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Waltershausen
Teuer wird's sicher: Wohin mit dem Klärschlamm im Grabfeld?
 In Zukunft wird es immer schwieriger werden, Klärschlamm auf Felder auszubringen. Der einst geschätzte billige Dünger ist unter anderem wegen Belastungen mit Schwermetallen und Mikroplastik in Verruf geraten.
Foto: Philipp Schulze/dpa |  In Zukunft wird es immer schwieriger werden, Klärschlamm auf Felder auszubringen. Der einst geschätzte billige Dünger ist unter anderem wegen Belastungen mit Schwermetallen und Mikroplastik in Verruf geraten.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:07 Uhr

Jahrelang war für die Gemeinden mit eigener Kläranlage die Sache einfach. Die Bauern der Umgebung holten den nach der Behandlung des Schmutzwassers übrigen Schlamm in den Anlagen ab und brachten ihn als Dünger auf ihre Felder. Für beide Seiten eine Win-win-Situation. Die Gemeinde musste sich nicht um die Entsorgung kümmern und erlöste vielleicht noch ein paar Euro, die Bauern sparten sich eine Menge zusätzlichen Dünger. Spätestens mit Veröffentlichung der Klärschlammverordnung von 2017 und der darauf folgenden Düngeverordnung hat sich die Situation geändert.

Rückgewinnung von Phosphat wird zur Pflicht

Der Gesetzgeber will die Rückgewinnung von Phosphat aus Klärschlamm zur Verpflichtung machen. Außerdem gibt es strengere Grenzwerte für Schwermetalle. Kunststoffe und Mikroplastik gelten umweltpolitisch als unvertretbar, ebenso wie Medikamentenrückstände. Zwar gilt die Entsorgungspflicht erst ab dem 1.  Januar 2029 für Kläranlagen, die für mehr als 100 000 Einwohnergleichwerte ausgelegt sind, aber bis zum 31. Dezember 2023 muss jeder Klärschlammerzeuger gegenüber der zuständigen Behörde erklären, wie er sich die künftige Entsorgung vorstellt. Es gibt zwar noch viel mehr Fragen als Antworten zu diesem Thema, aber schon jetzt ist klar, dass wegen der hohen Kosten kleine Gemeinden alleine mit der Aufgabe überfordert sein werden. 

Künftig soll Klärschlamm vermehrt getrocknet und verbrannt werden. 
Foto: Ebinger | Künftig soll Klärschlamm vermehrt getrocknet und verbrannt werden. 

Auch die Mitgliedsgemeinden der Grabfeldallianz bleiben von der Entwicklung nicht verschont, und deshalb hatte Lenkungsgruppensprecher Jürgen Heusinger, der auch Bürgermeister von Sulzfeld ist, den Diplom-Ingenieur Hans-Ulrich Hossfeld zur jüngsten Sitzung ins Gästehaus nach Waltershausen eingeladen. Denn Hossfeld hat zu diesem Thema bereits eine Studie für die Rhön-Allianz im Landkreis Bad Kissingen erarbeitet. Nach den gut zwei Stunden, in denen sich die Versammlung mit dem  Thema befasste, blieben noch viele Fragen offen. Eine der Möglichkeiten, den Klärschlamm loszuwerden, ist die Verbrennung. Dazu muss der Schlamm aber mittels einer Presse entwässert werden.

Die Grabfeldallianz strebt eine gemeinschaftliche Lösung an

Die Gemeinde Sulzfeld geht diesen Weg schon, wobei die Schlammbehandlung in der Kläranlage von Poppenlauer (Landkreis Bad Kissingen) vorgenommen wird. Heusinger betonte aber, dass seine Gemeinde aus Gründen des Allianzgedankens trotzdem eine gemeinsame Lösung anstrebt. Auch die Stadt Bad Königshofen hat sich mittlerweile eigene Gedanken über die Behandlung des Klärschlamms gemacht. Eine Anlage zur Verbrennung existiert laut Ingenieur Hossfeld bereits in Aschaffenburg, weitere sollen in Nürnberg und Schweinfurt oder Würzburg errichtet werden.  

Ganz andere Ziele verfolgt Alfred Kilian. "Wir verbrennen hier hochwertigen Dünger", betonte der Unternehmer und stellvertretende Bürgermeister von Herbstadt. Das einzige Problem sieht er in der Entfernung von Schwermetallen oder Kunststoffteilen. Mittlerweile seien aber dafür Verfahren entwickelt worden, die beim Erlass der Novelle 2017 noch nicht verfügbar gewesen seien.

Auch die Lebensmittelindustrie lehnt Klärschlamm auf Feldern zunehmend ab

Im Grunde können kleinere Gemeinden auch weiterhin dann vorbehandelten Klärschlamm an Landwirte abgeben. Was allerdings auch hohe Kosten für die Phosphatgewinnung und die Entfernung von Schwermetall und Kunststoff nach sich ziehen würde. Dazu kommt, wie Heusinger und Hossfeld deutlich machten, dass die Lebensmittelindustrie aus Imagegründen die Produktion von Getreide oder anderen Feldfrüchten auf Äckern mit Klärschlamm zunehmen ablehne. Deshalb sei eine zukünftige landwirtschaftliche Verwertung nur noch sehr eingeschränkt möglich, stellte Hossfeld fest.  

Ingenieur Hossfeld erhielt schließlich den Auftrag, eine Studie zu erstellen, um verschiedene Lösungsansätze aufzuzeigen. Dazu ist es in einem ersten Schritt zunächst einmal notwendig, die Beschaffenheit der einzelnen Kläranlagen der Mitgliedsgemeinden festzuhalten, um einen Überblick über die technische Ausrüstung zu erhalten.          

 

 
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