
Die Wolken hatten sich über den Rhön-Klinikum Campus etwas verdunkelt, als etwa 80 bis 90 Mitarbeitende aus vielen Bereichen des Krankenhaus-Betriebs an einer verdi-Aktion vor dem Campus-Parkhaus teilnahmen. "Wir sind Campus und wollen Campus bleiben", war auf den Schildern zu lesen. Gewerkschaftssekretärin Marietta Eder aus Schweinfurt erklärte den Hintergrund.
Ein neuer Tarifvertrag stehe ins Haus. Zudem wolle die Rhön-Klinikum-Geschäftsführung einzelne Arbeitsbereiche auslagern, wohl um über das Asklepios-Konzerndach Synergien zu schöpfen. Die IT, Lager und Logistik, die Haus- und Medizintechnik sowie Rhön-Service und Rhön-Catering wurden als Bereiche genannt. Betroffen seien neben dem Standort Bad Neustadt auch Bad Berka und Frankfurt/Oder.
Bei Betriebsübergang droht statischer Tarif
Günter Stäblein, Betriebsrat am Rhön-Klinikum Campus und gleichzeitig für diese Verhandlungen in den Konzern-Betriebsrat abgeordnet, konkretisiert: "Wir befürchten, dass die betroffenen Kollegen bei einem Betriebsübergang in einen statischen Tarif kommen, der keinerlei Erhöhungen mehr vorsieht!" Er beklagte bei den seit Wochen vor Ort laufenden Gesprächen, dass die Geschäftsführung Informationen nur verspätet mitteile und angefragte Punkte gar nicht beantworte.
Man habe folglich die Verhandlungen vom örtlichen an den Konzern-Betriebsrat weitergegeben, habe mit Stäblein aber immer einen Mann vor Ort am Tisch. Die verdi-Sekretärin verwies in ihrer Rede auf die Tatsache, dass am Klinikum Mitbestimmung herrsche: "Wir sind hier kein Verschiebebahnhof. Wir wollen selbst bestimmen, wie wir arbeiten!" Zudem verwies sie auf die aktuell veröffentlichten Geschäftszahlen der AG. Sie seien positiv. Eder forderte die Beschäftigten, die in der Pandemie Famoses geleistet und von der Gesellschaft viel Applaus bekommen haben, auf, für ihre Arbeitsbedingungen auch öffentlich einzustehen. Arbeit im Krankenhaus sei Teamarbeit, Pflege, Therapie, Verwaltung und Technik müssten Hand in Hand arbeiten.
Gewerkschaft sendet Signal an Politik und Arbeitgeber
"Wir lassen uns nicht spalten!", rief sie der Aktionsgruppe zu. Schließlich wissen man, dass Ausgliederungen nicht nur Löhne und Arbeitsbedingungen, sondern auch die Versorgung verschlechtere. Gerade im Hinblick auf die Bundestagswahl sollten die Beschäftigten einen genauen Blick auf die Kandidatinnen und Kandidaten werfen. Die Gewerkschaft kämpfe für mehr Personal, weniger Kostendruck und gute Arbeitsbedingungen. "Dafür setzen wir ein Signal - sowohl an Politik, als auch an die Arbeitgeber!" Und prompt kam die Sonne hinter den Wolken wieder zum Vorschein.