An der CSU-Basis rumort es – auch in Unterfranken. Ein „Weiter so“ darf es nicht geben, schreibt der CSU-Ortsverband Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) in einem offenen Brief an die CSU-Landesleitung und fordert personelle Konsequenzen, konkret den Rücktritt von Parteichef Horst Seehofer.
Derweil warnt der CSU-Bezirksvorsitzende Gerhard Eck seine Parteifreunde vor allzu wildem Aktionismus. „Schnellschüsse helfen nicht weiter.“ Er setze auf einen Sonderparteitag nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen und der Regierungsbildung in München, so der Innenstaatssekretär auf Nachfrage.
„Wir haben es uns nicht einfach gemacht, diesen Brief zu schreiben, aber wir halten ihn für bitter nötig“, heißt es in dem Schreiben, das der Ortsvorsitzendem Bernhard Ledermann unterzeichnet hat. Die CSU Mellrichstadt habe einen engagierten Wahlkampf geführt, betont Ledermann. Das „unrühmliche Wahlergebnis“ – der Ortsverband spricht von einem herben Stimmenverlust der CSU in Bayern – sei auf Horst Seehofers Verhalten in der Landes- und Bundespolitik zurückzuführen.
Ehrenamtliche vor den Kopf gestoßen
Sein Zickzackkurs im Umgang mit der AfD habe Unverständnis ausgelöst, sind die Mellrichstädter CSU'ler überzeugt. Seehofers Reden von der Migration als „Mutter aller Probleme“ habe, so glaubt der Mellrichstädter CSU-Vorstand, zur weiteren Distanzierung von der christlich-bürgerlichen Wählerbasis geführt. Auch Vertreter der Kirchen mit ihren ehrenamtlichen Helfern fühlten sich vor den Kopf gestoßen.
Ein Rücktritt des Parteivorsitzenden wäre schon vor acht Wochen „zwingend erforderlich“ gewesen, heißt es in dem Brief weiter. Würde die Personaldiskussion nun weiter vertagt, sieht der CSU Ortsverband die Basisarbeit gefährdet. „Wir können und vor allem wollen nicht mehr die Entscheidungsmüdigkeit und Zurückhaltung in dieser Personaldiskussion der Führung in der CSU gegenüber unseren Mitbürgern rechtfertigen.“ Denn „nach der Wahl sei vor der Wahl“. Es liege nun an der Landesleitung, verantwortungsvoll mit dem Wahlergebnis umzugehen.
Mahnung zu Besonnenheit
Birgit Erb, die Kreisvorsitzende der CSU, und Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann, ebenfalls CSU, wollen sich der Rücktritts-Forderung aus Mellrichstadt – zumindest derzeit – nicht anschließen. Beide plädieren dafür, sich an den von der CSU-Führung kommunizierten „Fahrplan“ zu halten: Erst Koalitionsgespräche und Regierungsbildung, um „Bayern stabil zu halten“, unmittelbar danach sollte es dann Gespräche über die Erneuerung der CSU samt Personaldiskussion geben.
Ähnlich argumentiert Eck. Die CSU habe vom Wähler „mehr als nur ein blaues Auge“ verpasst bekommen. Deshalb gehe an einer Aufarbeitung nichts vorbei. Man müsse diese aber „klug und besonnen angehen“, mahnt der Bezirksvorsitzende. Dazu gehöre eben auch, „zunächst ruhig zu bleiben“. Gleichwohl werde er dem Bezirksvorstand bei der nächsten Sitzung am Freitag empfehlen, sich der Forderung nach einem Sonderparteitag, wie er bereits von den Bezirksverbänden Oberbayern und Schwaben gewünscht wird, anzuschließen.
Unterfranken mit bestem CSU-Ergebnis
Was inhaltliche und personelle Forderungen betrifft, wolle er die Debatte nicht vorwegnehmen, sagt Eck. Unterfranken sollte bei der Analyse aber besonders gehört werden, schließlich habe es hier „schon zum dritten Mal in Folge“ das beste regionale CSU-Ergebnis gegeben. Wie berichtet, erzielte die Partei hierzulande 41,4 Prozent der Stimmen, bayernweit waren es 37,2 Prozent. Das Minus fiel mit 8,7 Prozentpunkten geringer aus als im Landesschnitt mit minus 10,4 Prozentpunkten.
Auch wenn sie vorerst für Zurückhaltung plädieren, haben Eck, Erb und Habermann durchaus Verständnis für den offenen Brief aus dem Streutal. Eine Demokratie lebe von öffentlichen Meinungsäußerungen. „Wir hängen niemandem einen Maulkorb um“, so Eck. Letztlich hätten die Mellrichstädter dargestellt, was sie an den Wahlständen und im Kontakt mit der Bevölkerung immer wieder heraushören konnte, gibt Birgit Erb die Stimmung in Rhön-Grabfeld wieder.
Ob ein Rücktritt Seehofers vor acht Wochen das Wahlergebnis verändert hätte? Habermann will darüber ungern spekulieren. „Politik entscheidet sich an Personen“, räumt er ein. In der Sache habe Seehofer in seinen Augen ausgezeichnete Arbeit geleistet. „Die andere Seite ist die Art und Weise“, wie er kommuniziert habe. „Eine Person allein entscheidet keine Wahl“, sagt Kreisvorsitzende Erb, „da spielen mehrere Faktoren ineinander“.
Mit der Politik vor Ort zufrieden
Der Bürger habe jedenfalls kein Verständnis für interne Querelen, so Erb. Nun müssten in Ruhe die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Auch in Rhön-Grabfeld wolle die Kreis-CSU die Wahlergebnisse analysieren. Mit der Politik vor Ort seien die Rhön-Grabfelder prinzipiell zufrieden, glaubt Erb und verweist auf die örtlichen CSU-Wahlergebnisse. Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner beispielsweise wurde mit dem bayernweit zweitbesten Erststimmen-Ergebnis in den Landtag gewählt.
Der Brief der CSU-Mellrichstadt im Wortlaut:
Liebe Parteifreunde der Christlich Sozialen Union in Bayern, sehr geehrte Damen und Herren,
mit dem Ergebnis der Landtagswahl 2018 in Bayern hat die CSU einen herben Stimmenverlust erlitten. Dies war kein überraschendes Ergebnis, denn diese Entwicklung zeichnete sich schon in den letzten Monaten deutlich ab.
Der CSU Ortsverband Mellrichstadt hat einen engagierten Wahlkampf geführt. Durch den Einsatz unsrer Mitglieder konnten wir für unseren Direktkandidaten Steffen Vogel 43,4 % und bei den Zweitstimmen 53,5 % der Stimmen erreichen.
Allerdings war der Grundtenor bei unseren Wahlveranstaltungen und den persönlichen Gesprächen mit den Bürgern von Fragen zur Personalsituation in der Parteiführung, insbesondere zum Parteivorsitzenden Horst Seehofer negativ vorbestimmt.
Mit Horst Seehofers Verhalten sowohl in der Landes- als auch in der Bundespolitik wurde das unrühmliche Wahlergebnis maßgeblich geprägt. So löste z.B. der Zickzackkurs zu Grundaussagen und zur Positionierung zur AfD Unverständnis aus. Die öffentlichen Auftritte, auch gemeinsam mit Herrn Dobrindt, in der Koalitionspolitik, gipfelnd in einem unnötigen und dazu mehr als hölzernen Zitat zum Thema Migration, führten zur weiteren Distanzierung von unserer christlich-bürgerlichen Wählerbasis und wurde mit Kopfschütteln bei unseren Mitgliedern und Mitbürgern quittiert.
Die Vertreter der Kirchen mit allen ihren ehrenamtlichen Helfern bei der Bewältigung der Integration der Migranten wurden vor den Kopf gestoßen.
Ein Rücktritt des Parteivorsitzenden nach diesen politisch unprofessionellen Aktionen hätte der CSU schon vor 8 Wochen nicht nur gut getan, sondern wäre zwingend erforderlich gewesen.
Wenn jetzt die Personaldiskussion, unter dem Mantel einer Analyse oder aus welchen Gründen auch immer vertagt und keine personellen Konsequenzen angesichts des historischen Stimmeneinbruchs gezogen werden sollten, sieht der CSU Ortsverband Mellrichstadt die Basisarbeit gefährdet und wirkt gegenüber seinen Mitbürgern unglaubwürdig.
Wir, der CSU Ortsverband Mellrichstadt, können und vor allem wollen nicht mehr die Entscheidungsmüdigkeit und Zurückhaltung in dieser Personaldiskussion der Führung in der CSU gegenüber unseren Mitbürgern rechtfertigen.
Wir haben es uns nicht einfach gemacht und im Wahlkampf alles getan, was wir konnten. Wir haben es uns auch nicht einfach gemacht, diesen Brief zu schreiben, aber wir halten ihn für bitter nötig, denn nach der Wahl ist vor der Wahl.
Die Bürger beobachten das Verhalten der CSU-Führung in München und in Berlin genau.
Jetzt liegt es an Ihnen, zu zeigen, dass Sie verantwortungsvoll mit dem Wahlergebnis und damit nicht zuletzt mit der Zukunft der CSU umgehen. Ein „weiter so“ darf es nicht geben!
Für die Vorstandschaft des CSU-Ortsverbandes Mellrichstadt
Bernhard Ledermann Ortsvorsitzender
Zur "Untermauerung" seiner Einlassungen noch Ergänzungen unter:
1. -Süddeutsche- vom 17.05.2010; "Zick, zack, Söder"
Die politische Flexiblität des Nürnberger CSU-Chefs ist beeindruckend. Vor einem Jahr hat er mit H. Seehofer noch kaum ein Wort gewechselt. Jetzt ist er Steigbügelhalter in Szene.
Näheres über:
https://www.sueddeutsche.de/bayern/csu-zick-zack-soeder-1...
2.
-ZEIT-ONLINE- vom 14.08.2018; "Markus Söder-Verwandlungskünstler in der Krise"
von Ferdinand Otto, Marktheidenfeld, Schwabach
Markus Söder kann sich an jede Situation anpassen, doch die Umfragen sind schlecht; Warum nur?
Näheres unter:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-08/markus-soede...
Frage: Brauchen wir im Sinne unserer Nachkommen, Ressourcenerhalt - "Verwandlungskünstler",
oder "Zick-Zack-Politiker" oder aber Politiker/Politikerinnen mit -Linie-?
Wie wärs mit "offener" Diskussion vor den anstehenden Kommunalwahlen -2020-?
Vor dem Auftritt von BK A. Merkel bei der CSU-Landtagsfraktion in Wildbad-
Kreuth hat Bayerns Finanzminisiter M. Söder einen schnellen Kurswechsel verlangt. Die bevorstehenden Landtagswahlen im März dürfte keine Hintergrund sein, sagte der CSU-Politiker am Mittwoch. Er betonte:"Wir können den permanenten Verstoß gegen das Grundgesetz nicht akzeptieren..
Weiteres: https://www.welt.de/politik/deutschland/article151216843/Per...
Main-Post 2013 "Ein Vorstoß von Ministerpräsident Horst Seehofer"
Textauszug: Die "bedrängende und störende" Wirkung von Windparks in der Nähe von Siedlungen muss berücksichtigt werden und wenige Monate vor der LT- hält MP H. Seehofer die "WEA-10H-Regel" für sinnvoll...
Umwelt Technik Recht (UTR) - Urteil 2017
Der Bayer. Verfassungsgerichtshof hält am Slogan "WEA-10H-Regel" fest.
SPD, Grüne, Windkraft-Lobby klagten dagegen. Verfassungsgericht wies die Klagen ab.
Weshalb sollte H. Seehofer zurücktreten?
große gesundheitliche Gefährdung einhergehe. Deutschland habe hier grundrechtlich verankerte Schutzpflicht für körperliche Unversehrtheit jedes einzelnen. Doch dieser komme der Staat
nicht nach.
Mainpost 2011; 94 "mögliche Standorte für Windenergieanlagen"
Textauszug: Wenn es nach dem regionalen Planungsausschuss geht, gibt es künftig in der Region Main-Rhön 94 WEA-Flächen. Bad Bocklets Bgm. W. Back warnte davor in sensible Gebiete einzu-
greifen. Ein weltweiter WEA-Investor hatte bereits zuvor 6 WEA im Staatswald bei Reichmannshausen geplant und Verträge geschlossen. Bürgerwiderstand verhinderten das Projekt.
Die Landräte T. Bold (Bad KG), T. Habermann (Rhön-Grabfeld, H. Leitherer (SW), R. Handwerker
(Hassberge) sprachen sich für Windkraft-Temp aus. Einwände, Sinnhaftigkeit der Windenergie
wurden nicht hinterfragt; Warum auch immer?
Wurden bereits damals Grundrechte wegen Lobbyismus gebrochen?
Wer sonst, außer Seehofer hat das Rückrad sich gegen Frau Merkel mit Ihrer unsäglichen Asylpolitik durchzusetzen.
„Bitte Horst tritt nicht zurück wir brauchen dich“
Deshalb muss der Quertreiber weg! Pasta!!
Es war ein riesiger Fehler, diesen vor Selbstüberschätzung strotzdenen Egozentriker in die Regierungsmannschaft zu holen …
Kann man darauf "zurücktreten"?
Die CSU-Landesleitung wird ob dieses Briefes erschüttert sein, die Koalitionsgespräche sofort abbrechen, den Schuldigen für dieses großartige Wahlergebnis (wo gibt es heute noch 37%? Sonntag in Hessen?) suchen und finden, federn und vierteilen ...
Und ich dachte immer, die Altbayern hätten die Berge und die Franken den Horizont.