75 Schüler aus drei Malerklassen der Mellrichstädter Außenstelle der Jakob-Preh-Berufsschule haben von September 2008 bis Mai an den 28 Wappen gearbeitet, wann immer es der Lehrplan zuließ. Im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung der Maler- und Lackiererinnung Rhön-Grabfeld wurden die Schilder abgeschliffen und neu lackiert. Die Schüler haben anschließend im Rahmen des Berufsschulunterrichtes die Zunftwappen kreativ gestaltet. Die Vorlagen hierfür lieferte Herbert Fick, der die alten Zunftwappen gestaltet hatte. Die angehenden Maler und Lackierer schufen richtige Kunstwerke.
Berufsschullehrer Karl Breitenbücher wirkte bei den neuen Zunftwappen fächerübergreifend mit, indem beispielsweise die Materialmengen berechnet wurden. Berufsschullehrer Wolfgang Hippeli war in der Region unterwegs, um verschiedene Zunftbäume zu besichtigen. So steht in Maroldsweisach ein ähnlicher Baum wie jetzt in Mellrichstadt.
Nach den Worten des stellvertretenden Landrats Helmut Will haben die Zunftbäume, die erstmals Ende des 16. Jahrhunderts in Westfalen errichtet wurden, in Franken keine Tradition, vielmehr ist der Brauch des Zunftbaums südlich der Donau angesiedelt. Zunftbäume zeigen stolz die Zeichen der Zünfte, die am jeweiligen Standort zu finden sind.
In seiner Ansprache hob Bürgermeister Eberhard Streit hervor, dass der neue Zunftbaum mit 18 Metern Höhe größer und auch schöner als der alte sei. Seit 1994 schmückt er den Alfons-Halbig-Platz. Angeregt wurde „das Unternehmen Zunftbaum“ durch den dritten Bürgermeister Ferdinand Müller, beschlossen wurde die Aufstellung bei der letzten Stadtratssitzung unter Bürgermeister Oskar Herbig.
Im Jahre 2007 sollte der Zunftbaum neu gestrichen werden, denn die Farbe war zum Teil schon erheblich abgeplatzt. Auf der Suche nach einer „kostengünstigen Lösung“ seien die Maler der Mellrichstädter Berufsschule schnell ins Gespräch gekommen, blickte Streit zurück. Der Leiter der Jakob-Preh-Berufsschule, Klaus Saar, gab auf die Anfrage von Bürgermeister Streit hin die Genehmigung, natürlich unter der Bedingung, dass die Aktion auch zu den Lerninhalten der Ausbildung passt. Saar, sagte am Sonntag, es sei eine besondere Identifikation mit Mellrichstadt gegeben, wenn Berufsschüler hier vorbeigehen und sagen können „Das habe ich gemacht“.
Als der Bauhof den alten Baum abbauen wollte, zeigte sich, dass die Farbe nicht das einzige Problem darstellte. Der alte Zunftbaum war so morsch, dass er beim Abbau auseinanderbrach.
Als die Frage nach einer Spitze für den neuen Zunftbaum aufkam, kam das Mellrichstädter Round-Table-Team ins Spiel. Es sponserte die neue Spitze, eine kupferne Kuppel von der Firma Buchert aus Rappershausen mit einem echt goldenen Überzug.
Nun stellte sich die Frage nach der Farbe: blau-weiß wie bisher für Bayern oder rot-weiß für Franken? Man entschloss sich, den Baum weiterhin mit den bayerischen Farben zu schmücken. Der CSU-Ortsverband übernahm die Kosten für die Farbe.
Dass der neue Zunftbaum zwar im „alten Farbspiel“, aber am Ende doch viel prachtvoller dastehe, sei der sorgfältigen Ausführung der Arbeiten und der prachtvollen Neugestaltung der Schilder zu verdanken, sagte der Bürgermeister. Im Gegensatz zu den alten Schildern sind die neuen viel farbenprächtiger gestaltet und perfekt lackiert. Sie haben fast 3-D-Charakter. Streits besonderer Dank galt Lehrer Wolfgang Hippeli und seinen Schülern. Ihnen hat er zum Lohn noch eine zünftige Brotzeit versprochen.
Am vergangenen Montag stellte der Bauhof den neuen Zunftbaum auf und montierte die Schilder. „Wir können als Stadt stolz sein auf die große Zahl niedergelassener Handwerker und auf diesen Baum allemal“, sagte Streit abschließend.