
Es ist Ursula Boehm nicht anzusehen, dass sie in dieser Nacht kaum geschlafen hat. Schmal und aufrecht steht sie da, redet mit Reportern, dem Bürgermeister, dem Brandermittler, gibt Mitarbeitern Anweisungen, dankt Menschen, die gekommen sind, um ihre Hilfe anzubieten. "Es bringt ja niemandem etwas, wenn ich jetzt einen Nervenzusammenbruch bekomme. Ich funktioniere." Doch natürlich kämpft sie mit dem, was sie am Mittwochabend mitansehen musste: wie ihr Tierheim, die Wannigsmühle, abbrannte. Und in den Flammen und im Rauch 52 Katzen starben.
Rückblick: Mittwoch, 20.20 Uhr. In der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken meldet sich eine Frau, hörbar geschockt. Die Wannigsmühle brenne, meldet sie. Die Wannigsmühle, das ist eine frühere Mühle in der Nähe von Münnerstadt, die seit den 1980er Jahren als Tierheim für den Landkreis Bad Kissingen genutzt wird. Derzeit finden dort neben Kleintieren wie Meerschweinchen und Kaninchen rund 20 Hunde Unterschlupf, im Haus leben 53 Katzen, rund um den idyllischen Platz zwischen Wäldern, Wiesen und dem Bach Wannig streifen viele Freigängerkatzen. Die Meldung kommt einer Katastrophe gleich.
Entsetzen, Fassungslosigkeit und Angst
In Minuten machen sich die Feuerwehren der ganzen Umgebung auf den Weg, doch als sie die Wannigsmühle erreichen, ist schnell klar: Das Haupthaus kann wohl kaum noch gerettet werden. Eine dicke Rauchsäule steht über dem Tal, Flammen schlagen meterhoch aus dem Dach. Während die Wehren blitzschnell ihre Schläuche ausrollen und beginnen, das Feuer mit Wasser einzudämmen, flüchten die Draußen-Katzen panisch in die Wälder, die Hunde in den Zwingern bellen, winseln, jaulen.
Zwischendrin: Ursula Boehm. Ihr Gesicht spiegelt Entsetzen, Fassungslosigkeit, Angst. Angst um ihre Mitarbeiter. "Sind die noch drin? Sind die da etwa reingelaufen, um die Tiere zu retten?", fragt sie einen Feuerwehrmann. Nein, die größte Sorge konnte ihr gleich genommen werden – es war kein Mensch mehr im Haus.

Nach dem Aufatmen die brutale Erkenntnis: Die Tiere im Haus sind unrettbar verloren. Im ersten Stock des Gebäudes ist die Katzenstation. 53 Tiere leben dort, teils in Räumen, teils in Käfigen. Die Feuerwehr kann nichts für sie tun – ins Gebäude zu gehen wäre lebensgefährlich gewesen.
Und dann passiert ein kleines Wunder: Eine Katze hat es aufs Dach geschafft, auf einen kleinen Teil, der nicht brannte. Es ist "Dorie", eine grauschwarze Katze. Die Feuerwehr rettet das verängstigte Ding. Sie ist die einzige von 53, die es geschafft hat. Die Meldung in der Nacht, dass drei Hunde gestorben seien, entpuppt sich als Fehlermeldung. Keinem Hund wurde ein Haar gekrümmt.
Welle der Solidarität
Gar von 300 toten Tieren war anfangs die Rede. Feuerwehrleute vermuten tags darauf, die Zahl sei aus einem Hörfehler entstanden: Aus "drei Hunden" sei "dreihundert" geworden. Um Gerüchte auszuräumen, wird über die Polizei noch in der Nacht eine erste Schätzung veröffentlicht: 60 Tiere sollen verendet sein. Am Donnerstag herrscht traurige Klarheit.
Noch während der Löscharbeiten stürzt der Dachstuhl unerwartet leise in sich zusammen. Den 70 Feuerwehrmännern und –frauen aus Münnerstadt, Großwenkheim, Kleinwenkheim, Thundorf und Bad Kissingen gelingt es in der Nacht, das Feuer zu löschen. Da sind schon viele Menschen in der Wannigsmühle angekommen, um ihre Hilfe anzubieten: Tierpfleger und -pflegerinnen, Veterinäre, Gassi-Geher, die ehrenamtlich die Hunde ausführen und nun geschockt Augenzeugen der Katastrophe werden.

Auch der Chef des Tierheims Schwebheim ist hier, er bietet an, Hunde bei sich unterzubringen. Da jedoch die Käfige der Hunde in einer sicheren Zone liegen, muss er nur einen mitnehmen – einen Hund, der durch Brand, Lärm, Rauch schwer verstört ist. Die Solidarität unter Gleichgesinnten bleibt nicht nur ihm im Gedächtnis. Ein Lichtblick in dunkler Stunde.
Auch Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl (CSU) ist gekommen. "Man hofft ja immer, dass es sich um einen Fehlalarm handelt", sagt er. Am nächsten Tag kann er noch nicht sagen, wie es mit dem Tierheim weitergehen wird.
Die Polizei beziffert den Schaden auf eine "hohe sechsstellige Summe", unklar ist, ob das Haus abgerissen werden muss. Brandermittler der Kripo Schweinfurt betreten am Donnerstagmorgen das Haus, sie tragen weiße Schutzanzüge und festes Schuhwerk. Mit einem Rechen durchforsten sie die Trümmer und die verkohlten Reste im Inneren nach Spuren. Außer ihnen darf nur Ursula Boehm ins Erdgeschoss hinein – zu groß ist die Einsturzgefahr. Sie bekommt die Gelegenheit, ins völlig durchnässte Büro zu gehen, um dort Dokumente und den Safe zu holen.

Noch ist völlig unklar, warum der Brand ausgebrochen ist. Ursula Boehm versucht, alle Mitarbeiter zu koordinieren, mit Behörden zu reden, so banale Dinge zu erledigen wie mit dem Stromanbieter zu telefonieren. Dann schlägt sie sich an die Stirn: "Wir haben ja derzeit keinen Strom, die Kommunikation ist schwierig – vor allem, weil unser Heim in einem absoluten Funkloch liegt."
Viele Mitarbeiter sind auch vor Ort, in ihren Augen spiegelt sich die Hoffnungslosigkeit, der Schock, einige weinen hemmungslos. Ursula Boehm geht ums Haus herum, schaut sich dort die Schäden an. Und da, plötzlich, miaut es hinter ihr. "Elvis!", ruft sie. Elvis ist einer der Freigängerkater. Er läuft aus dem Wald auf sie zu, schmiegt sich an ihre Wade. Sie nimmt ihn hoch, streichelt ihn. "Toll, dass du wieder da bist", flüstert sie ihm ins Ohr. Elvis klettert runter, läuft zu seinem Häuschen, frisst. Ursula Boehm schaut zum Haus, wo im ersten Stock, im Katzenstockwerk, die Fenster geborsten sind. "Es ist wirklich schlimm. Wir können keines dieser Lebewesen zurückholen."
Hilfe für das Tierheim Wannigsmühle
IBAN: DE89 7935 1010 0031 1780 64
BIC: BYLADEM1KIS
Tierheime sind gesetzlich geregelter Maßen eine kommunale Aufgabe, aber wenn ich nur das unwürdige Gezerre beim Tierheim Kitzingen sehe, reicht es mir schon. Der Tierheim-Verein soll wenn ich mich recht erinnere für den (aus Standsicherheitsgründen erforderlichen!) Neubau einen sechsstelligen Betrag stemmen - ja reicht es den "Offiziellen" noch nicht, dass sich die Leute teilweise bis zur Erschöpfung persönlich einbringen??? Für allen möglichen "Unsinn" wird Geld rausgehauen, aber für eine festgeschriebene(!!) Aufgabe soll es hinten und vorne nicht langen?
Wie ich schon sagte: unwürdig.
Es tut mir leid für die Katzen, aber irgendwann muss es auch mal gut sein.
Es war scheinbar ein Unfall und damit isses auch gut.
Bitte teilen Sie deutlich mit, was Sie brauchen-
bitte bringt frisch GEWASCHENE Decken und Handtücher - das TH wird aktuell nicht vor Gebrauch waschen können!
Gestresste Tiere brauchen noch mehr Hygiene!
Alles Gute und viel Kraft
Anja K.