Schätzungsweise elf Millionen Menschen sterben jedes Jahr weltweit, weil sie sich ungesund ernähren. Zu dieser Erkenntnis kommt ein internationales Forscherteam im Fachblatt The Lancet. "Jeder fünfte Todesfall ist laut dieser Langzeitstudie auf ungesunde Ernährung zurückzuführen", sagt Dr. Nagham Soda, Ernährungsmedizinerin und Fachärztin für Anästhesiologie am Rhön-Klinikum Bad Neustadt, und wendet es ins Positive: "So viele vorzeitige Todesfälle könnten durch eine Ernährungsumstellung vermieden werden!"
Wie gesunde Ernährung gelingen kann, darüber informieren Dr. Soda und ihr Team – Diätassistentin Lena Schneider und Diätassistent und Diabetes-Berater Günter Scheuring – seit August in der neuen Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin am Rhön-Klinikum. Die Praxis befindet sich am Campus in Haus 6.
Ambulantes Angebot für Selbstzahler
Bei den ernährungsmedizinischen Beratungen handelt es sich um ein ambulantes Angebot, das Menschen vor, nach oder komplett unabhängig von einem Klinikaufenthalt in Anspruch nehmen können. Die ernährungsmedizinischen Leistungen müssen in der Regel selbst bezahlt werden, erklärt Sandra Henek, die Geschäftsführende Direktorin des Rhön-Klinikums. In der Regel würden die Krankenkassen den überwiegenden Teil der Kosten für die Ernährungsberatung erstatten.
Beraten werden Patientinnen und Patienten mit Krankheitsbildern wie Übergewicht, Mangelernährung, Diabetes, Magen-Darm-Erkrankungen, Nierenerkrankungen, Gicht und Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. Auch Krebspatienten können während einer Chemobehandlung ernährungsmedizinisch begleitet werden. Ganz explizit richtet sich Dr. Soda mit ihrem Angebot aber auch an Gesunde wie Veganer, Schwangere, Senioren, Breiten- und Profisportler.
Mit Präventionsangeboten das Gesundheitssystem entlasten
"Ziel ist es, die Menschen beratend zu erreichen, bevor Erkrankungen manifest werden", erklärt Professor Bernd Griewing, Chief Medical Officer und Generalbevollmächtigter am Rhön-Klinikum. Prävention sei ein Modul des Campuskonzepts. "Wir wollen, dass die Menschen in ihren Gesundheitsfragen ganzheitlich betrachtet werden", sagt Griewing. Zumal man angesichts des drohenden Fachkräftemangels und der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft vorsorgen sollte, um auch künftig medizinische Angebote "nicht rationiert" vorhalten zu können.
Einen gesellschaftlichen Trend seriös begleiten
Griewing spricht von "gesundem Lebensstil als gesellschaftlichem Trend". Diesen Trend wolle man am Campus seriös begleiten. Beratende Institutionen gebe es viele auf dem Markt, sagt auch geschäftsführende Direktorin Sandra Henek. Deshalb habe man die Praxis als Schwerpunktpraxis zertifiziert. "Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal. Im Umkreis von rund 100 Kilometern um Bad Neustadt gibt es kein vergleichbares Angebot."
So läuft die Ernährungsmedizinische Beratung ab
Ein Angebot, das laut Dr. Soda schon jetzt angenommen werde. "Wir haben nicht groß Werbung gemacht und trotzdem kommen wöchentlich mehr Patienten-Anfragen, teils aus Bad Kissingen und Würzburg." Konkrete Zahlen zum bisherigen Patientenaufkommen wie auch zu den Investitionen wollten die Verantwortlichen nicht nennen.
Komme ein Patient oder eine Patientin in die Beratung, seien zunächst eine detaillierte Anamnese und eine Ernährungsanamnese mit Ernährungstagebuch die ersten Schritte, erklärt Dr. Soda. Mithilfe einer besonderen Waage könne innerhalb kürzester Zeit die Körperzusammensetzung analysiert werden. Im nächsten Schritt vereinbaren Patient und Therapeut "realistische Ziele". Oftmals reiche es aus, das Ausgangsgewicht um fünf bis zehn Prozent zu reduzieren, um gesundheitlich zu profitieren.
"Ganz oder gar nicht" sei in der Regel der falsche Ansatz. "Wenn ich Mini-Schritte erreiche, ist die Motivation groß, weiterzumachen." Ausnahmen sollten eingeplant, Rückfälle akzeptiert werden. Oft helfe laut Dr. Soda auch das Wissen: "Nichts ist verboten. Ich darf alles, aber alles eben in Maßen."
So ernähren Sie sich gesund
2. Fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag essen!
3. Wenn möglich Vollkornprodukte wählen!
4. Die Auswahl mit tierischen Lebensmitteln ergänzen (täglich Milch und Milchprodukte, ein bis zwei Mal pro Woche Fisch, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch)!
5. Gesundheitsfördernde Fette wie pflanzliche Öle nutzen!
6. Sparsam mit Zucker und Salz sein!
7. Rund 1,5 Liter am Tag am besten Wasser trinken!
8. Lebensmittel schonend zubereiten (so lange wie nötig und so kurz wie möglich mit wenig Wasser und Fett garen)!
9. Achtsam essen und genießen und sich Pausen beim Essen gönnen!
10. In Bewegung bleiben!