Warum hortete ein Mann in seinem Wohnhaus in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) Waffen und Sprengstoff? Eineinhalb Jahre lang ist gegen den Beschuldigten ermittelt worden. Nun muss er mit einer Anklage rechnen. Dies bestätigte der Schweinfurter Oberstaatsanwalt Reinhold Emmert an diesem Montag gegenüber dieser Redaktion. Die Vorwürfe: Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz. Aufgeflogen war der mutmaßliche Waffensammler wohl durch einen Unfall.
Die etwas skurrile Geschichte beginnt am 25. Juli 2020. Mit "schweren Verletzungen an der Hand", wie Oberstaatsanwalt Emmert später bestätigt, taucht ein Mann beim Rettungsdienst in Bad Königshofen auf. Laut Informationen der Redaktion hat der Patient vorher in einem Naherholungsgebiet mit explosivem Material hantiert und muss notoperiert werden.
Die Polizei wird durch den Vorfall offenbar misstrauisch: In den folgenden Tagen – am 26. und 27. Juli 2020 – durchsuchen Kriminalpolizei sowie Sprengstoffexperten Wohnung und Keller des Mannes. Auch das Landeskriminalamt wird in die Ermittlungen einbezogen. Die Ermittler finden Waffen, "für die der Betroffene keine waffenrechtliche Erlaubnis besaß", wie Emmert sagt.
Maschinenpistolen, Faustfeuerwaffen, Sprengköpfe sichergestellt
Die Öffentlichkeit bekommt davon zunächst nichts mit. Erst durch Recherchen dieser Redaktion wird der Fall Ende 2020 bekannt. Eine Anfrage bei der Staatsanwaltschaft Mitte 2021 ergibt, dass die Begutachtung der sichergestellten Waffen durch das LKA noch bis Jahresende andauern soll.
Jetzt bestätigt der Schweinfurter Oberstaatsanwalt: Die Ermittlungen sind abgeschlossen. Das Ergebnis der Waffenauswertung: Mehrere bei dem Beschuldigten sichergestellte Gegenstände fallen unter das Kriegswaffenkontrollgesetz. Dabei handelt es sich laut Emmert "um wesentliche Bauteile von Maschinengewehren und um Leuchtspurmunition". Aus den Teilen habe "ein nahezu komplettes Maschinengewehr MG3" zusammengebaut werden können. Das Gewehr wäre zwar "nicht schießfähig" gewesen, so Emmert, "es hätte jedoch schießfähig gemacht werden können".
Der Mann habe außerdem "mehrere Maschinenpistolen und diverse Faustfeuerwaffen" besessen, für die er ebenfalls keine waffenrechtliche Erlaubnis hatte. Laut Emmert wurden dazu zwei mit insgesamt 300 Gramm des Sprengstoffs TNT gefüllte Sprengtöpfe von Stielhandgranaten aus dem Zweiten Weltkrieg sichergestellt.
Hintergründe geben Rätsel auf
Wie kam der Mann an die Waffen? Und warum hat er sie in seinem Wohnhaus gesammelt? Das ist laut Staatsanwaltschaft noch völlig unklar: "Nähere Erkenntnisse zur Herkunft der Waffen und zum Grund für das Sammeln haben wir nicht", sagte Emmert an diesem Montag. Der Beschuldigte habe sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.