter einen hohen Stellenwert ein: "Wir haben in Bad Neustadt einen angespannten Wohnungsmarkt", so der Bürgermeister. "Als Stadt müssen wir darauf reagieren!"
"Eine Wohnbebauung an dieser Stelle ist gut vorstellbar", sagte CSU-Fraktionssprecher Bastian Steinbach. Aus der Fraktion der Freien Wähler gab es vor allem von der Herschfelder Stadträtin Gudrun Hellmuth deutliche Kritik: "Diese massive Bebauung hat weitreichende Folgen für die Ortsentwicklung", so Hellmuth. "So etwas kann in einen kleinen Ort nicht einfach reingesetzt werden", sagte die Stadträtin.
Kontroverse Diskussion
Für zweite Bürgermeisterin Rita Rösch (SPD) hörten sich die Planungen zunächst einmal gut an. Allerdings fürchtet Rösch, dass sich diese kleine Siedlung nicht in das Dorf Herschfeld integrieren lässt. "In dieser Massivität ist die Bebauung nicht mit dem Bestand an Wohnraum verträglich", so Rösch. Mit der Vorgehensweise, einen Flächennutzungsplan und einen Bebauungsplan erst nach Vorlegen von ausgearbeiteten Entwürfen zu fordern, zeigte sich die Fraktion der Grünen überhaupt nicht einverstanden. Stadtrat Peter Högn: "Unsere Fraktion ist absolut dagegen!"
Auf der zu überplanenden Fläche liegt zudem ein Hochbehälter. Das, so Bruno Altrichter, sei aber kein Grund, der gegen eine Bebauung spreche. "Das Wasser wird dorthin gepumpt, nicht dort aus dem Boden gewonnen", so der Bürgermeister.
Bebauung ja, aber in der Größenordnung zu diskutieren, forderte Stadtrat Gerd Schmitt. Bastian Steinbach regte einen Ortstermin an, um den Sachverhalt erneut zu diskutieren.
Mehrheit stimmt Erstellung eines Bebauungsplanes zu
Nach langer Diskussion entschied sich der Stadtrat gegen die Stimmen von Gudrun Hellmuth, Gerd Schmitt sowie Angelika Högn-Kößler und Peter Högn für die Erstellung des Bebauungsplans durch das Büro Baurconsult. Parallel dazu wird ein Flächennutzungsplan trotz dreier Gegenstimmen im Stadtrat für das gesamte Gebiet bis zur Kirchstraße erstellt.
Vier Investoren
Ob es zu der geplanten Bebauung durch die HEED Projektentwicklung GmbH kommt, "steht damit aber überhaupt noch nicht fest", betonte Bruno Altrichter. Es geht zunächst nur um die Rahmenrichtlinien. Auf die mehrfach von Gudrun Hellmuth geäußerte Frage, wer eigentlich hinter der Investorengemeinschaft steckt, antwortete der ursprünglich aus Brendlorenzen stammende Architekt Martin Eckert: Es handelt sich um vier Investoren aus Herschfeld, Bad Neustadt, Hollstadt und ihm selbst, die das Projekt vorantreiben wollen.
Schon das Foto ist falsch, es zeigt das Nachbargrundstück. Das Grundstück um das es geht ist auf dem Foto im Anschluss an den Wasserhochbehälter.