Einen Tag nach Sturmtief Ylenia ist in Mellrichstadt Bestandsaufnahme angesagt: Welche Schäden haben die heftigen Sturmböen angerichtet? Im Allgemeinen ist die Stadt recht glimpflich davongekommen, heißt es aus dem Rathaus. Ein 18 Meter hohes Traditionszeichen hat die Sturmnacht allerdings nicht überlebt: Der Zunftbaum am Alfons-Halbig-Platz ist abgebrochen und auf die angrenzende Wiese gestürzt.
Immerhin: Man kann von Glück sprechen, dass der Mast in Richtung freie Rasenfläche gefallen ist. Somit bestand für Autofahrer auf der Sondheimer Straße keine Gefahr. Was allerdings auch deutlich wird: Wind und Wetter hatten dem Stamm zugesetzt und das Holz im Laufe der Zeit stellenweise morsch werden lassen.
28 Wappen und eine goldene Spitze
2009 war der Zunftbaum mit seiner imposanten goldenen Spitze bei einem geselligen Fest auf dem Alfons-Halbig-Platz aufgestellt worden. Das vorherige Traditionszeichen, das seit 1994 am Platz stand, war zwei Jahre zuvor auseinandergebrochen, als es vom Bauhof für einen neuen Anstrich abgebaut wurde.
Die 28 Wappen für den neuen Zunftbaum hatten die Schüler der Malerklassen der Jakob-Preh-Berufsschule auf Initiative von Lehrer Wolfgang Hippeli farbenprächtig gestaltet und lackiert. Die Vorlagen hierfür lieferte Herbert Fick, der bereits die alten Zunftwappen entworfen hatte. Die neue Spitze, eine kupferne Kuppel mit goldenem Überzug, hatte die Firma Buchert aus Rappershausen angefertigt. Sie krönte den 18 Meter hohen Mast, der in den bayerischen Farben blau-weiß gestrichen wurde.
Was passiert nun mit dem Zunftbaum?
13 Jahre zierte das gute Stück den Alfons-Halbig-Platz, nun ist der mächtige Stamm abgebrochen wie ein Streichholz. Was passiert nun mit dem Symbol der Zünfte in Mellrichstadt? Wie Bürgermeister Michael Kraus auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt, wird der Stamm mitsamt den angebrachten Zunftzeichen nun erst einmal im Bauhof eingelagert, bis entschieden ist, ob ein neuer Zunftbaum aufgestellt wird. Kraus will dazu den Schulterschluss mit den Vertretern der Zünfte, den ortsansässigen Handwerkern sowie Wolfgang Hippeli als Initiator des 2009 aufgestellten Traditionszeichens suchen. "Schließlich gehört das Handwerk zur Region, daher wäre es schön, wenn der Zunftbaum erneuert wird", so Kraus.
Er zeigte sich am Freitag heilfroh, dass beim Abbruch des Stammes kein größerer Schaden entstanden ist und vor allem keine Personen gefährdet wurden. Dass am Donnerstag die Schule ausgefallen ist, sei in dem Fall ebenfalls eine glückliche Fügung gewesen, sagte der Stadtchef erleichtert, schließlich ist die Bushaltestelle am Alfons-Halbig-Platz in unmittelbarer Nähe.
Sturmschäden und Hochwasser
Am Freitag, dem Tag nach dem Sturm, war schließlich Aufräumen das Gebot der Stunde. Die Mitarbeiter des Bauhofs beseitigten die Spuren, die Sturm Ylenia hinterlassen hatte. Am Donnerstagvormittag hatte es einige kleinere Einsätze für die Feuerwehren im Stadtgebiet von Mellrichstadt gegeben. Im Stadtteil Roßrieth hatten Windböen Ziegel von einem Hausdach geweht, die Mellrichstädter Wehr war mit mehreren Einsatzkräften vor Ort und sicherte das Dach vor weiteren Schäden. In Bahra und Eußenhausen mussten am frühen Morgen Straßen von Bäumen oder Ästen freigeräumt werden.
Als wäre der Sturm nicht genug gewesen, war am Donnerstagvormittag auch noch die Streu über die Ufer getreten und hatte den Parkplatz an der Streuwiese überflutet. Auch hier war schneller Einsatz gefragt: Es galt nicht nur, die Fahrer der geparkten Autos zu informieren, die ihre Fahrzeuge umparken mussten. Auch die Container für Altkleider, Papier und Glas wurden schnell ins Trockene gebracht. In der Nacht ging das Hochwasser deutlich zurück, am Freitag konnte die Streuwiese wieder genutzt werden, nachdem die Bauhofmitarbeiter vor Ort für klar Schiff gesorgt hatten.
Man hat offenbar beim ersten Mal nichts draus gelernt, vielleicht schafft man es jetzt nach dem zweiten "Unglück".
Man kann froh sein, dass niemand zu Schaden kam. Mit einem intakten Stamm wäre das nicht passiert, Sturm hin oder her! Bei einem Personenschaden hätte ich bei dem morschen Teil nicht in der Haut der Stadt stecken wollen.
Andere Dinge aus Holz werden regelmäßig geprüft und es gibt zu Recht Bestimmungen (z.B. Holzspielgeräte auf Spielplätzen).