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Bad Neustadt
Zum 50. Geburtstag: Warum die Wirtschaftsschule in Bad Neustadt im Landkreis Rhön-Grabfeld einmalig ist
Am Samstag, 14. Mai, feiert die Wirtschaftsschule ihren runden Geburtstag nach. Wie hat sich die Einrichtung entwickelt und was ist zum Jubiläum geboten?
Erst 1981 konnte die Wirtschaftsschule in ihr eigenes Gebäude in  der Bad Neustädter Franz-Marschall-Straße einziehen. Die zehn Jahre davor wurden Räume in umliegenden Schulen gemietet. Am Samstag, 14. Mai, feiert die Einrichtung ihren 50. Geburtstag nach.
Foto: Ralf Kaminski | Erst 1981 konnte die Wirtschaftsschule in ihr eigenes Gebäude in der Bad Neustädter Franz-Marschall-Straße einziehen. Die zehn Jahre davor wurden Räume in umliegenden Schulen gemietet. Am Samstag, 14.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 13.02.2024 03:53 Uhr

Das Gänsehaut-Geräusch, wenn der Lehrer mit einem zu kurzen Kreidestück über die Tafel kratzt. Die nervige Frage "Wer hat denn heute Tafeldienst?". Das ewige Kramen nach dem richtigen Heft, das man dann doch wieder daheim vergessen hat. In einigen Klassen der Bad Neustädter Wirtschaftsschule kommen solche Szenen nur noch selten vor, denn die Schülerinnen und Schüler arbeiten überwiegend mit iPads statt analog. Die iPad-Klassen sind eine der Besonderheiten der Wirtschaftsschule, die am Samstag, 14. Mai, ihren 50. Geburtstag nachfeiert.

Warum und wie entstand die Wirtschaftsschule?

"Es gab nach dem zweiten Weltkrieg bayern- und deutschlandweit einen großen Bedarf nach kaufmännisch ausgebildeten Arbeitskräften. So entstanden 1971 in Bad Neustadt auf Initiative des damaliges Landrats Gottfried Miller in Bad Neustadt die 'Staatliche Handels- und Wirtschaftsschule für Knaben und Mädchen' und die Staatliche Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS)", erläutert Ralf Kaminski. Er lehrt seit 1990 an der Wirtschaftsschule, leitet sie seit 2005 und hat ihre Entwicklung entscheidend mitgeprägt. Seit 2016 steht er zusätzlich der FOS/BOS vor.

Wie hat sich die Schule seither entwickelt?

Los ging es 1971 mit zwei Klassen und insgesamt 66 Schülerinnen und Schülern. Ein eigenes Gebäude hatte die Schule anfangs nicht, es wurden Räume in der damaligen Berufsschule (heute FOS/BOS) in der Otto-Hahn-Straße genutzt. Aus der etwas sperrig klingenden ersten Schulbezeichnung wurde 1972 die Wirtschaftsschule.

1975 lag die Schülerzahl bereits bei 300, verteilt auf elf Klassen. Die in verschiedenen Schulen gemieteten Räumlichkeiten wurden zu klein. "1981 war endlich das eigene Schulhaus da. Zu dieser Zeit hatten wir 385 Schülerinnen und Schüler in 15 Klassen", sagt der Schulleiter. Der Höchststand wurde 2006/2007 mit 18 Klassen und 503 Schülern erreicht.

Ralf Kaminski leitet seit 2005 die Wirtschaftsschule in Bad Neustadt und kann zum runden Geburtstag viel erzählen.
Foto: Paula Dippert | Ralf Kaminski leitet seit 2005 die Wirtschaftsschule in Bad Neustadt und kann zum runden Geburtstag viel erzählen.

Dann ging es nach unten, was Ralf Kaminski auch darauf zurückführt, dass die Realschule fortan ab der 5., die Wirtschaftsschule weiterhin erst ab der 7. Klasse bzw. ab der 6. Klasse (seit 2020) besucht werden konnte. Heute werden durchschnittlich 280 Lernende in 13 Klassen an der Wirtschaftsschule unterrichtet.

Was waren besondere Ereignisse in den letzten 51 Jahren?

Ralf Kaminski nennt den Einzug in das eigene Schulgebäude als einen Meilenstein. Weniger schön: 1984 und 1995 ist die Wirtschaftsschule laut Kaminski im Hochwasser 'abgesoffen'. Erfreulicher war das Jahr 1997, damals startete die Ausbildungsmesse "Berufsbasar", aus der sich der heute etablierte und beliebte Infotag Jugend und Beruf entwickelt hat.

Gerne erinnert sich Kaminski auch an 1999, als die Turnhalle in der Franz-Marschall-Straße eingeweiht wurde. Bis dahin mussten Wirtschaftsschülerinnen und -schüler freie Kapazitäten in umliegenden Hallen nutzen.

Wie unterscheidet sich die Wirtschaftsschule von anderen beruflichen Schulen?

Im Unterrichtsfach "Übungsunternehmen" simulieren Schülerinnen und Schüler den unternehmerischen Alltag. In einer fiktiven Firma müssen sie alles erledigen, was in einem realen Unternehmen auch anfallen würde: Einkauf, Marketing, Verkauf und mehr.

Die Übungsfirma kann auch als Abschlussprüfungs-Fach gewählt werden und stellt nach Auskunft von Kaminski ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu anderen Schularten dar. "2004, 2006 und 2011 haben wir sogar mit einem eigenen Messestand an internationalen Übungsfirmenmessen teilgenommen", sagt Ralf Kaminski.

Wie sieht der digitale Unterricht an der Wirtschaftsschule aus?

"Wir unterrichten seit 2010 digital, da startete die erste Notebook-Klasse. Inzwischen setzen wir elternfinanzierte Tablets ein. In den 6. und 7. Klassen arbeiten wir zusätzlich mit den iPads, ab der 8. Jahrgangsstufe komplett", erklärt Kaminski. "In begrenztem Maße" würden weiterhin analoge Unterlagen eingesetzt, auch Abschlussprüfungen und große Leistungsnachweise laufen nicht-digital.

"Ansonsten wird vom Religionsunterricht bis zu Deutsch und Geschichte in allen Fächern nur mit Tablets gearbeitet. Die Schüler bekommen ihre Unterlagen digital. Das wird sehr gut angenommen, auch die Eltern stehen hundertprozentig dahinter", beschreibt der Schulleiter.

iPad statt Zettel und Stift: In der Staatlichen Wirtschaftsschule in Bad Neustadt können wie hier 2020 bei Schülern der damaligen 8. Klasse Lehrinhalte direkt mit einem Tablet-Computer vermittelt und überprüft werden.
Foto: ArchivStefan Kritzer | iPad statt Zettel und Stift: In der Staatlichen Wirtschaftsschule in Bad Neustadt können wie hier 2020 bei Schülern der damaligen 8. Klasse Lehrinhalte direkt mit einem Tablet-Computer vermittelt und überprüft werden.

Gerade in der Pandemie habe die Unterrichtserfahrung mit mobilen Endgeräten sehr geholfen. "Die digitale Infrastruktur war vorhanden, so mussten wir nicht erst etwas ins Leben rufen, was den Unterricht auf Distanz ermöglicht."

Was ist beim Jubiläumsfest geboten?

Eigentlich sollte der Geburtstag schon im letzten Jahr gefeiert werden, was pandemiebedingt nicht ging. Umso mehr freut sich Kaminski, dass nun am Samstag, 14. Mai, von 10 bis 13 Uhr, ein Tag der offenen Tür stattfinden kann.

"Dabei können die Eltern und Großeltern sehen, was die Schüler in der Schule machen. Sie haben sich ein abwechslungsreiches Programm überlegt, wollen die Übungsfirma zeigen und die iPad-Klassen präsentieren. Außerdem gibt es einen Blick in die Vergangenheit und wir hoffen, dass einige ehemalige Kollegen und Schüler vorbeischauen", informiert Ralf Kaminski.

 
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