Wer momentan im Wald spazieren geht, der sieht ein für Mitte August ungewohntes Bild: Richtige Herbstgefühle kommen auf, viele der Bäume haben schon Nadeln und Blätter abgeworfen. Was im November ganz normal ist, ist aktuell aber eine Folge der akuten Hitze und Trockenheit. Und für den Wald sehr gefährlich.
Noch nie so lange warm und trocken
Seit Wochen schon ist Regen im Landkreis Mangelware. Dazu erreichen die Temperaturen nach einer leichten Abkühlung dieser Tage wieder Rekordhöhen. Das sorgt natürlich auch für Sorgen bei den verschiedenen Forstbetrieben in Rhön und Grabfeld. Das gilt für den Forstbetrieb Bad Königshofen, wie Betriebsleiter Sebastian Höllerl bestätigt. „Noch nie war es so lange so warm und trocken. Das hat dieses Jahr schon im April angefangen, so früh wie selten.“ Kurze Regenschauer helfen nicht viel: „Das sind viel zu geringe Mengen, die schnell oberflächlich abfließen.“ Der Wald bräuchte mindestens zwei Tage Dauerregen, um sich wieder etwas zu erholen. Tatsächlich sei es der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Das setzt dem Wald sehr zu.
„Kleine Pflanzen haben große Probleme“, erklärt Höllerl, „ihnen geht das Wasser aus, sie können in ihren Wurzeln nicht viel speichern.“ Kollegen von Höllerl sprechen bei frischen Pflanzungen von Ausfallquoten zwischen 30 und 40 Prozent. Da habe man in Königshofen noch sehr viel Glück, hier gehe es den Pflanzen verhältnismäßig gut. Allerdings weiß keiner, wie lange die Trockenheit anhält. Der einzige vergleichbare Sommer sei 2003 gewesen. Doch da begann die Hitzeperiode später und dauerten an bis in den Herbst. „So lange können die Pflanzen aktuell auf keinen Fall mehr warten, sie brauchen sofort Wasser“, weiß Höllerl.
Bodenwasser aufgebraucht
Altbäume dagegen können im Normalfall auch längere Trockenperioden aushalten. Sie können sich in dieser Zeit mit Bodenwasser versorgen. Doch mittlerweile ist Betriebsleiter Höllerl auch bei ihnen besorgt: „In Würzburg ist eine Waldklima-Station, der Forst ist unserem sehr ähnlich. Das Bodenwasser ist dort nun aufgebraucht.“ Dasselbe gelte wohl auch für die Wälder um Königshofen. „Es wird dringend Regen gebraucht.“
Doch nicht nur der fehlende Regen setzt den Bäumen zu: „Das Wetter ist perfekt für Schädlinge wie den Borkenkäfer.“ Die sowieso schon geschwächten Bäume erweisen sich als leichte Ziele. Vor allem die Fichte trifft es hart: Diese hat flache Wurzeln und kann somit weniger Bodenwasser aufnehmen -- ein gefundenes Fressen für das Ungeziefer. Aber auch andere Bäume leiden momentan unter starkem Insektenbefall: „Schwammspinner sind für die Eiche ein großes Problem“, stellt Höllerl fest. Diese wurden sogar schon in der ganzen Region gemeinsam bekämpft.
Ungewohntes Herbstbild
All diese hitze- und trockenheitsbedingten Probleme sorgen unter anderem für das ungewohnte Herbstbild im August. „Der frühzeitige Laubfall der Laubbäume sieht so aus, ist aber nicht so wie der im Herbst“, erklärt Sebastian Höllerl. „Die Blätter verfärben sich nicht.“ Es sei eine Abwehrreaktion und keine reguläre zeitliche Abfolge. Fraglich, wie gut sich die Bäume vom Blattverlust erholen können.
Doch was dagegen tun? Höllerls bittere Antwort: „Kurzfristig erst mal gar nichts. Wir können ja nicht den ganzen Wald wässern.“ Nur gegen die Schädlinge könne man mit sogenannter „sauberer Waldwirtschaft ankommen“. Sobald Käferbefall entdeckt wird, wird dieser sofort vom jeweiligen Förster in eine App eingetragen. So kann man schnell reagieren und den betroffenen Baum fällen und aus dem Wald bringen, damit sich die Schädlinge nicht in dem Baum entwickeln und dann andere befallen können.
Förster setzen auf Waldumbau
Langfristig sei es wichtig, auf Waldumbau zu setzen. Dabei werden die an das aktuelle Klima besser angepassten Bäume gefördert und neue Kulturen angelegt. Wichtig sei, dass man auf Mischbestände setzt. Würde man nur eine besonders resistente Baumart nehmen, könne es gut sein, dass sich schnell eine Käferart darauf spezialisiert und diese befällt. Daher arbeite man in Königshofen und Umgebung beim Waldumbau immer mit vier verschiedenen Baumarten pro Areal.
Doch was passiert dann mit den weniger angepassten Bäumen? Wird es tatsächlich irgendwann keine Fichten mehr im Grabfeld geben, wie einige vermuten? Höllerl: „Es wird in Zukunft weniger Fichten geben, doch ich gehe nicht davon aus, dass sie komplett verschwindet.“ Trotzdem wird das Waldbild sich verändern: Laubbäume werden das Bild hauptsächlich prägen, sie sind am tolerantesten gegenüber der Trockenheit. Wichtig ist es dem Forstbetrieb Bad Königshofen aber erst einmal, dass es in Zukunft das herbstliche Waldbild auch wieder erst im Herbst zu sehen gibt -- mit möglichst vielen fitten Bäumen und Pflanzen.