Schon am Mittwoch wurde vor dem Sturmtief Ylenia gewarnt. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern schüttelte es den Landkreis in der Nacht zum Donnerstag ordentlich durch. Immerhin: Am Morgen war noch nichts bekannt, dass Menschen zu Schaden gekommen wären.
Am Sender Kreuzberg, wo die höchsten Windgeschwindigkeiten zu erwarten waren, herrschte am Donnerstagmorgen bei einem Wechsel von Sonnenschein oder Schneegestöber Normalbetrieb. Ein solcher Sturm sei in den Höhenlagen der Rhön nicht unüblich, so Sendetechniker Vilmar Stührmann. Lediglich die Fahrt zum Sendemast sei wegen eines umgestürzten Baums erschwert gewesen. Um 5.10 Uhr habe man als Rekord in dieser Nacht eine Windgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern gemessen, was für diese Höhe nicht ungewöhnlich sei.
Alle Schulen in Rhön-Grabfeld geschlossen
Was am Kreuzberg nicht unüblich ist, sorgte im Rest des Landkreises für einige Probleme und Schäden. Überall in Rhön-Grabfeld wurden im Lauf der Nacht umgestürzte Bäume gemeldet, was auch zu Straßensperrungen führte. Aus Sicherheitsgründen hatten Landrats- und Schulamt am ganz frühen Donnerstag entschieden, die Schulen geschlossen zu lassen.
Und das erwies sich als richtig. Denn Sturm Ylenia – laut Google eine Schreibvariante des griechischen Namens Helena – hat für mehrere Straßensperrungen in der Nacht gesorgt. Beispielsweise wurde die hoch gelegene Straße zwischen Sandberg und Bischofsheim wegen mehrerer umgestürzter Bäume gesperrt.
Nach der Alarmierungsliste der Integrierten Leitstelle in Schweinfurt waren die Feuerwehren in ganz Rhön-Grabfeld bis zum Morgen bei 20 Einsätzen unterwegs, um Straßen von Bäumen oder Ästen zu freizuräumen. Die Einsätze begannen am Mittwoch um 21.12 Uhr bei Wülfershausen, verstärkten sich gegen 3.30 Uhr vor allem in der Rhön (Roth, Sondernau, Weisbach), aber auch in Bahra, Eußenhausen, Fladungen und Strahlungen mussten die Wehrleute am frühen Donnerstagmorgen ausrücken.
In den Walddörfern und rund um Bischofsheim wurden Stromausfälle gemeldet. Der Netzbetreiber Bayernwerk registrierte auch für das Grabfeld Stromstörungen. So unter anderem für den Bereich Saal und den Milzgrund. "Aufgrund der Vielzahl an Störungen können wir zur genauen Ausfallursache für einzelne Orte oder Landkreise momentan keine Auskunft geben", sagt Pressesprecher Christian Martens auf Nachfrage.
Derzeit werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Störstellen zu finden, die Schäden zu beheben und so die Stromversorgung wieder herzustellen. Das war am frühen Vormittag meist wieder der Fall.
Eine weitere Nachricht kam aus dem Kindergarten Unterelsbach. Dort stand der Keller am Morgen 30 Zentimeter unter Wasser. Die Feuerwehr musste mit Pumpen anrücken und die Elektrogeräte sichern.
Schwierig war auch die Situation am Testzentrum in Heustreu, die zum Teil aus einer Zeltkonstruktion besteht. Diese musste gegen die Sturmböen gesichert werden, das THW Mellrichstadt rückte dafür nach Heustreu aus.
Umgestürzte Bäume wurden auch am Informationszentrum Schwarzes Moor beseitigt, war in der langen Liste von Feuerwehreinsätzen aus der Sturmnacht zu lesen.
Wer am Donnerstagmorgen am Bahnhofsareal Bad Neustadt vorbeifuhr, der entdeckte Hinterlassenschaften des Sturmtiefs. Ylenia hatte unter anderem Dämmplatten eines benachbarten Baumarktes bis auf die Gleise geweht. Laut Auskunft des Reiseportals der Deutschen Bahn (DB) war am Vormittag für alle Züge mit Station Bad Neustadt eine Verspätung von circa einer Viertelstunde angekündigt. Aufgrund des Unwetters kann es zu "Beeinträchtigungen im Regionalverkehr kommen", so die Auskunft. Fahrgäste sollten sich am besten regelmäßig auf den Portalen der DB über ihre Verbindung informieren, hieß es dort.
Bahnverkehr mit Verspätungen
"Der Kissinger Stern fährt", erklärt Hella Tänzer, Pressesprecherin der Erfurter Bahn, am Vormittag auf Nachfrage der Redaktion. "Es kann jedoch zu Einschränkungen und Verspätungen kommen." Zudem lassen sich schwer weitere Prognosen treffen. Es komme auf die Entwicklung der Wetterlage an, so Tänzer.
Auch die Kirche St. Konrad in der Bad Neustädter Gartenstadt wurde in Mitleidenschaft gezogen. Am Donnerstagnachmittag musste die Feuerwehr ausrücken, um mehrere heruntergefallene Dachziegel zu ersetzen und damit Löcher zu stopfen. Dabei kam eine Hebebühne zum Einsatz.
Auch die Straßenmeisterei Rödelmaier war seit den frühen Morgenstunden unterwegs. Sie organisierten Straßensperrungen im Salzforst, bei Ostheim, Lebenhan am Sambach, und bei Waltershausen. Grund: Überschwemmungen, Äste und Bäume, die Straßeneinläufe verstopften. "Mit drei Kehrbesen waren wir unterwegs. Gerade in Waldgebieten war auch die Eigensicherung der Mitarbeiter wichtig", sagte Sebastian Geis, der stellvertretende Leiter der Straßenmeisterei.
Polizeihauptkommissar Michael Mayer von der Inspektion Bad Neustadt zählte 13 Einsätze für seinen Bereich auf. Darunter fielen auch zwei Auto-Unfälle durch umstürzende Bäume bei Rödles und Niederlauer. Eine Fahrerin musste verletzt in den Campus gebracht werden. Zudem hatte Ylenia im Mellrichstädter Stadtteil Roßrieth Ziegel von einem Hausdach geweht. Die Feuerwehr Mellrichstadt war mit mehreren Einsatzkräften vor Ort und sicherte das Dach vor weiteren Schäden. Die Ortsdurchfahrt war für die Dauer der Maßnahmen gesperrt.
Kreisbrandrat Stefan Schmöger schätzte, dass in dieser Nacht an die 250 Wehrleute in Rhön-Grabfeld im Einsatz waren. Die ILS in Schweinfurt bilanzierte rund 300 Notrufe für den Bereich Main-Rhön, bei den 75 Feuerwehreinsätzen gingen 70 auf das Konto von Ylenia. Erst kurz nach 9 Uhr kam die Entwarnung für die gesamte Region.