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Bad Neustadt
Über 50 Jahre zur Schule gegangen: Ralf Kaminski verlässt jetzt die Wirtschaftsschule und die FOS/BOS in Bad Neustadt
Der Leiter der Wirtschaftsschule sowie der FOS und BOS, Ralf Kaminski, geht in den Ruhestand. Durch einen Zufall ist er nach Bad Neustadt gekommen.
Ralf Kaminski, Schulleiter der Wirtschaftsschule sowie der FOS und der BOS Bad Neustadt, geht in den Ruhestand. Am Donnerstag, 21. Juli, wird er offiziell verabschiedet.
Foto: Sigrid Brunner | Ralf Kaminski, Schulleiter der Wirtschaftsschule sowie der FOS und der BOS Bad Neustadt, geht in den Ruhestand. Am Donnerstag, 21. Juli, wird er offiziell verabschiedet.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 13.02.2024 10:03 Uhr

Über 50 Jahre lang ging Ralf Kaminski zur Schule. Zunächst als Schüler, dann als Lehrer und schließlich als Schulleiter. Nun lässt er den Schulalltag hinter sich und begibt sich in die Freistellungsphase der Altersteilzeit, wie es offiziell heißt. Am Donnerstag, 21. Juli, wird der Leiter der Wirtschaftsschule sowie der Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) in Bad Neustadt feierlich verabschiedet. 

Der gebürtige Niedersachse kam durch einen Zufall nach Bad Neustadt, erzählt er dieser Redaktion. Ein Referendarskollege habe sich hier bei der Berufsfachschule für kaufmännische Assistenten  - die Schule existiert heute nicht mehr - beworben, sagte dann aber wieder ab. In Bad Neustadt sei man darüber nicht amüsiert gewesen und der Bekannte wurde aufgefordert, für Ersatz zu sorgen. Diesen Ersatz habe er in Ralf Kaminski gefunden. So gelangte er 1988 an eben jene Berufsfachschule, die ihren Sitz in der Wirtschaftsschule hatte. 1990 übernahm der studierte Wirtschaftspädagoge dann dort eine Stelle und unterrichtete alle kaufmännischen Fächer und Datenverarbeitung. 

2003 wurde er Mitarbeiter der Schulleitung und ein Jahr später stellvertretender Schulleiter. Am selben Tag ging der damalige Schulleiter Peter Fenske in den Ruhestand, es gab keinen Nachfolger und somit übernahm er auch die kommissarische Leitung der Wirtschaftsschule. 2006 wurde er offiziell zum Schulleiter ernannt. 2016 kam dann die Leitung der Fach- und Berufsoberschule hinzu und Ralf Kaminski steht seitdem an der Spitze von zwei Schulen. 

Zwei unterschiedliche Schulaufsichtsbehörden

"Ich diene zwei Herren", meint dazu der 62-Jährige, der im nächsten Monat Geburtstag feiert. Bei der Wirtschaftsschule mit ihren 270 Schülern ist die zuständige Aufsichtsbehörde die Regierung von Unterfranken und die FOS/BOS (430 Schülerinnen und Schüler) untersteht dem Kultusministerium. "Jede Schulaufsicht arbeitet anders und jede Schule tickt anders", sagt Kaminski. Das habe er erst lernen müssen. Eine große Hilfe seien ihm gerade in der Anfangszeit seine beiden Stellvertreter gewesen: Wolf-Dieter Möller in der FOS und Paula Dippert in der Wirtschaftsschule.

Ein weiterer Unterschied: An der FOS hätten die Schüler ein genaues Ziel vor Augen. "Die muss man nicht motivieren", so der Oberstudiendirektor. An der Wirtschaftsschule müsse auch erzieherische Arbeit geleistet werden und es bestehe ein viel engerer Kontakt zu den Eltern. Er teilt seine Woche unter den Schulen auf. An drei Tagen ist er in der FOS und an zwei Tagen in der Wirtschaftsschule. "Beide Schulen hätten einen eigenen Schulleiter verdient", ist er der Ansicht.

Welche Ereignisse ragen in seinem Berufsleben heraus? "Ich bin stolz darauf, dass wir an der Wirtschaftsschule seit 2010 mit mobilen Computern arbeiten", erklärt dazu Ralf Kaminski. Ab der 8. Jahrgangsstufe aufwärts seien alle Schülerinnen und Schüler mit Laptops oder Tablets ausgerüstet. Die elternfinanzierten Computer sind in das Schulnetz integriert und werden in allen Fächern  - außer Sport - genutzt. Das käme bei den Jugendlichen sehr gut an.

Die Wirtschaftsschule gibt es nur in Bayern

Die Wirtschaftsschule attraktiv zu gestalten, sei für ihn sehr wichtig. Sie startet nicht nach Abschluss der Grundschule mit der 5., sondern mit der 6. Klasse. "Wir sind vom normalen Schülerstrom abgeschnitten", erläutert er die für Wirtschaftsschulen ungünstigen strukturellen Bedingungen. "Ich bin von der Schule und dieser Schulart überzeugt", sagt er. Seiner Meinung nach gehöre die Wirtschaftsschule, die es nur in Bayern gibt, in jedes Bundesland. Neben der Allgemeinbildung würde sie grundlegendes wirtschaftliches und kaufmännisches Wissen vermitteln, das im späteren Berufsleben gebraucht werde.

An der FOS sei für ihn ein wichtiges Ereignis die Einführung der Ausbildungsrichtung für Gesundheit gewesen. "Für diesen Zweig ist die FOS genau die richtige Schule am richtigen Standort." Das Angebot werde gut nachgefragt.

Auch traurige Vorkommnisse werden Ralf Kaminski in Erinnerung bleiben. Ein Schulleiter habe einmal bei seiner Verabschiedung gesagt, dass er das große Glück gehabt habe, nie am Grab eines Schülers stehen zu müssen. "Dieses Glück hatte ich nicht." Drei Schüler seien während seiner Amtszeit gestorben. 

Welche Schüler einen bleibenden Eindruck hinterlassen

Welche Schülerinnen und Schüler werden Ralf Kaminski in Erinnerung bleiben? "Das sind eher die, an denen man sich ein bisschen aufgerieben hat", antwortet darauf der zweifache Schulleiter. Treffe er nach Jahren einen eher schwierigeren Schüler wieder, freue es ihn sehr, wenn dieser beruflich auf einem guten Weg sei. "Wenn man auf der Beziehungsebene erfolgreich ist, dann kann man auch aus einem schwächeren Schüler etwas herausholen", ist er überzeugt. 

Für seinen Ruhestand hat Kaminski nach eigener Aussage kein größeres Projekt vor. "Das lasse ich auf mich zukommen", meint er. Die beiden Schulen werde er in jedem Fall vermissen. "Es ist eine Zäsur." Bislang habe er jeden Tag zahlreiche soziale Kontakte gehabt. Das werde sich nun deutlich reduzieren. "Wie ich damit klar komme, weiß ich noch nicht", sagt der Vater von zwei Söhnen.

Christian Dahl, bislang stellvertretender Schulleiter, übernimmt die Leitung der FOS und BOS.
Foto: Ralf Kaminski | Christian Dahl, bislang stellvertretender Schulleiter, übernimmt die Leitung der FOS und BOS.

Ralf Kaminskis Nachfolge ist geregelt. Christian Dahl, bislang stellvertretender Schulleiter an der FOS/BOS, tritt in seine Fußstapfen als Schulleiter der Wirtschaftsschule sowie der FOS und der BOS. An der Wirtschaftsschule übernimmt Peter Schmidt die stellvertretende Schulleitung. Er ist in München am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung tätig. An der FOS/BOS folgt als neuer Stellvertreter Tobias Weigand. Er ist bislang stellvertretender Schulleiter an der FOS in Nürnberg. Sowohl Schmidt als auch Weigand sind gebürtige Rhön-Grabfelder. Zusammen mit Kaminski geht auch seine Vertreterin an der Wirtschaftsschule, Paula Dippert, in den Ruhestand.

Rückblickend stellt Ralf Kaminski fest: "Ich bin sehr dankbar dafür, stets gute Berater an meiner Seite gehabt zu haben." Man könne bei Entscheidungen auch mal Pech haben. Bei der Entscheidungsfindung habe er sich immer auf seine Weggefährten, darunter auch seine Frau, verlassen können. 

 
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