Die Wandersaison in der Rhön ist für dieses Jahr vorbei. Diese lief für die meisten Hütten in der Rhön den Umständen entsprechend gut. "Nach anfäglichen Schwierigkeiten durch Corona ist die Saison sehr gut gewesen, wir hatten eine hohe Zimmerauslastung und viele Tagestouristen", sagt Andreas Rau vom Fuldaer Haus in Poppenhausen. Und auch Birgit Klingenberg von der Sennhütte in Fladungen blickt positiv auf die Saison zurück: "Viele Menschen haben in diesem Jahr Urlaub innerhalb Deutschlands gemacht, was gut für uns war."
Viele Hütteninhaber gehen im Herbst in Betriebsferien und versuchen mit Winteraktionen das Geschäft auch in der kalten Jahreszeit am Laufen zu halten. "Die Umsätze in der Gastronomie sind vor allem in den Wintermonaten eher gering. In dieser Zeit mussten wir schon vor der Pandemie ums Überleben kämpfen", so Julia Geier vom Würzburger Karl-Straub-Haus in Riedenberg.
Doch die neuen Beschlüsse der Bundesregierung erschweren den Gastronomien diese Zeit nun noch zusätzlich. Der Lockdown light bedeutet für sie "eine Katastrophe", sagt Rau. Auch die Hütten müssen am Montag, den 2. November, ihre Bewirtung einstellen und dürfen Speisen ausschließlich zur Abholung oder Lieferung anbieten.
"Wir sind erschüttert"
"Wir sind erschüttert über die Beschlüsse, die uns von der Regierung verkündet wurden", kritisiert Geier. Ihre Ideen für den Winter seien mit der Entscheidung schlagartig ins Wasser gefallen. Für sie sei der Beschluss absolut unverständlich, da Ansteckungen nachweislich vor allem durch private Zusammenkünfte entstünden. In der Gastronomie treten laut Robert-Koch-Institut 0,5 Prozent der gesamten Infektionen auf. "Wir haben lange und hart gearbeitet, um alle Sicherheitsvorschriften einhalten zu können", so die Gastwirtin. Mit diesem Vorgehen würden für sie Existenzen unüberlegt zerstört.
Und auch auf der Sennhütte macht sich Klingenberg Sorgen um die Zukunft. "Der Lockdown light bringt uns um circa 200 Übernachtungen und Verluste durch die Schließung der Gaststätte", so die Inhaberin. Das Außerhaus-Angebot brächte ihr nicht viel, das habe Klingenberg bereits im Mai und April gemerkt. "Wir sind einfach zu weit ab vom Schuss." Mehr Gedanken mache sie sich allerdings um ihr Personal. Wenn sie einem Teil kündige, habe sie spätestens zur nächsten Saison wieder zu wenig Arbeitskräfte.
Betriebsferien liegen vorläufig auf Eis
Der Lockdown bedeutet für viele Hüttenbetreiber Umplanung und Unklarheit für die sonst üblichen Betriebsferien. "Normalerweise machen wir im Herbst zwei Wochen Betriebsurlaub, den planen wir aktuell aber noch nicht", sagt Alexander Hartan vom Neustädter Haus in Bischofsheim. Auch Rau habe für das Fuldaer Haus keinen Herbst- oder Winterurlaub geplant. Jürgen Schmitt von der Thüringer Hütte verbindet beides: "In der Regel hätten wir im November Urlaub. Mit Eintritt des Lockdowns werden wir das wohl verbinden."
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Geier habe den Betriebsurlaub für ihre Hütte auf unbestimmte Zeit verschoben. Geplant gewesen sei dieser vom 29. Oktober bis 30. November. Und auch Klingenberg hatte die alljährliche Betriebsruhe dieses Jahr um eine Woche nach hinten verschoben – also vom 16. November bis 25. Dezember. Diese Umplanung brächte ihr nun nichts mehr. "Es ist ein außergewöhnliches Jahr und es ist ja noch nicht zu Ende," sagt sie. In der Gemündener Hütte am Kreuzberg wartet Inhaber Marc Trum die Entwicklungen des Lockdowns ab. Je nach Lage werde er dann entscheiden, wann er nach dem "erzwungenen Urlaub" wieder öffne.
"Wir möchten arbeiten dürfen"
Klingenberg wünsche sich für die Zukunft, Gäste bewirten zu dürfen. Sie habe auch dieses Jahr dankbare Gäste gehabt, die froh waren, ein paar "normale" Urlaubstage zu verbringen. Leider gäbe es auch immer wieder Gäste, die sich nicht an die Regeln halten wollen.
"Jeder sollte wissen, wie die Regeln in Corona-Zeiten sind", sagt Sie. Auch Klingenberg und ihre Mitarbeiter müssten ständig mit Mund-Nasenschutz arbeiten und würden diese Regeln nicht in Frage stellen. Die Wirtin appelliert: "Wir möchten arbeiten dürfen, um unsere Existenz zu sichern."