"Gleiche Arbeit - gleicher Lohn" stand in großer Schrift auf einem Plakat, ver.di-Fahnen wurden geschwenkt, Trillerpfeifen waren zu hören: So setzte sich ein "Delegationszug" von nach Angaben der Gewerkschaft etwa 60 Personen - das Rhön-Klinikum hingegen spricht von circa 40 Teilnehmern - mit Mitarbeitern, der Tarifkommission und Vertretern der Gewerkschaft ver.di vom Campus ausgehend in Richtung Konzernzentrale am Schlossplatz in Bewegung.
Damit soll zum offiziellen Auftakt der Tarifverhandlungen für den Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt - nicht inbegriffen ist die Rhön-Kreisklinik, deren Tarifvertrag noch länger läuft - auch auf diese Weise noch einmal auf die zentrale Forderung aufmerksam gemacht werden: "Wir sind ein Betrieb! Wir sind eine Gemeinschaft! Deshalb fordern wir: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!" So ist es auf einer Unterschriftenliste zu lesen, die im Vorfeld im Namen der Gewerkschaft am Campus verteilt worden war.
Und auf dieser befanden sich letztlich etwa 800 Unterschriften, die am Dienstag am Ende des Zuges an die Geschäftsführung des Campus Bad Neustadt übergeben wurden. In der Konzernzentrale fanden auch die Verhandlungen zwischen der Tarifkommission der Rhön-Klinikum AG mitsamt der Gewerkschaft ver.di und der Arbeitgeberseite statt.
Robert Hinke, der Verhandlungsführer der Arbeitnehmer und Landesfachbereichsleiter Gesundheit bei ver.di Bayern, und seine Kollegin Marietta Eder aus Schweinfurt, nahmen ebenfalls am Zug teil. "Wir haben auf dem Campus-Gelände das Phänomen, dass Kollegen aus verschiedenen ehemaligen Einrichtungen, die dort zusammengeführt wurden, unterschiedliche Arbeits- und Einkommensbedingungen haben", führt Hinke aus. Daraus resultierten zum Teil gewaltige Einkommensdifferenzen bei gleicher Tätigkeit. "Das wollen wir im neuen Tarifvertrag ändern. Dieser soll moderner, durchlässiger und auch transparenter sein, als der alte. Wir wollen ebenso neue Tätigkeitsfelder ergänzen und eine Aufwertung für Kollegen mit mehr als 15 Jahren Berufserfahrung erreichen", fügt der Gewerkschaftler hinzu. Bezugnehmend auf den Auftakttermin sprach Hinke im Gespräch mit dieser Redaktion von einer "Sondierung und Weichenstellung".
Gemeinsames Abtasten und Ideenaustausch
Helmut Bühner, der Vorsitzende des Betriebsrates am Campus, erklärt dazu: "Wir sind gerade dabei zusammenzuwachsen. Auf Dauer wollen wir eine Arbeitsstruktur und die Tarifverträge gegenseitig angleichen." Durch die Integration der ehemaligen Kreisklinik in die Rhön-Klinikum AG gebe es derzeit zwei unterschiedliche Tarifverträge am Standort in der Kreisstadt. "Der Betriebsrat unterstützt deswegen die Forderungen und versucht in der Tarifkommission gemeinsam mit ver.di dieses Ziel der Angleichung zu erreichen. Dies ist auch ein Zeichen für den Betriebsfrieden und sorgt für gleiche Verhältnisse für alle Mitarbeiter", fügte Bühner hinzu. Er berichtet im Rahmen der Verhandlungen von einem gemeinsamen Abtasten und Ideenaustausch im Hinblick auf die jeweiligen Vorstellungen. "Es waren keine verhärteten Gespräche", bilanziert Bühner den Auftakt. Am 19. Dezember, dem nächsten Termin, gehe es dann in die konkreten Verhandlungen.
Auf Nachfrage dieser Redaktion äußerte sich auch das Rhön-Klinikum als Vertreter der Arbeitgeberseite zum "Delegationszug" und dem Start der Tarifverhandlungen. Das Unternehmen erklärte, dass es kein Streik gewesen wäre und den Teilnehmern auch keine Konsequenzen drohen. Da die Tarife noch laufen, befinde man sich derzeit in der sogenannten Friedenspflicht. Man habe aber schon "initiativ und frühzeitig Gespräche" mit der Gewerkschaft ver.di aufgrund des im Frühjahr 2020 auslaufenden Tarifvertrages aufgenommen.
Der Auftakttermin wurde als "sehr konstruktiv und sachlich" eingeordnet, die Verhandlungen seien allerdings sehr komplex und würden noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Man wolle aber "auch in dieser Tarifrunde ein gemeinsames gutes Ergebnis im Sinne der Mitarbeiter und des Unternehmens erreichen", schließt das Statement des Rhön-Klinikums.