Im Dezember des letzten Jahres gab Landrat Thomas Habermann erstmals Überlegungen im Kreistag bekannt, wonach man über eine Verlegung der Kreisstraße 10 nachdenke, die bis an das Bruder-Franz-Haus führt. Das Franziskaner-Konvent plane Millionen-Investitionen auf dem Kreuzberg. Der Verlauf der Straße, deren Weiterführung zu den weiteren Wohngebäuden des Weilers Kreuzberg führt, behindere jedoch die angestrebte Weiterentwicklung des spirituellen wie touristischen Zentrums der Rhön.
Bei der damaligen Sitzung wurde mündlich ein möglicher, ganz grober Trassenverlauf westlich des Klosterareals mitgeteilt und das Fehlen jeglicher detaillierter Planung betont. Bei dieser ersten vagen Vorstellung der Pläne kam von keiner Kreistagsfraktion fundamentale Kritik oder eine größere ökologische Skepsis. "Wir sind prinzipiell nicht dagegen, wollen aber gerne Skizzen und Kostenvoranschläge", wurde seinerzeit Birgit Reder-Zirkelbach von Bündnis 90/Die Grünen zitiert. Das Zitat wurde nicht dementiert.
Auf die Berichterstattung hin, die mit einer skizzenartigen Grafik einen groben Verlauf andeuten sollte, meldete sich Helmut Bär vom Bund Naturschutz in einem Leserbrief zu Wort und kritisierte eine mögliche Flächenversiegelung. Mittlerweile äußern sich Grüne und SPD, aber auch die Fraktion der FDP, sehr kritisch zu dem möglichen Straßenprojekt.
SPD vermisst belastbare Kostenschätzung
SPD-Fraktionssprecher René van Eckert zeigte sich überrascht, dass für die noch nicht final vorgestellte Planung der Umgehung am Kreuzberg 1,6 Millionen Euro in der Finanzplanung für die kommenden Jahre eingestellt sind. Außerdem gebe es keine belastbare Kostenschätzung. "Wir stellen die zwingende Notwendigkeit der Maßnahme infrage und beantragen, diese Maßnahme aus der weiteren Finanzplanung herauszunehmen", so van Eckert vor dem Kreistag. Der kritisierte auch, dass für den Kreuzberg andere Straßenprojekte hintangestellt würden.
Grüne: Attribute einer Kreisstraße werden nicht erfüllt
Fundamental auch die Kritik der Grünen: "Diese Straße erfüllt nicht die Attribute einer Kreisstraße", so Birgit Reder-Zirkelbach, die keine Netzwirkung oder eine Bedeutung für den überörtlichen Verkehr sieht. Das Projekt habe bei den Grünen "unterste Priorität", außerdem liege sie im Naturschutzgebiet und im Biosphärenreservat und habe deshalb keine Chance auf Genehmigung. "Wir halten dieses Straßen-Neubau-Projekt für überflüssig", so Reder-Zirkelbach. Ins gleiche Horn stieß auch Karl Graf Stauffenberg, der keinen Grund für ein Tätigwerden am Kreuzberg sah.
René van Eckert wollte keinerlei Zusammenhang sehen zwischen der Weiterentwicklung des Kreuzbergs und diesem Kreisstraßenprojekt. Doch schon bei der ersten Vorstellung im Dezember hatte Habermann angedeutet, dass eine das Areal durchschneidende Kreisstraße durchaus die Planungen tangiere. Habermann kündigte für den Sommer eine ausführliche Information des Kreistages zu dem Millionen-Projekt des Franziskaner-Konvents an. "Dann werden Sie sehen, dass man die Verlegung der Kreisstraße und das Projekt nicht getrennt sehen kann", so Habermann.
Landrat: Identitätsstiftende Bedeutung des Kreuzbergs
Für den Landrat ist der Kreuzberg das besagte touristische und spirituelle Zentrum des Landkreises. "Er ist für die Identität unserer Bürgerinnen und Bürger maßgeblich", so Habermann. Wer die identitätsstiftende Bedeutung nicht sehe, sei "weit weg vom Lebensgefühl der Menschen hier", fügte der Kreischef an, er wisse 90 Prozent der Bevölkerung in dieser Frage hinter sich.
Im Kreistag wusste er seine CSU und die Freien Wähler hinter sich, die für eine Mitteleinstellung in der Finanzplanung ab 2023 von 1,6 Millionen Euro für die Kreisstraße am Kreuzberg votierten. Grüne, SPD, FDP, die Wählerinitiative Bad Königshofen und die Linke stimmten dagegen. Die Mittel werden also in die Finanzplanung eingestellt.
Eine Trasse für 1,6 Millionen Euro für wieviele Anwohner des Weilers mitten durch einen alten Buchenwald?
Die Idee einer stark in die Geländestruktur eingreifenden Straße gehört schnellstmöglich in den Papierkorb !
Trotz unübersehbarer Notwendigkeit einer umfassenderen Erzeugung von regenerativem Strom ist die gesamte Rhön für die Aufstellung von Windrädern ein absolutes Tabu-Gebiet, aber für eine Straße ins Nirgendwo (wer außer den 10 Anwohnern soll diese denn nutzen ??) werden Gremien missbraucht und Steuergelder für "Vorüberlegungen" verschwendet. Das grenzt schon fast an Untreue im Umgang mit Steuergeldern.
Lasst den Kreuzberg wie er ist!