Die Augen von Isabell Mais beginnen zu leuchten, wenn sie sagt, sie freue sich auf den März. Aber nicht, weil dann die Fastenzeit beginnt oder sie den Frühling herbeisehnt, sondern, weil dann für sie die Saison als Eichhörnchen-Pflegerin beginnt. Diese Tiere bringen nämlich von März bis September ihren Nachwuchs zur Welt. Und der braucht manchmal Hilfe.
Isabell Mais hat in Mainbernheim eine Eichhörnchen-Pflegestelle unter dem Dach des Vereins Tierhilfe Schweinfurt eingerichtet. Sie bringt mit Tierliebe und medizinischen Fachkenntnissen beste Voraussetzungen mit. "Ich glaube, die Tierliebe hat mit meine Oma vererbt", sagt die 31-Jährige, die als Intensivkrankenschwester in der Würzburger Universitätsklinik schwer kranke Menschen betreut. In ihrer Freizeit versorgt sie kranke und kaum lebensfähige Eichhörnchen.
Was Menschen und Eichhörnchen gemeinsam haben
"Tatsächlich unterscheiden sich Menschen und Eichhörnchen in Notfall-Situationen kaum", sagt Isabell Mais. Sie war einst zur Tierhilfe Schweinfurt gekommen, um dort Igeln und Siebenschläfern zu helfen, fand ihre Passion dann aber rasch mit der Betreuung von Eichhörnchen. Sie wurde von einer Kollegin eingelernt, eignete sich bei Tierärzten Fachwissen an und erwirbt derzeit den großen Sachkundenachweis, der Voraussetzung für eine amtliche Eichhörnchen-Pflegestelle ist.
"Wir haben hier eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Jäger Martin Reinhart und dem zuständigen Förster Achim Volkamer zum Wohl der Tiere", sagt Isabell Mais. Eichhörnchen sind menschenscheue Tierchen, doch wie sie erzählt, gehen die Nagetiere mit dem charakteristischen buschigen Schwanz auf Menschen zu, wenn sie krank oder verletzt sind.
Medizinische Pflege und Futter für kranke Eichhörnchen
Wenn ein Jungtier die Mutter verloren hat oder nur aus dem Nest gefallen ist, versucht die Tierschützerin eine schnelle Rückführung, die aber nicht immer klappt. Immer gefordert ist das Füttern der Tiere und wenn sie zudem krank oder noch sehr klein sind, bringt Isabell Mais ihre Schützlinge in ihr Wohnhaus, um sie aufzuwärmen, bis nach einigen Wochen das Fell wächst. Dann ziehen die tierischen Pflegekinder in eine Außenvoliere um.
Den einen hilft die Eichhörnchen-Ersatzmutter mit einer Gipsschiene um ein gebrochenes Beinchen, anderen verabreicht sie Medikamente wegen internistischen Krankheiten und wieder anderen gibt sie einfach Hilfestellung bei einem holprigen Lebensstart. "Wir haben sogar fast alle Tierchen mit Schädel-Hirn-Trauma wieder gesund pflegen können", erzählt Isabell Mais stolz.
Sie geht in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf und gibt allen ihren Findelkindern aus dem Wald einen Namen für die Dauer des Aufenthalts unter ihren Fittichen. Die ehrenamtliche Pflegerin arbeitet eng mit Tierärzten zusammen. Manche Jung-Eichhörchen kommen nicht einmal handgroß zu ihr. Mais findet ihren Lohn darin, dass ihre Schützlinge gesunden und wachsen und dann nach mehreren Wochen wieder in ihren natürlichen Lebensraum entlassen werden können.
Eichhörnchen-Pflege: erst im Haus, dann in der Voliere, dann in Freiheit
Wenn die kleinen Nager wieder gesund sind, bringt die 31-Jährige sie in den Wald in eine Auswilderungsvoliere. Voliere, Futter und andere Dinge hat Isabell Mais aus ihrer eigenen Tasche bezahlt. Sie schätzt, dass sie jährlich 3000 bis 4000 Euro für ihr bemerkenswertes Hobby aufwendet. Im vergangenen Jahr hatte sie 17 Findelkind-Eichhörnchen – alle hat sie erfolgreich versorgt.
Zur Aufzucht der Eichhörnchen benötigen Menschen wie die Wahl-Mainbernheimerin ein spezielles Milchpulver, dass aus den Niederlanden importiert wird. Daneben eignen sich Sonnenblumenkerne sowie Walnüsse und Haselnüsse als Futter. Deswegen sagt Isabell Mais: "Nussspenden kann ich nie genug bekommen".
Die Tierhilfe Schweinfurt, der Isabell Mais angehört, finanziert sich über Spenden. Spender können zum Beispiel für 30 Euro eine Patenschaft für ein Tier übernehmen. Spenden an: Tierhilfe Schweinfurt, IBAN: DE 15 7933 0111 0000 0001 26.
Und dass die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure zum Wohle der Tiere gut klappt, finde ich klasse.