
Dieser junge Schäferhund-Mischling hatte Glück im Unglück. Nachdem er kürzlich in der Nähe des Sportplatzes in Oberfladungen ohne Wasser und Futter ausgesetzt worden war, sorgte der Artikel über sein trauriges Schicksal für derart viel Aufmerksamkeit, dass sich Leute aus ganz Deutschland anboten, ihn vom Fleck weg zu adoptieren.
Aktuell steht der zwischen acht und zehn Monate alte Rüde, der mittlerweile auf den Namen "Jamie" getauft wurde, im Tierheim Wannigsmühle noch unter Beobachtung, hat aber zumindest die Aussicht auf ein neues Zuhause.
Schäferhund Jamie: Mitleid und Entrüstung
Im Internet wurde der Artikel mehrfach kommentiert. Auf der Main-Post-Internetseite heißt es beispielsweise: "Leider Alltag geworden! Haustiere werden unüberlegt angeschafft, dann merkt man, dass das Tier Ansprüche hat, und das für viele Jahre. Die Kosten rechnen sich. Der Urlaub steht vielleicht an. Also nichts wie weg damit! Sollen sich doch die Tierheime, die sich hauptsächlich von Spenden finanzieren, darum kümmern".

Eine andere Person schreibt: "Tja, war in Zeiten von Corona vermutlich ein netter Zeitvertreib. Jetzt, nach der Pandemie, hat er wohl nicht mehr in den Alltag gepasst und dann 'entsorgt' man den lästigen Zeitgenossen." Auf der Facebookseite der Main-Post kommentiert eine Userin: "Einen herzlichen großen Dank der Tierheimleiterin von der Wannigsmühle und recht hat sie gehandelt." Ein anderer schreibt: "Würde ich sofort mit nach Hause nehmen und, wenn er mag, darf er auch bleiben."
Für Jamie gab es Adoptionsanfragen aus ganz Deutschland
"Es ist Wahnsinn, wie groß die Resonanz ist", sagt Ursula Boehm, die Leiterin des Tierheims Wannigsmühle auf Nachfrage dieser Zeitung. "Wir können uns vor Anfragen nicht retten." Es gebe Interessenten aus ganz Deutschland. Wohin Jamie vermittelt wird, stehe allerdings noch nicht fest. Aber es wurde schon eine engere Auswahl getroffen.
Ausgesetzte Hunde, so wie Jamie, sind leider keine Seltenheit, wie Ursula Boehm bestätigt. "Das passiert immer häufiger. Die Tierheime sind voll." In Jamies Fall ging die Sache immerhin gut aus. Gegen den unbekannten Vorbesitzer wurde Anzeige erstattet. "Wir gehen aber nicht davon aus, dass etwas dabei herauskommen wird", sagt Boehm.
Es habe zwar einen Hinweis auf eine Tieranzeige über die Plattform eBay-Kleinanzeigen gegeben, die auf die Beschreibung von Jamie passte. "Aber die Anzeige wurde wieder aus dem Netz genommen", so Boehm. Ob es sich bei der Tieranzeige also wirklich um Jamie handelte, wisse man nicht sicher.
Tierheime müssen Probleme mit den Tieren ausbaden
Aktuell geht es dem braunen Schäferhund-Mischling mit den bernsteinfarbenen Augen aber gut. "Er steckt gerade voll in der Pubertätsphase und testet sich aus", sagt Boehm. "Da wurde offenbar null Kinderstube genossen", vermutet die Tierheimleiterin. Das sei leider oftmals der Fall bei Fund- und Abgabetieren.
Ein Tier, das Arbeit macht, werde schnell zum Problem, weiß die Tierheim-Leiterin aus Erfahrung. Der bequemste Weg sei dann: Weg damit! "Und die Tierheime müssen es dann ausbaden", sagt Boehm. "Fair ist das nicht!"
Leiterin des Tierheims Wannigsmühle: Es gibt keinen "fertigen Hund"
Für Jamie wünscht sie sich eine Familie mit Erfahrung, viel Zeit und Platz. "Man sollte sich bewusst sein, dass man richtig Arbeit investieren und eine Hundeschule besuchen muss", sagt Ursula Boehm. So etwas wie einen "fertigen Hund" gebe es ganz einfach nicht. Und wer weiß, durch wie viele Hände Jamie in seinen jungen Jahren schon gehen musste.
https://www.tierheim-wannigsmuehle.de/index.php?hp=/unsere-tiere/hunde/klein-leo-2291
Hundeschule bleibt halt nicht aus: genau wie bei Kindern, um die Erziehung muss man sich selbst kümmern.
Das ändert aber nichts daran, dass die ganze Sache eine Sauerei ist. Und der Halter muss doch zu finden sein. Nachbarn stecken doch gerne ihre Nasen in anderer Angelegenheiten, da sollte doch irgendwer den Hund wiedererkennen und wissen, wo er herkommt...