Wenn man Teebeutel in eine Tasse hängt und mit Wasser übergießt, kann man das heiße Getränk – je nach Teesorte – in der Regel nach ungefähr acht bis 15 Minuten genießen. Etwas länger, nämlich drei Monate, fällt die Wartezeit aus, wenn man die kleinen Beutelchen, statt sie aufzubrühen, im Sinne der Wissenschaft in der Erde verbuddelt.
Am Ende steht dann auch nicht wie im ersten Fall der Genuss des angenehm wärmenden Getränks.Dafür sagt das Gewicht der wieder ausgegrabenen Teebeutel einiges aus über die Bodenqualität am Vergrabeort, weiß Emilian Bühner. Der 13-Jährige aus Querbachshof hat am bundesweiten Laien-Forschungsprojekt "Expedition Erdreich" teilgenommen und holte kürzlich nach dem erwähnten Vierteljahr Wartezeit den Tee wieder aus der Erde.
Rückblick: Am 25. Juli dieses Jahres hatte der Schüler die Teebeutel –drei Mal Rooibusch, drei Mal Grüntee – in die Erde gebracht. Wie geplant verbuddelte er den einen Teil der Beutel mit Unterstützung des Landwirts Christof Herbert auf einem von dessen ökologisch bewirtschafteten Rotklee-Feldern, den anderen auf dem konventionellen Feld eines anderen Querbachshofer Landwirts. Dort wächst Gerste.
Einige Regeln mussten dabei beachtet werden, schließlich sollen die Ergebnisse der Laienforscher aus dem ganzen Bundesgebiet, die im Internet gemeldet werden, später auch vergleichbar sein. Denn bei der "Expedition Erdreich" kann jeder helfen, die Bodenqualität in seinem oder ihrem direkten Umfeld zu erforschen.
Ein Beutel war verschwunden
Aus dem sogenannten Tea-Bag-Index, also dem Gewichtsunterschied der Beutel vor dem Ein- und nach dem Ausgraben, lassen sich dabei interessante Rückschlüsse auf die biologischen Aktivitäten im Boden gewinnen.
"Die Beutel wogen etwas weniger als beim Eingraben. Ein Teebeutel im ökologischen Feld war komplett verschwunden", erzählt der 13-Jährige. Er vermutet, dass der Beutel von einer Maus gefressen wurde. Auch die Bodenproben, die er mit seinem "Expedition-Erdreich"-Kit ebenfalls durchführen konnte, zeigten, dass im nicht gespritzten Öko-Boden mehr Lebewesen unterwegs waren als im konventionell bewirtschafteten.
Was der pH-Wert aussagt
"Mit der Erde, destilliertem Wasser und dem Teststäbchen aus dem Set konnte ich dann den pH-Wert ermitteln. Er gibt Auskunft darüber, wie alkalisch oder sauer der Boden ist", erklärt Emilian Bühner weiter. Das Wissen darüber hat er sich unter anderem mithilfe des Test-Sets selbst angeeignet.
Auf dem Rotklee-Feld (ökologisch bewirtschaftet) lag der pH-Wert bei 8,0, auf dem konventionell bewirtschafteten Feld mit Gerste bei 7,4, hat Emilian Bühner ermittelt. Seine Ergebnisse trug Bühner online ein und verglich sie mit den anderen Werten deutschlandweit, die alle etwa im Bereich zwischen 7 und 8 gelegen hätten. Festgestellt hat der Schüler außerdem, dass auf dem Öko-Feld der Boden etwas lehmiger war.
Laut Definition des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung ist Boden mit einem pH-Wert unter 7,0 als sauer, über 7,0 als neutral und ab einem Wert von 8,0 als alkalisch einzuordnen. "Die ermittelten pH-Werte liegen im neutralen bis leicht alkalischen Bereich und sind für Felder in Deutschland völlig normal", erklärt Dr. Susann Heinrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin Bodensystemforschung am Helmholtz-Zentrum, auf Nachfrage.
Bei diesen Werten stehen dem Boden alle wichtigen Nährstoffe zur Verfügung und Mikroorganismen freuen sich über einen guten Lebensraum, weiß die Forscherin. Landwirte würden den pH-Wert zwar meist mittels einer Calciumchlorid-Messung und nicht wie bei der Expedition Erdreich mit einer Lösung aus destilliertem Wasser ermitteln. Diese unterschiedlichen Messmethoden würden aber nur für kleine Unterschiede in den Werten sorgen.
Dr. Heinrich weiß auch, welche Folgen es hat, wenn der pH-Wert zu sauer oder zu alkalisch ist: Der Boden kann schlechter Nährstoffe aufnehmen und den für die Bodenumsetzung wichtigen Mikroorganismen wird das Leben erschwert. Dr. Susann Heinrich: "Bei einem zu sauren Boden setzen die Landwirte häufig Kalkdünger ein, diesen sieht man als hellgrauen Haufen auf landwirtschaftlichen Flächen. Dass der Boden zu alkalisch ist, kommt auf mitteleuropäischen Feldern praktisch gar nicht vor."
Die Interessen von Emilian Bühner sind vielfältig
"Es hat mir Spaß gemacht und ich würde wieder teilnehmen", sagt Emilian Bühner im Rückblick auf sein Forschungsprojekt. Die Feinwaage aus dem Experimentier-Kit, die es ihm besonders angetan hat, will er eventuell noch für andere Versuche verwenden. Vorausgesetzt, er findet Zeit dafür. Denn neben dem Umherstreifen in der Natur spielt Emilian Bühner gerne Schlagzeug, übt sich in Selbstverteidigung oder liest.
Trotz der intensiven Beschäftigung mit Teebeuteln für das Projekt: Regelmäßiges Teetrinken gehört nach wie vor nicht zu seinen Interessen, antwortet Emilian auf die entsprechende Frage und lacht. Muss es auch nicht, schließlich kann man mit den kleinen ja noch jede Menge andere Dinge anfangen, zum Beispiel den Boden erforschen.