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Oberfladungen
Tierliebe ohne Grenzen: Kranke und misshandelte Tiere finden bei Janina Klüglein in der Rhön ein neues Zuhause
Verletzte Igel, verwaiste Wellensittiche oder andere Tiere in Not: Janina Klüglein pflegt sie auf ihrem Hof und wildert sie aus oder sucht ein Zuhause für sie.
Janina Klüglein päppelt kranke, misshandelte oder ausgesetzte Tiere wieder auf und gibt ihnen ein neues Zuhause. Das Foto zeigt sie mit ihrem Schützling, dem Igel Herbert.
Foto: Priska Schimming | Janina Klüglein päppelt kranke, misshandelte oder ausgesetzte Tiere wieder auf und gibt ihnen ein neues Zuhause. Das Foto zeigt sie mit ihrem Schützling, dem Igel Herbert.
Franziska Sauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:22 Uhr

Tiere begleiten Janina Klüglein schon seit frühester Kindheit. Mit ihrem Mann Manuel und den drei Kindern bezog die gebürtige Waldbergerin vor wenigen Monaten einen gemütlichen und von Wald umgebenen Hof im kleinen 16-Seelen-Weiler Huflar bei Fladungen. Zuvor lebte die fünfköpfige Familie in Waldberg.

"In Waldberg hatten wir ein kleines altes Haus ohne Zentralheizung mit sehr großem Garten, das wir angefangen haben zu sanieren", erzählt die 34-Jährige. Dank einer "glücklichen Fügung" kam die Familie im Herbst vergangenen Jahres an ihr Traumhaus in Huflar. "Unsere Freunde wohnen nebenan und ich freue mich immer, heimzukommen", sagt die freiberufliche Sängerin.

Der geretteten Henne Chili sieht man ihr Leben als Legehenne in einem riesigen Bodenhaltungsbetrieb deutlich an.
Foto: Janina Klüglein | Der geretteten Henne Chili sieht man ihr Leben als Legehenne in einem riesigen Bodenhaltungsbetrieb deutlich an.

Fullhouse auf dem Hof von Familie Klüglein in Huflar

Auch wenn Huflar sehr abgeschieden liegt, ein einsames Leben führt Familie Klüglein nicht. Ganz im Gegenteil. Im Moment leben 20 Handicap-Tauben, acht aussortierte Legehennen, sechs ehemalige Laborkaninchen, sechs Igel, drei gerettete Mastputen, zwei Gänse und eine Katze auf dem Hof, erzählt Janina Klüglein, deren Tag meistens bereits bei Sonnenaufgang beginnt. "Füttern, die Tiere rauslassen, zwischendurch wieder füttern und abends alle reinbringen und noch einmal füttern", beschreibt sie ihren typischen Tagesablauf.

Für die Tiere ist Janina Klüglein sieben Tage die Woche da. Sie fährt mit ihnen zum Tierarzt oder sucht für sie ein neues Zuhause. Gerade erst hat sie Kaninchen "Joe", das früher in einem kleinen Käfig ohne Einstreu auf einem Balkon leben musste, weiter vermittelt.

Die Kosten für Futter, Tierarzt und vieles mehr zahlt Janina Klüglein aus eigener Tasche. "Von der Tierhilfe Schweinfurt bekommen zwar private Pflegestellen für Wildtiere finanzielle Unterstützung. Und für die Vermittlung von Kaninchen Joe gab es auch erstmals einen Zuschuss. Aber den Rest zahle ich als Privatperson selbst." Bei über 45 Tieren kommt da einiges zusammen.

Enges Vertrauen zwischen Tier und Mensch: Kaninchen Molly lässt sich von Janina Klüglein auf den Arm nehmen und streicheln.
Foto: Stefanie Söder | Enges Vertrauen zwischen Tier und Mensch: Kaninchen Molly lässt sich von Janina Klüglein auf den Arm nehmen und streicheln.

Mit geretteten Legehennen fing es an, dann nahm alles seinen Lauf

Dabei fing einmal alles ganz klein an: "Im Internet bin ich auf 'Rettet das Huhn' gestoßen, eine Organisation, die Legehennen rettet, die nach 14 Monaten Höchstleitung geschlachtet werden sollen", erzählt Janina Klüglein. Nach Prüfung und Erfüllung der nötigen Voraussetzungen durfte sie ihre ersten Hühner aufnehmen. Hanni und Nanni, zwei halbrasierte Laborkaninchen aus Paderborn, zogen auch gleich noch mit ein. "Und so ging das immer weiter", sagt sie.

In den letzten Jahren gab Familie Klüglein immer mehr kranken, misshandelten oder ausgesetzten Tieren ein Zuhause. "Ich helfe zusätzlich noch bei der Wildtierrettung, daher habe ich auch noch sechs Igel im Keller, die gerade schlafen", sagt Janina Klüglein. Wenn sie im Frühjahr wieder wach sind, werden sie kontrolliert ausgewildert. 

Janina Klüglein beschäftigt sich schon immer gerne mit Tieren, wie hier mit Huhn Ella.
Foto: Stefanie Söder | Janina Klüglein beschäftigt sich schon immer gerne mit Tieren, wie hier mit Huhn Ella.

Janina Klüglein hat eine Leidenschaft für gefiederte Freunde

Während die Igel ihren Winterschlaf halten, bekommen die aussortierten Legehennen, ehemaligen Laborkaninchen und anderen Handicap-Tiere täglich ihre wohlverdiente und liebevolle Aufmerksamkeit. Trotz aller Fürsorge sitzt der Schmerz bei vielen Tieren tief. "Sie werden ihre Angst vor Menschen nie verlieren", erzählt Janina Klüglein, die natürlich jedes Tier beim Namen kennt. 

Da wären zum Beispiel die ausgesetzten Wellensittiche Ninja und Regenbogen. Oder Mastpute Noel. Ihre Rettung weckte bei Janina Klüglein eine große Leidenschaft für Geflügel. Mit ihrer Freundlichkeit und Neugier hat Noel Janina Klügleins Herz im Sturm erobert und ihre ganz besondere Beziehung zum Federvieh maßgeblich geprägt.

Auch verwaiste oder verletzte Eichhörnchen, Wildenten und -gänse lässt die 34-Jährige nicht im Stich. Wenn es um die Rettung solcher Lebewesen geht, ist Janina Klüglein einfach da und versucht Hilfe zu leisten, auch wenn es bedeutet, dass sie mehrmals nachts zum Füttern aufstehen muss. Selbst zu Freunden werden die hilfsbedürftigen Tiere mitgenommen. "Meine Freunde kennen das schon von mir und wissen, wie ich ticke", sagt die Dreifach-Mama. Für sie ist die Tierrettung eine Herzensangelegenheit. 

Durstig: Eichhörnchen Amy wird von Janina Klüglein versorgt.
Foto: Janina Klüglein | Durstig: Eichhörnchen Amy wird von Janina Klüglein versorgt.

Ein Herz für bedürftige Tiere

"Ich wollte schon als Kind was mit Tieren machen und bereue bis heute, dass ich nicht Tierärztin geworden bin", berichtet die gebürtige Waldbergerin. Stattdessen hat sie eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten gemacht, Theologie studiert und anschließend in der Flüchtlingshilfe gearbeitet. Ihr Wissen über Tiere habe sie sich im Laufe der Zeit angeeignet – über Seminare, Fragen an Tierärzte, Bücher und das Internet.

Seit eineinhalb Jahren engagiert sie sich aktiv im Tierschutzverein "Tierhilfe Schweinfurt". Und betreibt auch Aufklärungsarbeit zum Thema. Denn die Schicksale der Tiere bewegen die 34-Jährige sehr. "Ich habe schon so schlimme Sachen erlebt. Abgehärtet wird man nicht. Aber man wird entschädigt, wenn man sieht, wie die Tiere heilen. Das gibt einem so viel, wenn die Kaninchen über die Wiese flitzen oder die Hühner sich freuen, mich zu sehen", sagt sie.

Für Mastputen wie Queeny ist die Lebenserwartung trotz Rettung sehr gering, denn Mastputen leiden unter der Qualzucht, die zu Verfettung, kaputten Gelenken und zerstörten Organen führen kann.
Foto: Janina Klüglein | Für Mastputen wie Queeny ist die Lebenserwartung trotz Rettung sehr gering, denn Mastputen leiden unter der Qualzucht, die zu Verfettung, kaputten Gelenken und zerstörten Organen führen kann.

Darum ist Aufklärungsarbeit so wichtig

Kraft und Motivation schöpft Janina Klüglein auch aus der Hoffnung, dass sie bei anderen Augen und Herz öffnen kann. "Ich weiß, dass es nichts bringt, wenn ich eine Pute rette. Es gibt noch Millionen andere in Deutschland, denen ich nicht helfen kann", so Janina Klüglein. "Aber wenn ich den Leuten die Geschichte von Noel auf Instagram erzähle und sie dann keinen Putenbraten mehr essen, habe ich geschafft, was ich will."

Für die 34-Jährige, die selbst seit drei Jahren vegan lebt, ist es wichtig, die Öffentlichkeit auf die Opfer der Nutztierhaltung aufmerksam zu machen. "Ich möchte andere aufklären. Das ist mein Antrieb. Auch wenn es Kraft und Zeit kostet." In puncto Tierschutz gibt es eine ganze Menge zu tun. "Der Bedarf ist riesig. Jeder von uns kann etwas zum Tierschutz beitragen", findet Janina Klüglein. "Es muss nicht immer eine Pflegestelle für ein Tier sein. Es werden auch Leute gebraucht, die Tierfahrten übernehmen."

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Als Nächstes plant die Familie Klüglein einen Arbeitseinsatz auf ihrem Hof in Huflar. Es müssen unter anderem Volieren und Gehege für Tiere aufgebaut werden. "Jede oder jeder, der helfen möchte, ist am 23. März bei uns herzlich willkommen", würde sich Janina Klüglein über Unterstützung freuen. Wer Interesse hat oder sich einfach informieren möchte, kann sich bei der Tierhilfe Schweinfurt, E-Mail: info@tierhilfe-sw.de, melden.

 
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Kommentare
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  • Ludwig Schmidt
    Tolle Sache, die höchste Anerkennung verdient :)
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  • Franz Schröter
    Hierfür gibt's nur ein Wort: Respekt.
    Es ist toll, dass es noch solche Menschen gibt.
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