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Bad Neustadt
Überlastete Rettungskräfte, unnütze Fahrten ins Krankenhaus: Welche Erfahrungen machen die Sanitäter in Rhön-Grabfeld?
Vor allem in den Großstädten steigen die Belastungen für Rettungskräfte des BRK enorm. In Rhön-Grabfeld und teils unterfrankenweit hält sich dies noch in Grenzen.
Der Rettungsdienst im Landkreis Rhön-Grabfeld hatte im zu Ende gehenden Jahr insgesamt 7.223 Einsatzstunden in der Notfallrettung. Grund genug, dass sich die Einsatzkräfte auf den Ernstfall vorbereiten, wie hier bei einer Großübung im Steinbruch bei Salz.
Foto: Hanns Friedrich | Der Rettungsdienst im Landkreis Rhön-Grabfeld hatte im zu Ende gehenden Jahr insgesamt 7.223 Einsatzstunden in der Notfallrettung.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:30 Uhr

Dass bei Notfällen die Hilfe sehr schnell kommt, ist im Landkreis Rhön-Grabfeld bislang noch nicht gefährdet. Anders, als es Berichte von großen Kreisverbänden in den Städten befürchten lassen. Dennoch sagte BRK Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister bei der Hauptversammlung des BRK Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt, dass man oftmals an die Grenzen der Belastbarkeit komme.

Wie Heiko Stäblein, Leiter Rettungsdienst beim BRK Kreisverband Rhön-Grabfeld, betonte, leisteten hier die Ehrenamtlichen einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Notfallversorgung und zur Entlastung der Hauptamtlichen. An die zehn Prozent der Arbeiten im Rettungsdienst würden von ihnen übernommen. Und die Anforderungen würden nicht weniger. Um die Aufgaben personell weiter zu stemmen, würden im Kreisverband Rhön-Grabfeld durchschnittlich bis zu 15 Rettungssanitäterinnen und Sanitäter ausgebildet. Über den Bundesfreiwilligendienst könnten junge Menschen für den Rettungsdienst und das komplexe Hilfeleistungssystem erreicht werden.

Längere Wartezeiten bei Krankentransporten

Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) in Schweinfurt spricht von einer sehr hohen Belastung im gesamten Rettungsdienstbereich Unterfranken. Es gebe zudem sowohl in den Krankenhäusern als auch in den Pflegeeinrichtungen hohe Krankenstände bei den Mitarbeitern.

Deutlich zugenommen hätten die Krankentransporte im Rettungsdienstbereich des ZRF Schweinfurt. Bei diesen Krankentransporten komme es zu vermehrten Wartezeiten. Als Grund nannte Marina Höhn vom Rettungszweckverband die gestiegene Anzahl von Infektionstransporten, weil nach einem solchen Einsatz Fahrzeug, Geräte und Personal desinfiziert werden müssen. Dass Patienten oftmals vor allem in den Nacht- und Morgenstunden den Rettungsdienst rufen, obwohl die Schmerzen bereits ein bis zwei Tage andauern, "kommt immer wieder vor und gehört schlichtweg zum Alltagsgeschäft".

Dazu kämen - je nach Einsatzgeschehen - die psychischen Belastungen des Rettungsdienstpersonals und die 12-Stunden-Schichten. Hier unterstütze die Psychosoziale Notfallversorgung bei Bedarf die Einsatzkräfte.

Notfallversorgung sicherstellen ist nicht einfach in Rhön-Grabfeld

Fragt man Rettungsdienstmitarbeiter nach weiteren Belastungen, nennen sie auch, dass immer mehr schwergewichtige Personen unter den zu Behandelnden seien. Oftmals würden deshalb Feuerwehrleute als Tragehilfe oder eine Drehleiter als Unterstützung gerufen. Mittlerweile gibt es nach Aussage des Rettungszweckverbandes bayernweit spezielle elektropneumatische Fahrtragen sowie kraftunterstützende Treppenmodule für Tragestühle zur Unterstützung und Entlastung des Rettungsdienstpersonals.

Als Herausforderung für die Zukunft des Rettungsdienstes bezeichnete es Marina Höhn, vor allem im ländlichen Raum die Notfallversorgung ausreichend sicherzustellen. Hier sei in erster Linie ausreichend qualifiziertes Personal notwendig: "Beim derzeitigen Fachkräftemangel bleibt es fraglich, ob hier langfristig Personal zur Verfügung steht."

Katastrophenschutzbeauftragter Alexander Klamt vom BRK Rhön-Grabfeld legte bei der Versammlung die Statistik über Einsatzstunden für das zu Ende gehende Jahr (Stand Dezember 2022) vor. Danach wurden bisher 7.223 Stunden in der Notfallrettung gefahren, beim Krankentransport waren es 1.143 Stunden.

BRK Kreisgeschäftsführer dankt Ehren- und Hauptamtlichen

In diesem Zusammenhang nannte er auch die verschiedenen SEG-Schnelleinsatzgruppen mit mehr als 400 Ehrenamtlichen. Sie seien unter anderem in der Behandlung, Betreuung, Transport, Verpflegung oder auch in der Begleitung von Rettungshunden im Einsatz. Hinzu kommen die Unterstützungsgruppen Rettungsdienst in Bad Neustadt (53), Bad Königshofen (23), Mellrichstadt (22) und Bischofsheim (28).

Bei schweren Verkehrsunfällen ist schnellste Hilfe gefragt, um die Verletzten gemeinsam mit der Feuerwehr aus ihrer Notfalllage zu retten.
Foto: Hanns Friedrich | Bei schweren Verkehrsunfällen ist schnellste Hilfe gefragt, um die Verletzten gemeinsam mit der Feuerwehr aus ihrer Notfalllage zu retten.

Als weitere Herausforderungen nannte Alexander Klamt die Corona-Pandemie oder auch die Unterbringung und Betreuung von ukrainischen oder afghanischen Flüchtlingen und Einsätzen im Ahrtal. Bei den Verkehrsunfällen nannte er den "Unfallschwerpunkttag" Anfang Oktober mit Einsätzen bei Oberweißenbrunn, auf der A 71, bei Unterwaldbehrungen und Wülfershausen. Zur Energiekrise und einem eventuellen "Blackout" erklärte er, dass man für den Fall der Fälle bei Funk- oder Stromausfall vorgesorgt habe.

Auch stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter Jonas Wehner würdigte den Einsatz der Helfer: "Es ist Wahnsinn, was ihr geleistet habt, vor allem auch, weil oftmals die Alarmierung schlagartig erfolgte." Das unterstrich auch BRK Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister, der die Ehrenamtlichen und ihre Arbeit herausstellte. Sie würden ihre Freizeit für den Dienst für die Mitmenschen opfern. Er stellte aber auch Alexander Klamt besonders heraus, der maßgeblichen Anteil bei alledem habe.

 
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