
Neben Mathe, Deutsch und Sachunterricht steht bei den Grundschülern in Rhön-Grabfeld auch Schwimmen auf dem Stundenplan. "Von 20 Grundschulen bieten 17 das Schwimmen in diesem Schuljahr in verschiedenen Jahrgangsstufen an", sagt Schulamtsdirektor Karl-Heinz Deublein auf Nachfrage dieser Redaktion. Er sei dankbar dafür, denn immer mehr Grundschulkinder könnten nicht sicher oder gar nicht schwimmen.
Möglich ist das jedoch nur, weil die Bäderlandschaft in Rhön-Grabfeld im Vergleich zu Nachbarlandkreisen sehr gut aufgestellt ist. "Wir haben noch sehr viele Sportstätten, sodass wir das Schwimmen recht gut für die Schulen anbieten können", freut sich Deublein. Er sei dankbar, dass die Gemeinden ihre Schwimmbäder zur Verfügung stellen und instand halten.
Immer mehr Kinder können nicht schwimmen
Früher konnten die Kinder fast alle schwimmen, wenn sie in die Schule kamen. Heutzutage sei das nicht mehr so: "Wir stellen fest, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler in die Schule kommen und nicht schwimmen können", so Schulamtsdirektor Deublein. Die zunehmende Zahl der Nichtschwimmer sei erschreckend. Dabei sei das beste Alter, um Schwimmen zu lernen, das Vorschulalter zwischen fünf und sechs Jahren, sagt Deublein.
Im Schulbetrieb können Lehrkräfte es nur bedingt beibringen. "Ein Lehrer ist in der Regel für 28 Kinder zuständig. Da kann auf individuelle Ängste und Startschwierigkeiten beim Schwimmen lernen nur schwer eingegangen werden", so Schulamtsdirektor Deublein. Nicht-Schwimmer werden nicht vom Schwimmunterricht ausgeschlossen. Im Gegenteil: "Wir konzentrieren uns auf die Nicht-Schwimmer und wollen sie zum Schwimmen bringen."

Ziel sei es, so Deublein weiter, dass alle Schülerinnen und Schüler es beim Verlassen der Grundschule schaffen, sich über Wasser zu halten und an den Beckenrand oder ans Ufer zu kommen. "Und dabei ist nicht der Schwimmstil ausschlaggebend, sondern wirklich, dass sich alle über Wasser halten können."
Schwimmunterricht an Schulen ist wichtig
Der Schwimmunterricht sei auch nicht auf eine bestimmte Jahrgangsstufe festgelegt, sondern kann von den Schulen individuell gewählt werden - "je nachdem, wie es in das sportliche Schulkonzept hineinpasst", so Deublein. Manche Schulen würden es sogar von der ersten bis zur vierten Klasse anbieten. "Es ist einfach wichtig, Schwimmen anzubieten. Das ist eine Basis fürs Leben", findet Schulamtsdirektor Deublein.
Der Schwimmunterricht wird oftmals blockweise organisiert. "Es geht ein paar Wochen am Stück zum Schwimmen, dann ist der Lernfortschritt besser", erklärt Karl-Heinz Deublein. Dazu braucht man auch geeignete Lehrkräfte - und genau hier stießen Schulen schon manchmal an ihre Grenzen, so Deublein.
Denn nicht jeder Lehrer kann so einfach Schwimmunterricht geben. Dazu sei – auch für Sportlehrer – eine entsprechende Fortbildung notwendig. Die den Schwimmunterricht erteilenden Lehrkräfte müssten die Rettungsfähigkeit haben, sagt Deublein. Das heißt, sie müssen in der Lage sein, Schülerinnen und Schüler im Notfall vor dem Ertrinken zu retten. "Die Grundvoraussetzung ist das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze", so Deublein.
Eltern als Aufsichtspersonen im Schwimmunterricht
Die Fachberatung Sport sei hier sehr aktiv und biete regelmäßig Schulungen an, bei denen Lehrkräfte ihre Rettungsfähigkeit ablegen beziehungsweise auffrischen können. Zudem habe das Schulamt die Initiative "Schwimmhelfer" zusammen mit dem Landkreis gestartet, so Deublein. "Wir suchen Begleitpersonen, die mit den Schulen in die Schwimmhalle gehen." Voraussetzungen seien auch hier das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze und ein Erste-Hilfe-Kurs.
Neun Schwimmhelfer haben sich laut Deublein bereits auf den Weg gemacht, die nötigen Voraussetzungen zu erfüllen und können somit zeitnah Schulen als ehrenamtliche Helfer zugeordnet werden. Karl-Heinz Deublein hofft, dass sich weitere Personen finden, die sich zu dieser ehrenamtlichen Aufgabe bereit erklären.
Denn in der Regel geht eine Lehrerin oder ein Lehrer mit einer gesamten Klasse (bis zu 28 Kinder), von denen ein Teil Schwimmer und ein Teil Nicht-Schwimmer ist, zum Schwimmunterricht. "Da ist es extrem schwierig, Lernfortschritte zu erzielen und auch der Aufsichtspflicht nachzukommen", weiß Schulamtsdirektor Deublein. "Umso hilfreicher wäre es, wenn Lehrkräfte Schwimmhelfer hätten, die ein zusätzliches Auge auf die Kinder haben oder mit einzelnen Schülern Übungen am Rand durchführen", so Deublein.
Tödlichen Badeunfällen vorbeugen
"Das Kinder Schwimmen lernen, liegt uns sehr am Herzen", betont der Schulamtsdirektor. "Wir wollen die Gefahr vermeiden, dass den Kindern im Landkreis etwas passiert." Hier sei aber auch die Eigeninitiative der Eltern gefragt. Sie sollten sich darum kümmern und unterstützen, dass ihre Kinder schwimmen lernen, indem sie regelmäßig mit ihnen schwimmen üben.