
"Es ist soweit, jetzt dürfen wir in die Vollen gehen." Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit freut sich: In diesem Frühjahr soll mit dem Bau eines Kreisverkehrs am nördlichen Stadtausgang begonnen werden. Die Zusage für den vorzeitigen Baubeginn ist da, nach Ostern soll die Ausschreibung erfolgen. Wenn alles glatt geht, könnte der Verkehr bis Ende des Jahres im Bereich der Supermärkte rund laufen.
Seit Jahren ist er im Gespräch, jetzt ist Land in Sicht: Die Kreuzung im Bereich Meininger Landstraße/ Lohstraße/Thüringer Straße ist ein Knotenpunkt im städtischen Verkehr und eine Gefahrenstelle, die durch einen Kreisverkehr entschärft werden soll. Zu Stoßzeiten herrscht hier Hochbetrieb. Das Verkehrsaufkommen rund um die Supermärkte hat sich durch die Ansiedlung von Netto und Rossmann sowie durch das neue Logistikzentrum der Firma Reich noch einmal vergrößert. Die Stadt Mellrichstadt wollte daher keine Zeit mehr verlieren und das Projekt endlich angehen. Dafür geht sie einen ungewöhnlichen Weg.
Einsatz hat sich gelohnt
Denn eigentlich wäre der Umbau der Kreuzung im Bereich der Staatsstraße 2445 Sache des Freistaats Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamts Schweinfurt, gewesen, die Stadt wäre auf ihren Flächen entsprechend beteiligt worden. Doch die Behörde hat dringlichere Projekte auf der Agenda stehen, machte sie deutlich, der Kreisel in Mellrichstadt habe da keine Priorität. Für die Stadt hingegen schon. Und so fand Eberhard Streit mit den Vertretern der Verwaltung einen Kniff, der zwar viel Einsatz erforderte, letzten Endes aber erfolgreich war.
Vor drei Jahren hatte die Stadt bereits die Chance ergriffen, mit dem Vorhaben, die Kreuzung durch einen Kreisel zu ersetzen, in ein Sonderbauprogramm mit hoher Förderung aufgenommen zu werden. Hierbei war es möglich, dass eine Kommune in eigener Trägerschaft, natürlich in Abstimmung mit der zuständigen Behörde, solch ein Bauprojekt umsetzt. Da Mellrichstadt allerdings Stabilisierungshilfe vom Freistaat bekommt, galt es zunächst einmal abzuklären, ob diese Fördermittel durch die Baupläne gefährdet werden. "Und als diese Frage für uns positiv geklärt war, war erst einmal kein Geld mehr im Fördertopf", macht Eberhard Streit auf Anfrage dieser Redaktion deutlich. Aufgeben wollte er allerdings nicht.
Ende 2018 kam die Zusage
Die Planung für den Kreisel wurde von der Stadt vorangetrieben. Der Bürgermeister bemühte alle Instanzen, suchte Gespräche mit Vertretern des Staatlichen Bauamts und der Regierung von Unterfranken bis hin zur obersten Baubehörde, bis Ende 2018 endlich die ersehnte Zusage aus München kam: Das letzte Geld im Fördertopf ist für Mellrichstadt reserviert, die Förderung liegt bei 70 bis 80 Prozent.
Um die Baumaßnahme in eigener Zuständigkeit durchführen zu können, schloss die Stadt eine Vereinbarung mit dem Freistaat Bayern über eine zeitlich begrenzte Sonderbaulast. Die Straßenbauverwaltung überträgt dabei der Stadt die Verantwortung für die Planung, den Grunderwerb und den Umbau der Kreuzung in einen Kreisverkehr. Mit der Verkehrsfreigabe nach dem Umbau geht die Straßenbaulast wieder auf die Straßenbauverwaltung zurück. Die Stadt plant die Maßnahme, schreibt aus, vergibt die Aufträge, überwacht den Bau und rechnet die Maßnahme ab. Hierzu gab der Stadtrat in der jüngsten Sitzung sein Okay.
Stadt steht in den Startlöchern
Das Planungsbüro Zehe hat die drei Jahre alte Planung laut Eberhard Streit auf den neuesten Stand gebracht, so dass sie den aktuellen Vorgaben entspricht. Gespräche mit den Anliegern wurden ebenfalls bereits geführt, sowohl E-Center wie auch Netto-Markt müssen für den Umbau ein paar Quadratmeter Grund opfern. Soweit ist alles im grünen Bereich. Die Stadt steht in den Startlöchern.
Jetzt hofft Bürgermeister Eberhard Streit darauf, dass die Ausschreibung zügig über die Bühne geht und sich entsprechend Firmen finden, die die Baumaßnahme umsetzen. Auch hier gilt: Gute Vorbereitung ist alles. Denn die Stadt hatte bereits im Winter bei den entsprechenden Firmen darauf hingewiesen, nach Möglichkeit Kapazitäten für den Kreiselbau freizuhalten. Laut Planung hat der Kreisverkehr einen Durchmesser von 36 Metern, die Kosten für die Baumaßnahme sind derzeit 795 800 Euro veranschlagt. Der Eigenanteil der Stadt beträgt laut Bauamtsleiter Christian Roßhirt dabei rund 240 000 Euro.
Einkaufen wird länger dauern
Bis Weihnachten soll die Maßnahme abgeschlossen sein. Klar, dass in der Bauzeit mit Behinderungen in diesem Bereich gerechnet werden muss. "Wir werden uns bemühen, das über Bauabschnitte so zu handhaben, dass immer alle Einkaufsmärkte und Firmen in der Loh erreichbar sind", verspricht Eberhard Streit. Die Bewohner der Thüringer Siedlung müssen natürlich in der Bauzeit mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen leben, in der Lohstraße lässt sich wahrscheinlich eine großräumige Umleitung über das Industriegebiet einrichten. Die Details werden dann im Zuge der Planung mit den Vertretern der Baufirmen besprochen. Fürs Einkaufen müssen die Mellrichstädter und ihre Gäste dann wohl etwas mehr Zeit einplanen. "Aber da müssen wir in den kommenden Monaten dann einfach durch", sagt Eberhard Streit. Es winkt ein kreisrundes Weihnachtsgeschenk.