Der Krieg in der Ukraine dauert nun bereits mehr als einen Monat an und die Ströme der Flüchtlinge reißen nicht ab. Im Landkreis Rhön-Grabfeld sind zurzeit bereits 700 Flüchtlinge angekommen.Nach Auskunft des Landratsamtes wurden 641 von ihnen vorläufig registriert. Der Landkreis stellt eine ganze Reihe von Ankunftsmöglichkeiten und Notunterkünften für die Flüchtenden zur Verfügung. Mittel- bis langfristig sollen die Menschen in den gemeldeten privaten Wohnangeboten untergebracht werden. Das funktioniert bislang schon hervorragend, betonte Landrat Thomas Habermann in einem Pressegespräch. Damit es noch besser läuft, hat das Landratsamt einen Leitfaden für das Begleiten der Geflüchteten erarbeitet, der ab sofort auf der Internetseite des Landkreises zu finden ist.
Derzeit sind nur noch wenige Flüchtlinge in der Dreifachturnhalle Bad Neustadt untergebracht. Bis Ende der Woche sollen diese ebenfalls Wohnraum für die kommenden Monate erhalten. Ende der Woche soll zudem die Kreisklinik als erste Wohnstatt für bis zu 100 Menschen zur Verfügung stehen. In den Zimmern könnten die Geflüchteten auch längere Zeit unterkommen. Zumindest länger, als in der großen Dreifachturnhalle, die zwar von allen Ankommenden bislang sehr gelobt werde, aber eben aufgrund ihres offenen Hallencharakters überhaupt keine Privatsphäre zulässt. Die positiven Rückmeldungen bezüglich der Erstankunft in der Dreifachturnhalle bestätigte im Rahmen eines Pressegesprächs auch Olga Sauer, Mitkoordinatorin der Ukraine-Flüchtlingshilfe im Landratsamt. Bislang sind mit lediglich 40 Geflüchteten die wenigsten Neuankömmlinge durch staatliche Zuteilung in den Landkreis gekommen. Der Großteil der Geflüchteten – meist Frauen mit Kindern - kamen durch private Initiativen.
Es können noch weitere Flüchtlinge aufgenommen werden
Der Landkreis sieht sich in Sachen Flüchtlingssituation bislang gut gerüstet und könnte auch weitere ankommende Menschen auffangen. In diesen Tagen ist der Zustrom zwar zurückgegangen, ob dies aber so bleibt, hängt von den Kriegsumständen in der Ukraine ab.
"Die Verteilung der Geflüchteten auf private Wohnangebote läuft auf Hochtouren", sagte Landrat Thomas Habermann. Als Erstankunftstationen des Landkreises stehen auch weiterhin die Dreifachturnhalle, das Haus St. Michael in Bad Königshofen (derzeit mit 37 Flüchtlingen belegt) und (neu) die ehemalige Kreisklinik zur Verfügung.Die Schullandheime Rappershausen und Bauersberg könnten bei Bedarf ebenfalls bereitgestellt werden.Bevor die Flüchtlinge in Wohnungen verlegt werden, schaut sich ein Mitarbeiter des Landratsamtes diese zunächst an. "Die Wohnungen müssen sich schon in ordentlichem Zustand befinden", sagte Habermann. Die Miete für den Wohnraum wird vom Freistaat Bayern übernommen, der Mietvertrag wird entweder zwischen den Geflüchteten oder mit dem Landratsamt abgeschlossen.
Neuen Leitfaden beim Begleiten der Geflüchteten vorgestellt
Genauere Infos rund um die Wohnungsvermittlung und vieles mehr hat das Landratsamt im neuen "Leitfaden beim Begleiten der Geflüchteten aus der Ukraine" zusammengefasst. Dieser ist auf der Homepage des Landkreises zu finden. Wer Wohnraum zur Verfügung stellen kann, findet dort ebenso Hilfestellungen wie bei der Eröffnung eines Bankkontos für die Neuankömmlinge, der Zugang zu Schulen und Sprachkursen, Informationen über kostenlose SIM-Karten oder Kontakt zum Arbeitsmarkt.
Unterricht für ukrainische Kinder
So schnell als möglich sollen die Kinder aus der Ukraine wieder Schulunterricht bekommen. Das funktioniert über Homeschooling aus der Ukraine zum Teil schon sehr gut. Die Kinder der Grundschulklassen können aber auch zur nächsten Grundschulklasse in ihrem neuen Wohnort gehen. Wie das funktionieren kann, muss mit den jeweiligen Grundschulen abgeklärt werden.
Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen sollen sich ebenfalls bei wohnortnahen Schulen melden. Dort werden sie in die Regelklassen aufgenommen oder auf pädagogische Willkommensgruppen verwiesen. Diese werden nach den Osterferien ab 25. April in der Realschule Bad Neustadt, dem Gymnasium Bad Königshofen sowie in den Mittelschulen in Mellrichstadt und Bischofsheim eingerichtet. Diese Willkommensgruppen sind nicht nach Schularten getrennt. Neben der Begegnung mit heimischen Schülerinnen und Schülern steht der Deutschunterricht in diesen Gruppen an vorderster Stelle.
Sprachlehrer gesucht
Auch die erwachsenen Flüchtlinge müssen in Deutschland unterrichtet werden. Der Landkreis sucht deshalb Sprachlehrerinnen und -lehrer, die der deutschen, der ukrainischen oder der russischen Sprache mächtig sind und diese vermitteln können. Das Angebot an Sprachkursen sei, so der Landrat, derzeit noch unzureichend. "Wir wollen auch nicht ein Vierteljahr warten, bis die Kurse losgehen", sagte Habermann. Allen Helfern, die sich haupt- oder ehrenamtlich in der Flüchtlingskrise engagieren, zollte Thomas Habermann ein großes Dankeschön für die geleistete Arbeit.
Anfragen bezüglich der Flüchtlingssituation können via E-Mail an ukrainehilfe@rhoen-grabfeld.de gestellt werden. Der neue Leitfaden ist unter dem Link https://www.rhoen-grabfeld.de/aktuelles/ukraine-hilfe auf der Homepage des Landkreises zu finden.