Jedes Jahr am 1. September beginnt für viele junge Menschen ein neuer Lebensabschnitt – die Ausbildung. Doch auch für Betriebe ist dieser Tag jedes Mal aufs Neue spannend. Konnten alle freien Ausbildungsplätze besetzt werden? Sind genügend Bewerbungen eingegangen?
Gerade Unternehmen im ländlichen Raum haben häufig damit zu kämpfen, Auszubildende zu finden. Immer mehr Schulabsolventen wollen studieren oder weg vom Land ziehen. Die Option einer Ausbildung rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Ein Problem, das auch die Betriebe deutlich zu spüren bekommen. Wie steht es um die Ausbildungsplätze im Streutal? Mit welchen Problemen haben die Firmen zu kämpfen und wie versuchen sie diese zu lösen? 4 Betriebe aus der Region berichten:
1. Reich GmbH in Mellrichstadt: Einige Ausbildungsstellen blieben unbesetzt
Die Firma Reich GmbH mit Sitz in Mellrichstadt hat dieses Jahr einige offene Ausbildungsstellen besetzen können. Dennoch blieben ein paar unbesetzt. Die Suche für das nächste Jahr hat bereits begonnen. Dafür hat sich der Hersteller für Drehteile ein besonderes Konzept überlegt: die Nacht der Ausbildung. "Die Veranstaltung richtet sich an interessierte Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern. Also ein Angebot für die ganze Familie. An dem Abend erhalten die Interessierten wichtige Information zur Ausbildung, bekommen eine Werksführung und können die Firma und ihre Besonderheiten kennenlernen", sagt Lisa Hauck, Personalsachbearbeiterin der Firma.
Autohaus Rudolf Streit e. K. in Ostheim: Ausbildungsstelle konnte vorzeitig besetzt werden
Anders ist die Lage im Autohaus Streit in Ostheim vor der Rhön. Dort konnte für den offenen Ausbildungsplatz bereits früh ein geeigneter Kandidat gefunden werden. "Wir waren in der glücklichen Situation, unsere Ausbildungsstelle vorzeitig besetzen zu können. Ich weiß allerdings auch, dass das nicht jedes Jahr so einfach sein wird, wie dieses. Der Anteil der Bewerberinnen und Bewerber war relativ gering, doch das war nicht schlimm, da unser neuer Auszubildender super zu unserer Firma passt", so Johannes Streit, der Geschäftsführer des Autohauses.
LISI Automotive KKP GmbH & Co. KG in Mellrichstadt: Azubis finden sich über Praktika
"Dieses Jahr konnten wir alle Ausbildungsplätze besetzen. Aber es fällt schon auf, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Die Auswahl wird immer begrenzter. Am einfachsten findet man noch durch Praktika geeignete Leute", so Simone Kraus, Personalsachbearbeiterin der Firma Lisi Automotive KKP in Mellrichstadt. Seit kurzem hat die Firma deshalb einen Recruiter eingestellt. "Mithilfe der neu geschaffenen Position wollen wir versuchen, potenzielle Bewerberinnen und Bewerber besser und auf neue Weise zu erreichen", so die Zuständige für Personalangelegenheiten. Die Vorbereitungen für das nächste Ausbildungsjahr seien somit schon im Gange.
Weihrauch & Weihrauch Sport GmbH & Co. KG in Mellrichstadt: Jedes Jahr weniger Bewerber
Ähnliches berichtet auch der Sportwaffen-Hersteller Weihrauch aus Mellrichstadt. "Die Anzahl der Bewerbungen nimmt von Jahr zu Jahr ab. Und viele der Bewerberinnen und Bewerber sind häufig uninformiert und ziellos. Dennoch sind wir zufrieden, dass wir beinahe alle freien Plätze besetzen konnten. 1 oder 2 mehr Auszubildende wären aber auch nicht verkehrt gewesen", so Renate Lindner (Personalleiterin). Um dem entgegenzuwirken, sei die Firma seit geraumer Zeit schon deutlich aktiver bei der Personalgewinnung geworden. "Dieses Jahr haben wir einen Film mit unseren derzeitigen Azubis gedreht. Diesen wollen wir auf den Ausbildungsmessen zeigen und auch für Kinowerbung verwenden", erklärt die Personalleiterin.
Wer also genügend Bewerberinnen und Bewerber anlocken will, der muss offenbar Anreize schaffen und aktiv auf die jungen Menschen zugehen. Die Zeiten, in denen einfache Stellenangebote ausreichen, sind vorbei. Es bleibt spannend, wie sich die Ausbildungssituation in den nächsten Jahren besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Region entwickelt.