Im Juli 2020 stießen Ermittler durch einen Zufall auf Dutzende Waffen, die ein Mann in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) in seinem Wohnhaus gehortet hatte. Bekannt wurde die drohende Gefahr erst im Dezember 2020 durch Recherchen dieser Redaktion. Bis zur Klärung des Falls wird es indes noch länger dauern – nämlich bis mindestens Ende 2021.
Der Reihe nach: Ende Juli 2020 tauchte ein Mann mit "schweren Verletzungen an der Hand" beim Rettungsdienst in Bad Königshofen auf, wie Reinhold Emmert von der Staatsanwaltschaft Schweinfurt Ende 2020 bestätigte. Nach Informationen der Redaktion hatte er vorher in einem Naherholungsgebiet mit explosivem Material, vermutlich Schwarzpulver, hantiert und musste notoperiert werden.
Hintergründe bleiben zunächst unklar
Die Polizei machte die Sache misstrauisch. Zwei Tage lang durchsuchten Kriminalbeamte und Sprengstoffexperten Wohnung und Keller des Mannes. Auch das Landeskriminalamt war in die Ermittlungen einbezogen. Sprengstoff wurde wohl nicht gefunden, dafür wurden aber mehrere Waffen sichergestellt, "für die der Betroffene keine waffenrechtliche Erlaubnis besaß", so Oberstaatsanwalt Emmert. Darunter ein vollautomatisches Maschinengewehr.
Hintergründe zu dem Fall bleiben indes weiter offen, etwa die Frage, ob es sich bei dem Mann um einen Waffensammler oder einen Angehörigen einer bestimmten gewaltbereiten Szene handelt. Auch wie viele Waffen er gelagert hatte und warum, ist ein knappes Jahr nach der Durchsuchung unklar: "Der Sachstand ist unverändert", erklärt Emmert nun auf Nachfrage. Die "lange Ermittlungsdauer" begründet er "mit der laufenden Begutachtung der sichergestellten Waffen".
Warum zieht sich die Untersuchung so lange?
Ein Abschluss der Untersuchung ist noch nicht in Sicht: "Vor Ablauf des Jahres", so der Staatsanwalt, "ist mit Ergebnissen der Begutachtung nicht zu rechnen" – also frühestens eineinhalb Jahre nach dem Fund. Ob sich dieser Prozess aufgrund der großen Zahl oder der speziellen Art der Waffen so in die Länge zieht, kann Emmert nicht sagen. "Die Begutachtung wird durch das Bayerische Landeskriminalamt vorgenommen", sagt er. Dort werde "grundsätzlich nach Priorität" gearbeitet, so würden zum Beispiel "Haftsachen vor Nichthaftsachen" behandelt. Der Mann aus Bad Königshofen ist auf freiem Fuß.
Die Öffentlichkeit war von den Ermittlern nicht über den Fall informiert worden. Warum konnte man beim zuständigen Polizeipräsidium Unterfranken nicht mehr nachvollziehen. Möglicherweise hätten anfangs "ermittlungstaktische Gründe" eine Rolle gespielt, erklärte eine Sprecherin, nachdem dieser Redaktion im Dezember 2020 erste Informationen zu dem Waffenfund vorlagen. Es könne aber auch sein, dass es aufgrund der Beteiligung unterschiedlicher Ermittlungsbehörden schlicht vergessen worden sei.