
"Was in der Ukraine derzeit passiert, hätten wir niemals erwartet", sagt László Kecskés, Direktor für Auswärtige Beziehungen aus Budapest, in einem Telefongespräch mit dieser Redaktion. Die ungarische Caritas betreut in der Ukraine Dörfer, in denen ungarische Minderheiten leben. Der Verein "Humanitäre Ungarnhilfe St. Elisabeth" aus Hohenroth unterstützt seit langem die dortige Caritas.

Am Wochenende war die ungarische Caritas im Westen der Ukraine unterwegs, um Lebensmittel zu liefern und Flüchtlingslager einzurichten. Erste Bilder zeigen Menschen, die mit dem wenigen, was sie von zu Hause mit genommen haben, teils zu Fuß in Richtung ungarische Grenze flüchten. Dorthin bewegen sich auch Autoschlangen. An den Straßenrändern bieten Hilfsorganisationen Getränke an. Am Sonntagabend war László Kecskés in der ukrainischen Stadt Visc, wo viele Angehörige der ungarischen Minderheit leben. Auch hier wurden mit Hilfsmitteln aus Rhön-Grabfeld Notunterkünfte eingerichtet.
Unterkünfte in Schulen und Kindergärten
Visc liegt in der Westukraine an der Grenze zu Ungarn und Rumänien. Die Humanitäre Ungarnhilfe Hl. Elisabeth aus Hohenroth hält Kontakt zum dortigen Bürgermeister Jaroslav Hajov. Dieser berichtet von intensiven Vorbereitungen für die Aufnahme von Verletzten und Flüchtlingen. Deshalb halte man Räumlichkeiten vor, auch die Krankenhäuser sind vorbereitet auf Verletzte. In Visc wurden Kindergärten und Schulen geschlossen, um dort Flüchtlinge und Verletzte aus den Kriegsgebieten unterzubringen und zu versorgen.
Kriegerische Handlungen gibt es dort bislang noch nicht. "Wir glauben nicht, dass der Russe über die Karpaten in die West-Ukraine kommt, weil wir hier keine militärischen Stützpunkte oder Einrichtungen haben", sagt der Bürgermeister.
László Kecskés berichtet weiter, dass die Menschen in den umliegenden kleineren Orten nervös und ängstlich seien. In vielen Dörfern seien die Lebensmittelläden leer. Menschen würden Richtung Ungarn und Rumänien fliehen. In Ungarn bereitet die Caritas bereits Unterkünfte vor. "Die Menschen hier sind nervös, haben Angst und wissen nicht, wie sie reagieren sollen."
Hoffen auf Medikamenten-Spenden
László Kecskés spricht von rund 10 000 Menschen, die aus der Westukraine fliehen. Mittlerweile seien auch die kleinen Grenzübergänge geöffnet. In Ungarn sei der Caritative Rat bereits informiert, sagt der Direktor für Auswärtige Beziehungen aus Budapest im Gespräch mit dieser Redaktion. Gebraucht werden Bettwäsche, Matratzen und Medizin, vor allem Schmerz- und Kreislaufmedikamente und Antibiotika, sagt Klaus Höhn, Vorsitzender der Humanitären Ungarnhilfe Hl. Elisabeth in Hohenroth.
Jüngst schickte der Verein Matratzen, Bettwäsche, Kleidung und Kindersachen in die Lager der Caritas nach Ungarn, von dem aus die Menschen in der Ukraine versorgt werden. Dass man diese Gegenstände benötigt würde, weil ein Krieg die Menschen aus ihrer Heimat vertreibt, habe man nicht erwartet.

Gegenwärtig, sagt Viscs Bürgermeister Jaroslav Hajov, gebe es in seiner Stadt noch genügend Lebensmittel. Über kurz oder lang benötige man Zucker, Mehl, Reis und weitere haltbare Lebensmittel.
Die Hilfe für die Menschen in der Ukraine werde fortgesetzt, sagt Klaus Höhn, der mit einem Brief Hilfe von Apotheken erbittet, aber auch schon zwölf Krankenhausbetten aus Würzburg geordert hat, die in die Ukraine gehen. "Ich hoffe nur, dass in diesen Zeiten die Kontrollen an der ukrainischen Grenze gelockert wurden und wir ungehindert mit Hilfslieferungen ins Land können."

Wer den Verein Humanitäre Ungarnhilfe Hl. Elisabeth unterstützen möchte, kann dies bei den Außenstellen in Hausen/Rhön, Schloßbergstraße 9, in Hohenroth (Veitsberg 19), in Mellrichstadt (Roßbachstraße 63) oder auch in Aub bei Bad Königshofen (Kleines Dorf 14), tun. Spenden können auf das Konto bei der Sparkasse Bad Neustadt IBAN DE65 793 530 900 011 097 680 unter dem Stichwort "Ungarnhilfe" eingezahlt werden.