Ein paar Tage schon kann man auf dem neuen Bohlensteg des Schwarzen Moores das Naturjuwel auf der Langen Rhön wieder erkunden. Das Schwarze Moor sorgt seit einigen Tagen auch für Schlagzeilen, weil es zwischen zwei Münchner Ministerien Zoff um die Frage gibt, ob man eine zunehmende Bewaldung der Moorflächen dulden sollte oder nicht. In Artikeln, Leserbriefen und Stellungnahmen werden die Argumente für und wider einen Eingriff derzeit ausgetauscht.
Die offizielle Eröffnung des 2,4 Kilometer langen, runderneuerten Bohlenstegs wäre nur ein eher formeller Akt gewesen, der hinter der Brisanz der naturschutzpolitischen Debatte etwas zurückstecken müsste. Eine besondere Bedeutung erlangte der Termin aber dann doch. Mit Martin Neumeyer, dem Vorstandsvorsitzenden der Bayerischen Staatsforsten, war ein hochrangiger Spitzenbeamter aus Regensburg in die Lange Rhön gekommen, um sich ein Bild vom Zustand des Schwarzen Moores zu machen. "Ich bin beeindruckt von dieser Landschaft, von der besonderen Stimmung hier", drückte Neumeyer seine Begeisterung aus.
Spitzenbeamter und Stoiber-Vertrauter
Der Verwaltungsjurist war einer der engsten Vertrauten von Edmund Stoiber, Regierungssprecher der Staatskanzlei und Amtschef im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Seit 2015 ist er Chef der Bayerischen Staatsforsten. Da nimmt es nicht wunder, dass Landrat Thomas Habermann besonders die Nähe zu dem Fachmann suchte und vor allem die gute Zusammenarbeit mit den Staatsforsten lobte. Habermann setzt sich bekanntlich für eine Entnahme von Bäumen und Sträuchern ein, um das Landschaftsbild des Schwarzen Moores zu erhalten. Das Schwarze Moor ist allerdings als Naturwaldreservat ausgewiesen und steht deshalb in der Zuständigkeit des Forstministeriums, nicht des Umweltministeriums. Die Entwicklung im Reservat muss eigentlich sich selbst überlassen werden.
Ob Neumeyer seine Verbindungen nutzt, um sich für Eingriffe zum Erhalt der Moor-Landschaft einzusetzen, darüber kann nur spekuliert werden. Der ganz besondere Charakter des Gebietes, der rund 160.000 Besucher in jedem Jahr anlockt, hinterließ bei dem Spitzenbeamten jedenfalls Eindruck.
Die wichtige Rolle eines Moores
Klaus Spitzl, Geschäftsführer des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön, hatte einige Fakten parat zur Bedeutung des Schwarzen Moores als Biotop von mitteleuropäischem Rang. Die zunehmende Verwaldung sah er mit Sorge. Wer ein Moor besuche, wolle auch das Moor sehen. Immerhin habe es auch ein großes Drainage-Projekt gegeben, das mit gewissem Aufwand die Wasserversorgung für das Moor gewährleistet. Nur drei Prozent der weltweiten Naturflächen seien Moore. Ihre Bedeutung als Kohlendioxid-Speicher, aber auch als Archiv der Siedlungsgeschichte zum Beispiel dank Pollenfunden sei besonders hoch.
Über alle politischen Richtungsunterschiede hinweg war der Schwerpunkt des Pressertermins freilich die Bohlensteg-Freigabe. Ralf Maisch von der gleichnamigen Zimmerei in Unterelsbach war als Chef der bauausführenden Firma vertreten. In mehreren Bauabschnitten wurde der 2,4 Kilometer lange Bohlensteg erneuert. Für das Team von Maisch gab es allerhand zu tun. "Wir haben 150.000 Nägel eingeschlagen, zumeist mit 140 Millimeter Länge", listete Maisch auf. 380 Kubikmeter Eichenholz aus dem Spessart und der Rhön wurde zu vorgebohrten Bohlen verarbeitet, die dann mit Hammer und Nagel befestigt wurden. 4,2 Tonnen Verbindungsmittel wie Eckwinkel und anderes wurden ebenfalls verbaut.
Fundstücke der besonderen Art
"Wir haben Kameradeckel gefunden, vor allem aber unzählige Gummikappen für Nordic-Walking-Stöcke", erzählte ein schmunzelnder Zimmermeister. Eine besondere Herausforderung sei der Höhenausgleich vor allem an den Randzonen gewesen, damit kein hügeliger Pfad entsteht.
Rund 723.000 Euro hat die Sanierung des Bohlenstegs gekostet. Klaus Spitzl freut sich, dass das Projekt abgeschlossen ist, schließlich müsse auch die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher gewährleistet sein, die den beliebten Hotspot in der Rhön genießen. Spitzl dankte auch dem Landkreis Rhön-Grabfeld, der ein wichtiger Unterstützer bei der Ausschreibung und Organisation war.