Die Energiekrise und mögliche Maßnahmen, wie man kurzfristig Energie einsparen kann, sind derzeit in aller Munde. So auch in den städtischen Verwaltungen, wie in Bad Neustadt. In der jüngsten Stadtratssitzung diskutierte das Gremium über Einsparmöglichkeiten, allen voran in Hinblick auf das kommende Weihnachtsfest.
Zunächst erwähnte Stadtbaumeister Michael Wehner die seit 1. September geltenden Verordnungen der Bundesregierung, auf die man als Stadt in den eigenen Einrichtungen reagiert habe. So gilt ein Heizverbot in Fluren, Technik- oder Lagerräumen, die nicht zum Aufenthalt von Menschen dienen. In den Büroräumen der Verwaltung werden die Temperaturen auf 19 Grad gesenkt, in den Werkstätten werden es je nach Tätigkeit 12 bis 16 Grad sein.
In Bad Neustadt leuchtet es seit September schon weniger
Ausgenommen von allen Regelungen sind Schulen und Kindertagesstätten. Hier halte man sich, so Wehner, an übergeordnete Richtlinien. Die Hausmeister sollen dies überwachen. Auch im Hinblick auf die Beleuchtung von Gebäuden und Baudenkmälern hat die Stadt reagiert. Die Fassadenbeleuchtung am Rathaus und verschiedenen Kirchen, Hohntor, Marktbärbelbrunnen und die Kugeln im Bildhäuser Hof sind bereits abgeschaltet worden.
Im Anschluss stellte Michael Wehner weitere Einsparmaßnahmen im Stadtrat zur Diskussion. Einigkeit herrschte darüber, dass man die Brunnen im Stadtgebiet und das Tretbecken in Mühlbach einen Monat früher, also bereits Ende September, außer Betrieb nimmt. Einsparung: Rund 4800 Kilowattstunden (kWh).
Eine Ausnahme bildet der Brunnen am oberen Marktplatz, der normalerweise das ganze Jahr über sprudelt. Hier prüft das Bauamt, ob der Brunnen abgedeckt und dann unbeschadet in den Wintermonaten von Oktober bis März abgeschaltet werden kann (Einsparung: 7200 kWh).
Michael Werner: "Die Innenstadt in der Weihnachtszeit gar nicht zu beleuchten, wäre der größte Fehler, den wir machen können"
Danach ging es um Weihnachten. "Die Innenstadt in der Weihnachtszeit gar nicht zu beleuchten, wäre der größte Fehler, den wir machen können", empfand Bürgermeister Michael Werner und auch das Gremium. Und so standen auch nicht die Kugeln und Ringe und die Giebelbeleuchtung in der Innenstadt zur Debatte, sondern einzelne Komponenten.
Man könnte, so der Stadtbaumeister, rund 2100 kWh einsparen, wenn man auf die Beleuchtung der Bäume am Marktplatz und in der Spörleinstraße (Lichtschläuche) sowie die Hohntor-Silhouetten-Beleuchtung verzichtet. "Denn wir strahlen das Hohntor ja jetzt schon nicht mehr an", sieht Wehner ansonsten etwas Widersinniges. Zur Verdeutlichung: Das Hohntor anzustrahlen, verbraucht in etwa so viel Energie, wie alle Kugeln und Ringe in der Innenstadt zusammen.
Gar keine Weihnachtsbäume 2022 in den Stadtteilen von Bad Neustadt?
Als "wirklichen Verzicht" bezeichnet er den intern schon heiß diskutierten Vorschlag, auf geschlagene Weihnachtsbäume in den Stadtteilen inklusive Beleuchtung 2022 komplett zu verzichten. Denn – anders als in der Innenstadt – ist die vorhandene Beleuchtung in den Stadtteilen noch nicht auf LED umgestellt und frisst insgesamt rund 9100 kWh.
Für den Bürgermeister gehören Christbäume zur Weihnachtszeit dazu. Man könnte überlegen, die Beleuchtung einzuschränken und die Bäume nur an den Adventssonntagen und dann ab der Weihnachtswoche strahlen zu lassen.
Gebastelter Weihnachtsschmuck von Kindern anstelle einer Beleuchtung?
Eva-Maria Braun, Ortssprecherin von Löhrieth, verwies ebenfalls auf den Glauben und auf coronabedingt besondere Aktionen in den vergangenen Jahren. So hatten Kinder Weihnachtsschmuck gebastelt und den Baum damit verschönert. Auch Gabi Gröschel könnte sich dies anstelle einer Beleuchtung vorstellen.
Nach Ansicht von Anne Zeisner muss es möglich sein, dass es in jedem Stadtteil einen beleuchteten Baum gibt. "Es braucht auch keine 100.000 Lichter." Zudem plädiert sie, wie auch Norbert Klein, dafür, das Hohntor zumindest zu gewissen Zeiten anzustrahlen. Angelika Högn-Kößler ergänzte, dass es nicht angehen könne, wenn der Weihnachtsbaum am Marktplatz steht und leuchtet, die Stadtteile aber dunkel bleiben.
Gudrun Hellmuth: Verzicht der Bäume wäre ein falsches Signal nach Außen
Auch für Gudrun Hellmuth sende man seitens der Stadt bei einem Verzicht der Bäume ein falsches Signal nach Außen. Beleuchtung einschränken und Energie sparen, aber nicht alles dunkel lassen, so ihre Meinung. Laut Michael Wehner müsse man aber erst die technischen Voraussetzungen für kürzere Beleuchtungszeiten prüfen.
Für Alexander Barthelmes sind die größten Einsparpotenziale erfasst. Er gab allgemein zu bedenken, nicht an allen möglichen Mikrostellschrauben zu drehen, wenn dadurch an anderen Stellen wieder mehr Energie verbraucht werden muss.
Christiane Hanshans regte an, kurzfristig zu prüfen, ob zumindest in kleinerem Umfang neue Weihnachtsbeleuchtung mit LED-Technik angeschafft werden könne. "Das wären dann parallele Wege, um zum Ziel zu kommen."
Das hat der Stadtrat von Bad Neustadt letztlich entschieden
Letztendlich fasste der Stadtrat einen Teilbeschluss. Man verzichtet auf die Beleuchtung der Bäume am Marktplatz und in der Spörleinstraße. Die Entscheidung über das Hohntor wird vertagt, ebenfalls die Frage, ob und wie lange man die Weihnachtsbäume in den Stadtteilen strahlen lässt.