Die Halbjahresbilanz der Stadtwerke Bad Neustadt steht, wie nicht anders zu erwarten, im Zeichen der Coronapandemie. Die Bürgerinnen und Bürger sind noch vorsichtig, was die Nutzung des Nessi-Busses betrifft. Und auch der Betrieb des Triamare kommt erst langsam in Schwung. Das nicht gerade sommerliche Wetter tut hier sein Übriges.
Mit dieser Situation müssen die Verantwortlichen der Stadtwerke Bad Neustadt umgehen, wie sie es schon 2020 taten. Dem Werkausschuss des Stadtrates stellten Geschäftsführer Ulrich Leber und Kaufmännischer Leiter Christian Rutter nun das aktuelle Zahlenwerk vor.
Lange Schließung auch 2021
Hart getroffen hat es das Triamare in der Kreisstadt im ersten Halbjahr 2021. Die fünfmonatige Schließung hat ein Minus von rund 18 600 Badegästen im Vergleich zum Vorjahr beschert. Gegenüber dem eigentlichen Plan ist es sogar ein Minus von rund 36 700 Badegästen. Im Vergleich zum Jahr 2020 wurden 143 000 Euro weniger Umsatz erwirtschaftet, wie Rütter vorrechnete.
Zählte das Triamare 2019 noch knapp 84 000 Besucherinnen und Besucher, so waren es 2020 gerade einmal knapp 33 000 Menschen. Im ersten Halbjahr 2021 wurden 14 400 Gäste gezählt. Dem Triamare bescherte das Coronajahr 2020 demnach einen Verlust von 770 000 Euro, wie Kaufmännischer Leiter Rütter vorrechnete. Im Zehn-Jahres-Durschnitt gingen jährlich rund 67 000 Besucherinnen und Besucher durchs Drehkreuz.
Öffentlicher Nahverkehr wird eher gemieden
Für das Jahr 2021, so legte Ulrich Leber dar, sind rund 75 000 Euro an Investitionen im Triamare-Bad angedacht. Dabei geht es um Erneuerungsarbeiten an der Sauna sowie der Außengastronomie. Letzterer Punkt ist bereits abgeschlossen.
Bei der Stadtbus-Linie Nessi hinterlässt Corona auch 2021 noch seine Spuren. "Die Leute sind vorsichtig und vermeiden eher öffentliche Verkehrsmittel", so Ulrich Lebers Eindruck. Das merke man bei den Stadtwerken auch in diesem ersten Halbjahr. 19 000 Fahrgäste weniger als im Vergleichszeitraum zu 2020 wurden bisher gezählt. Gegenüber dem Plan sind es gar 44 500 weniger Nutzerinnen und Nutzer. Entsprechend sind auch die Fahrscheinverkäufe weiter nicht auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit, wie Rütter ergänzt.
Im ersten Halbjahr 2021 nutzten rund 155 500 Menschen eine der Nessi-Linien. 2020 wurden rund 174 400 Fahrgäste gezählt. Im Vor-Corona-Jahr 2019 fuhren rund 195 200 Bürgerinnen und Bürger auf einer Nessi-Route. Bereits damals zeichnete sich ein Rückgang ab, obwohl es noch nicht zu einem Lockdown gekommen war.
Großabnehmer orderten weniger Strom
Auch die Stromsparte der Stadtwerke musste in den vergangenen Corona-Monaten Einbußen hinnehmen. Rund eine Million Kilowattstunden weniger wurden 2020 im Vergleich zu 2019 verkauft. Auch beim Wasserverbrauch sind Rückläufe zu beachten, von rund 670 000 Kubik auf für 2021 prognostizierte 601 000 Kubik Wasser.
Unabhängig von den äußeren Umständen müssen der Betrieb und die Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke durch Investitionen gesichert werden. Für die Wasserversorgung sind Investitionen in Höhe von rund 2,46 Millionen Euro geplant. Rohrnetz-Erneuerungen oder -Erweiterungen, Steuerungstechnik, Brunnensanierungen und Hauswasseranschlüsse gehören hierzu. Eine neue Technik bekommt das Wasserwerk Mühlbach für rund 505 000 Euro, ins Rohrnetz werden rund 1,15 Millionen Euro investiert, wie Ulrich Leber vortrug.
Investitionen brechen nicht ab
In den Bereich der Stromversorgung sollen heuer rund 1,17 Millionen Euro investiert werden. Große Kostenpunkte sind Netzstationen für rund 335 000 Euro und 20kV- sowie 1kV-Erdkabelverlegungsmaßnahmen in Höhe von rund 505 000 Euro. An allgemeinen Investitionen sind für die Verkehrsbetriebe die Erneuerung der Schranke in der Steinstraße, die Erneuerung der Ampel in der Spörleinstraße sowie die Anschaffung von Haltestellen-Überdachungen aufgelistet. Der Nessi-Elektrobus bekommt eine Fahrer-Einhausung, um coronakonform unterwegs sein zu können.
Ein wiederkehrender Standard-Tagesordnungspunkt im Werkausschuss ist der Ausgleich von Verlusten nach fünf Jahren aus dem Vermögenshaushalt. 2015 hatte der Verlust rund 739 000 Euro betragen. Der wird nun 2021 aus den allgemeinen Rücklagen der Stadtwerke ausgeglichen. Für das Gesamtjahr 2020 ist nun ein Verlust von 1,6 Millionen Euro aufgelistet. Damit ist der große Wunsch von Ulrich Leber verständlich: "Es wird drängender, wieder in den Normalbetrieb überzugehen", so der Stadtwerke-Chef vor dem Werksausschuss.