Das Landhotel in Ostheim, bekannt geworden als Thüringer Hof, hat bewegte Jahre hinter sich. Und die Zukunft des Hotels, das für die Stadt einen wichtigen Faktor im Tourismusbereich darstellt, war jüngst wieder ungewiss. Marita und Roland Schmalz, die das Haus 2016 übernommen und in Landhotel Rhönblick umbenannt hatten, haben lange nach einem Käufer gesucht, der den Betrieb weiterführt. Anfang Oktober dieses Jahres hatten die beiden schließlich verkündet, dass sie selbst aus Altersgründen und aufgrund der Corona-Pandemie keine Möglichkeit mehr sehen, das Hotel weiterhin zu betreiben. Sie hatten eine Nutzungsänderung bei der Stadtverwaltung beantragt: Das Landhotel sollte zu einer stationären Seniorenpflegeeinrichtung werden.
Bürgermeister Steffen Malzer und das Stadtratsgremium hatten dem Antrag damals zugestimmt, gleichzeitig aber bedauert, dass Ostheim ein Hotel verliert, das für den Tourismus dringend gebraucht werde. Nun kam die überraschende Wende: Marita und Roland Schmalz stellten am 1. Dezember freudestahlend den neuen Pächter ihres Hotels vor, das künftig unter dem Namen "Prisma Hotel Rhönblick" ein Stern am Rhöner Tourismushimmel werden soll.
Nicht nur das Ehepaar Schmalz ist erleichtert, dass die Arbeit, die es in den vergangenen fünf Jahren in das Hotel gesteckt hat, weitergeführt wird. Auch die Mitarbeiter freuen sich, dass ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben. Neun Vollzeit- und acht Teilzeitkräfte kümmern sich um die Gäste, sie wurden vom neuen Pächter, der Prima Hotels & Resorts AG mit Sitz in Sachsen übernommen.
Vier-Sterne-Zertifizierung wird angestrebt
Wie Michael Thamm, Expansionsleiter der Hotelgruppe, bei einem Pressegespräch hervorhob, hat Prima mit dem Rhönblick große Pläne. Das Haus wird um- und ausgebaut, die Ausstattung angehoben und ein Wellnessbereich eingerichtet, so Thamm. Im kommenden Jahr werde dann die Vier-Sterne-Zertifizierung nach Dehoga-Standard angestrebt. Daher wurde das Rhönblick auch bereits in Prisma Hotel umbenannt, wie die Vier-Sterne-Häuser der Prima-Hotelkette heißen.
In der Küche setzt die Gruppe auf regionale Produkte, kündigt Thamm an, ein neuer Küchenchef soll hier Akzente setzen. Immerhin bieten das Restaurant und eine angrenzende Stube Platz für 140 Gäste und bleiben weiterhin offen für alle. Im Biergarten können in der warmen Jahreszeit 70 Personen Platz nehmen. Das Hotel verfügt über 58 Zimmer sowie Seminarräume für 30 Personen.
Hotelkette nimmt die Rhön ins Visier
Dass die Hotelkette in Ostheim investiert, kommt nicht von ungefähr. Da Urlaub in Deutschland in Zeiten der Corona-Pandemie immer beliebter wird, hat die deutschlandweit agierende Prima-Gruppe nun auch die Rhön ins Visier genommen. Im vergangenen Frühjahr wurde das Unternehmen mit dem Kauf des Eisenacher Hauses am Ellenbogen in der thüringischen Rhön sesshaft. Das Prisma Hotel Rhönblick in der bayerischen Rhön kommt als 14. Haus der Kette dazu. Im kommenden Jahr will die Gruppe auch im benachbarten Hessen expandieren, verrät Michael Thamm.
Wandern, Radfahren, Wintersport und Wellness soll die Rhön bei den Gästen ins rechte Licht setzen. Dafür will der neue Hoteldirektor Klaus-Peter Mißberger Sorge tragen. Dazu gehört auch, dass die Infrastruktur für E-Biker am Hotel ausgebaut wird. Das hört Bürgermeister Steffen Malzer natürlich gerne. Der Stadtchef zeigte sich "heilfroh, dass das Hotel in Ostheim erhalten bleibt". Auch der Stadtrat und die Gewerbetreibenden sind glücklich über die unerwartete Wende, weiß Malzer. "Die neue Entwicklung ist wichtig für die ganze Region, und für Ostheim selbst ist das Hotel ein bedeutsamer Standortfaktor."
Hotelgruppe will vom Pächter zum Käufer werden
2019 hat die Stadt rund 25 000 Übernachtungen in Ostheim verbucht, da habe das Landhotel Rhönblick eine große Rolle gespielt, so der Bürgermeister. Dass sich die Pläne für ein Senioren-Pflegeheim erst einmal in Luft aufgelöst haben, sieht er daher gelassen. "Natürlich ist auch das Thema Pflege wichtig für die Stadt", sagt Malzer. Er hofft jedoch darauf, dass sich ein Investor findet, der diese Lücke im städtischen Angebot in absehbarer Zeit schließt.
Mit dem Pachtvertrag für das Rhönblick wurden in kürzester Zeit Fakten und ein fließender Übergang im Hotelbetrieb geschaffen, doch dabei soll es nicht bleiben. Als nächstes steht der Kauf des Hotels auf der Agenda der Hotelgruppe, die Verträge werden derzeit ausgearbeitet. Der Kontakt zwischen dem Ehepaar Schmalz und der Prima-Kette kam im Übrigen durch die Brauerei Streck zustande, die das Ostheimer Landhotel sowie das Eisenacher Haus auf dem Ellenbogen in Thüringen beliefert, verraten die Beteiligten.
Marita und Roland Schmalz sind glücklich über die Entwicklung. "Wir wollten immer, dass das Haus ein Hotel bleibt", versichern sie. "Schließlich haben wir uns in den vergangenen Jahren hier etwas aufgebaut." Mit dem Verkauf des Hotels zieht sich das Paar nun aufs Altenteil zurück. Künftig werden Marita und Roland Schmalz in Crailsheim in Baden-Württemberg leben, um näher bei ihren Kindern zu sein.