Tee kochen. Tee trinken. Tee vergraben? Der letzte Punkt dieser Aufzählung dürfte so manchen Leser kurz zum Stirnrunzeln gebracht haben. Dass man mithilfe der kleinen, meist dreieckigen Beutelchen herausfinden kann, wie es um die Qualität des Bodens bestellt ist, wusste der 13-jährige Emilian Bühner bis vor kurzem auch nicht. Doch dann stieß er in einer Zeitschrift auf die Aktion "Expedition Erdreich" (siehe Infokasten). Dabei können Laien helfen, die Bodenqualität in ihrem direkten Umfeld zu erforschen. Wie geht es der Erde in seinem Wohnort Querbachshof? Das interessiert Emilian Bühner und deshalb meldete er sich für das Projekt an.
"Ich bin gerne in der Natur, bei den Molchen oder unseren Katzen Mia und Findus. Manchmal helfe ich auch meinen Nachbarn beim Holz machen oder besuche den Landwirt Christof Herbert auf seinem Hof", erzählt Emilian Bühner. Er interessiert sich außerdem sehr für Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen und ist von den Pferden und Hunden in seiner Nachbarschaft begeistert. Paprika und anderes Gemüse hat er schon gezüchtet. Während des Gesprächs lässt er den Blick schweifen über den idyllischen Garten am Wohnhaus, in dem er mit seinen Eltern und der achtjährigen Schwester Josefine wohnt. Man merkt ihm an: Draußen zu sein ist seine Welt.
Die Feinwaage mag Emilian Bühner besonders
Umso mehr freute er sich, als das "Expedition Erdreich"-Paket mit den Utensilien für das Teebeutel-Experiment und andere Bodenversuche vor einigen Tagen endlich doch bei ihm ankam. "Zuerst hieß es nämlich, es gäbe keine Sets mehr", erzählt der Jugendliche. In der Schachtel enthalten sind unter anderem sechs Teebeutel - zur Hälfte Rooibusch, zur Hälfte Grüntee - ein kleiner Spaten, destilliertes Wasser und ein Röhrchen für die Bodenprobe. Außerdem eine Feinwaage, die dem Siebtklässer besonders gut gefällt. Er findet es super, dass er die Waage behalten darf: "So ein Gerät wollte ich schon lange haben."
So gut ausgestattet kann es dann bald losgehen mit der Bodenforschung. Neben dem Teebeutel-Versuch lassen sich mit dem Set noch andere Untersuchungen zu Bodeneigenschaften oder Bodenart durchführen. Doch zurück zu den Teebeuteln. Ideen für die beiden Standorte, an denen er diese für das Experiment vergraben möchte, hat Emilian Bühner schon. Den einen Teil der Beutel würde er gerne auf einem von Christof Herberts ökologisch bewirtschafteten Feldern vergraben, Herbert habe hier auch bereits zugestimmt. "Damit man es vergleichen kann, würde ich für die anderen Beutel dann ein herkömmlich bewirtschaftetes Feld wählen. Das ist aber gar nicht so einfach, da man sich das natürlich genehmigen lassen muss. Und man muss die Geokoordinaten des Standorts mit angeben."
Abwarten und Tee trinken
Natur- und Umweltschutz sind Emilian Bühner wichtig. Auch wenn er weiß, dass er allein nicht die Welt retten kann. Seinen Beitrag leisten möchte er trotzdem. Deshalb achtet er so gut es ihm möglich ist auf seine Ernährung und darauf, nicht unnötig Müll zu produzieren. Wenn er nicht gerade über die Wiesen oder durch den Garten streift, geht er außerdem gerne seinem weiteren Hobby Selbstverteidigung nach, liest und spielt sehr gerne Schlagzeug. Die Expedition Erdreich sieht er als seine Möglichkeit, direkt etwa zum großen Ganzen - der Wissenschaft - beitragen zu können.
Wenn die Teebeutel dann vergraben sind, heißt es drei Monate warten. In dieser Zeit verlieren die Beutel an Gewicht, da Mikroorganismen im Boden die Teeblätter zersetzen. Mit der Feinwaage wird vor und nach dem Eingraben das Gewicht der Beutel ermittelt. Der Gewichtsunterschied - der sogenannte "Tea-Bag-Index" - liefert Wissenschaftlern Erkenntnisse über die Zersetzungsrate und die biologischen Aktivitäten im Boden.
"Ich bin jetzt schon gespannt, was bei dem Versuch herauskommt", sagt der Schüler am Rhön-Gymnasium und seine Augen leuchten dabei. Dafür ist allerdings noch etwas Geduld nötig. Denn erst nach Ablauf der Versuchszeit melden er und die anderen Teilnehmer deutschlandweit die Ergebnisse im Internet, wo sie von Forschern ausgewertet und verglichen werden. Sie helfen, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie es um die heimischen Böden bestellt ist. So können diese in Zukunft gewinnbringender und nachhaltiger genutzt werden, hoffen die Wissenschaftler. Wie die "Expedition Erdreich" zeigt, kann man Tee also nicht nur kochen oder trinken, sondern auch vergraben.