2300: So hoch wie zu Beginn der Woche war die Sieben-Tage-Inzidenz in Rhön-Grabfeld noch nie. Knapp 2000 neue Infektionsfälle in nur einer Woche. Dazu zahlreiche Kontaktpersonen, die sich in Quarantäne befinden. Somit sind rund drei Prozent der Kreisbevölkerung derzeit direkt von Corona betroffen. Das wirkt sich natürlich auf die verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens aus.
Da sind zum Beispiel die 76 Kindergärten, Kinderkrippen und -horte in Rhön- und Grabfeld. Hier müssen und mussten in der Vergangenheit immer wieder Gruppen oder ganze Einrichtungen geschlossen werden. Nicht nur, weil Kinder infiziert waren, sondern weil schlicht das Personal fehlte, da viele Mitarbeiter positiv auf Corona getestet waren. Wie am Montag im Krisenstab des Landkreises verlautete, haben aktuell sieben Einrichtungen Probleme mit Coronaausbrüchen. Die aktuellen Daten werden allerdings erst diesen Mittwoch ermittelt.
Vorfreude auf Lockerungen
Im Städtischen Kindergarten Brendlorenzen gibt es unter den Kindern nur vereinzelte Krankheitsfälle, weiß Kindergartenleiterin Patricia Aßmann. Personalausfall spielt aber auch in dieser Einrichtung eine relativ große Rolle. Weitere Faktoren, wie der erforderliche Abbau von Urlaubstagen, sorgen neben den coronabedingten Ausfällen für Engpässe. Trotzdem sei die Situation noch zu bewältigen, so die Kindergartenleiterin. Sie freut sich auf die kommenden Lockerungen, weil das offene Konzept des Kindergartens dann "endlich" wieder umgesetzt werden kann.
Auch im katholischen Kindergarten Kunterbunt in Lebenhan ist die hohe Inzidenz nicht das Problem. Hier müssen einige Kinder wegen anderen Krankheiten zu Hause bleiben. Das gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Einzelne Gruppen müssten deswegen zusammengelegt werden, berichtet die stellvertretende Kindergartenleiterin Elke Benkert. Über die Öffnungsstrategie hat sie sich noch keine Gedanken gemacht. Der Personalausfall und der Fachkräftemangel seien momentan die größeren Themen.
Fast 300 Schüler in Quarantäne
Ähnlich wie die Kindergärten rückten in der Vergangenheit auch immer wieder Schulen wegen Corona-Ausbrüchen in den Blickpunkt. In den Grund- und Mittelschulen des Landkreises ist die aktuelle Lage nicht einfach, aber im Griff, ist aus dem Landratsamt zu hören. Aktuell sind 13 Lehrerinnen und Lehrer mit Corona infiziert. Daneben fallen zwei weitere Lehrkräfte aus, die sich in Quarantäne befinden. Weitere Erkrankungen kämen dazu. Die Organisation von Vertretungen sei da oft recht herausfordernd.
Richtig hoch sind die Zahlen der infizierten Schülerinnen und Schüler der genannten Schulformen. Nach den Angaben aus dem Landratsamt gelten - Stand Montagmittag - 195 als infiziert, dazu kommen 95 weitere, die in Quarantäne geschickt wurden. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang: aktuell befindet sich keine Klasse aus einer Grund- und Mittelschule im Distanzunterricht.
Hoffnung auf Normalität
Relativ entspannt ist die Lage im Rhön Gymnasium. Die hohen Fallzahlen des Landkreises spiegeln sich laut der Schulleiterin Kerstin Vonderau momentan nicht im Infektionsgeschehen der Bad Neustädter Schule wider. Krankheitsausfälle wegen Corona, sowohl innerhalb der Schülergemeinschaft als auch im Lehrerkollegium, seien daher erfreulicherweise die Ausnahme. Sonderregelungen seien aktuell ebenfalls nicht erforderlich.
Die Schulleiterin blickt optimistisch in die Zukunft. Sie ist eine Befürworterin der baldigen Lockerungen. Entscheidend ist für sie, dass die Krankenhausampel weiterhin auf Grün stehen bleibt. „Dann kann man, ungeachtet der hohen Zahlen, wieder einigermaßen in die Normalität zurückfinden“, so Vonderau.
Weiter umfangreiche Schutzmaßnahmen
Von der Corona-Entwicklung sind die Industrieunternehmen im Landkreis natürlich nicht ausgenommen. So bestätigt Martin Büchs, dass auch bei Jopp erhöhte Krankheits- und Quarantänezahlen aufgetreten seien, die es zunehmend schwieriger machen würden, die gewohnten Betriebsabläufe aufrechtzuerhalten. "Wir versuchen durch kurzfristige interne Versetzungen zum Beispiel von Ferienarbeitern zu reagieren, was uns bisher gut gelingt", so der Geschäftsführer der Jopp Group. Die IT-Systeme der Firma würden so stabil funktionieren, dass viele Mitarbeiter aus der Verwaltung auch während einer möglichen Abwesenheit von zu Hause unterstützen könnten.
Nachdem sich das Infektionsgeschehen zuletzt deutlich verändert habe und die Krankheitsverläufe weniger schwerwiegend als zuvor seien, könne man bei Jopp den Öffnungsschritt der Politik zum 20. März gut nachvollziehen. "Wir werden allerdings weiterhin umfangreiche Infektionsschutzmaßnahmen in der Firma haben", kündigt Büchs an.
Stufenplan am Rhön-Klinikum Campus
Besonders im Blick steht natürlich die Funktionsfähigkeit des Rhön-Klinikum Campus. Auch hier hat die Omikron-Welle in den vergangenen Wochen analog zu den hohen Inzidenzwerten in der Region für zahlreiche Personalausfälle gesorgt, bestätigt eine Sprecherin. Stand Montag befänden sich über 90 Mitarbeitende in häuslicher Quarantäne. Sie hätten sich selbst infiziert oder befänden sich beispielsweise wegen erkrankter Kinder in Quarantäne. Hinzu kämen nicht coronabedingte Krankheitsausfälle.
Am Campus sei man frühzeitig von einer steigenden Infektionslage ausgegangen und habe sich darauf vorbereitet, dass die Dynamik der Omikron-Welle die Personaldecke aller Fachbereiche beeinflussen werde, heißt es auf Nachfrage dieser Redaktion. "Dabei war und ist unser oberstes Ziel, die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten aufrechtzuerhalten und weiterhin sicherzustellen, sodass dem Behandlungserfordernis abseits der Corona-Erkrankung Rechnung getragen werden kann."
Am Rhön-Klinikum Campus sei mit Beginn der Pandemie ein Eskalationsstufenplan entwickelt worden, der sich bereits in der Vergangenheit bewährt habe. Dieser bestehe aus Notfallplänen mit verschiedenen Szenarien. "Dank der Bündelung von personellen Ressourcen und medizintechnischer Infrastruktur hat man stets eine vollumfängliche Versorgungssicherheit gewährleisten können", heißt es weiter vom Campus.