Die Kaiserpfalz Karls des Großen kann in Paderborn als architektonische Rekonstruktion bewundert werden. Sie ist dort eine touristische und kulturelle Institution. Den Traum, dass auch einmal die vermutete Kaiserpfalz auf dem Veitsberg in Hohenroth als Rekonstruktion aus den Ausgrabungen wiederersteht, den träumt auch Grabungsleiterin Petra Wolters.
"Wenn es entsprechende Funde gibt und die Bedeutung des Bad Neustädter Beckens für die Pfalzen-Geschichte klar ist, dann wäre eine solche Rekonstruktion denkbar. Und dann würde auch Bayern bei den großen Pfalzen mitspielen", formulierte es Petra Wolters vor dem Stadtrat. Zuvor hatte Johannes Benkert von der Neuschter Liste in diese Richtung gedacht, als die Referentin Bilder rekonstruierter Architektur in Paderborn zeigte.
Sechs bis acht Wochen Grabungszeit
Doch vor einem möglichen Höhepunkt der Ausgrabungsgeschichte rund um die Kaiserpfalz mit seinen Stätten im Neustädter Becken in noch ferner Zukunft stand das Ja des Stadtrates für eine weitere Grabungs-Etappe, die dieses Jahr erfolgen soll. Rund 50 000 Euro an Kosten sind für die sechs- bis achtwöchigen Arbeiten im Sommer anvisiert. 20 Prozent davon übernehmen die Gemeinden Salz und Hohenroth.
Die Grabungen sollen im Innenbereich der Mauerumwehrung erfolgen. Wolters und ihr Team sind auf der Suche nach Zeugnissen der karolingisch-ottonischen Befestigung. "Das ist für die historische Einordnung der Anlage von größter Bedeutung", so die Archäologin.
Was verbirgt sich im Innern des Areals?
Erste Grabungen habe es 1983 gegeben, die aber nicht sonderlich aufschlussreich gewesen seien. Jetzt, da man die Umfänge des Areals kennt, erwarte man sich gezieltere Ergebnisse. Schon jetzt deute die Anlage mit wohl vier Wehrtürmen und noch einmal einer Wehrmauer im Innern auf eine einzigartige Form hin. "Das ist hoch spannend", so Wolters. In der Pfalzenforschung sei man dann auch ganz vorne mit dabei.
Bürgermeister Michael Werner fand die Darlegungen der Wissenschaftlerin und überhaupt das Ausgrabungsprojekt "eine ganz tolle Geschichte" und will selbst an einem Nachmittag die Schaufel in die Hand nehmen. Für Anne Zeisner (CSU) war das Ja zu den Ausgrabungen ein logischer Schritt, der sich aus den letzten zwölf Jahren Forschungsarbeit ergebe. Die kulturellen und geschichtlichen Zeugnisse hier würden alle Menschen in Bad Neustadt verbinden, egal welcher Herkunft und welchen sozialen Standes. Sie freue sich schon, die Ergebnisse im Museum Fronhof einmal zu sehen. "Er ist für mich kein weicher Standortfaktor, sondern essenziell für unsere Stadt", meinte Zeisner.
Die Öffentlichkeit wird eingebunden
Jannis Heller (SPD) fragte nach begleitender Öffentlichkeitsarbeit. Wie Petra Wolters erklärte, beteilige man sich wieder am Ferienspaß, es sind möglicherweise sogar zwei Grabungsführungen vorgesehen, außerdem werde die Webseite während der Grabungen regelmäßig aktualisiert.
Allgemein ist angedacht, bei den Forschungen auch wieder vermehrt in die Fläche zu gehen und sich auch mögliche Fundorte in Herschfeld oder Dürrnhof anzuschauen, so Petra Wolters vor dem Stadtratsgremium. Doch zuerst einmal ist sie gespannt, was die Ausgrabungen ergeben werden. "Zu einer Pfalz gehören eigentlich ein Sakralbau und eine Versammlungshalle. Merkwürdig ist der mittige Turm, der aber möglicherweise aus späterer Zeit stammt. Wir hoffen auf jeden Fall, etwas zu finden", schloss Wolters.
Liebe Stadträte, erdet Euch mal wieder und befasst Euch lieber mit Themen, die den Bürgern wichtig sind.