Wer momentan das Schwarze Moor bei Fladungen in der Rhön besucht, muss auf dem Boden bleiben, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Grund: Die 80 Stufen des beliebten Aussichtsturms – ein Highlight für viele Moor-Besucher – darf momentan kein Besucher hinaufsteigen. Der Turm sei wegen Wartungsarbeiten "bis auf Weiteres geschlossen", verkündet ein Schild am Zaun des Bauwerks. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, der Turm sei so kaputt, dass er nicht mehr zu retten sei.
Für ganz so dramatisch hält Klaus Spitzl, Geschäftsführer des Vereins Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön, der sich um die Pflege und kleinere Reparaturen an dem Bauwerk kümmert, den Zustand des Turms nicht. "Nein, der Turm ist nicht abrisswürdig. Auch wenn die Schäden noch genauer überprüft werden müssen: Statisch gesehen ist aus meiner Sicht alles in Ordnung", sagt Spitzl auf Nachfrage dieser Redaktion.
Das Staatliche Bauamt Schweinfurt – Eigentümer des Turms ist der Freistaat Bayern – lässt auf Anfrage dagegen offen, ob etwas dran ist an den Gerüchten, der Turm sei nicht mehr sanierbar. Derzeit würde das Ausmaß der Schäden "in Hinblick auf das Gesamtbauwerk sowie die Möglichkeit einer Sanierung" ermittelt, wozu sich die Behörde unter anderem mit einem Statiker abstimme, teilt Pressesprecherin Nina Marder mit.
Zum jetzigen Zeitpunkt könne zwar noch keine abschließende Aussage über Art und Umfang der nötigen Arbeiten getroffen werden. Aufgrund der Schäden sei es aber unumgänglich gewesen, das Bauwerk im Schwarzen Moor bis auf Weiteres zu sperren. Der Moorlehrpfad sei nicht betroffen und könne wie gewohnt begangen werden, so Marder.
Das Dach des Turms im Schwarzen Moor in der Rhön hängt durch
Doch um welche Schäden geht es eigentlich und wie wurden sie festgestellt? Bei einer Routinebegehung Anfang Mai entdeckte man laut Klaus Spitzl, dass das Dach des Turms durchhängt und es leichte Wellen in den Holzlatten gibt. "Außerdem sind Ameisen rauf und runter gelaufen und wir haben festgestellt, dass einige Schrauben nicht mehr greifen, was offensichtlich durch Witterungseinflüsse entstanden ist", berichtet Spitzl.
Zunächst hätten seine Kollegen und er gehofft, der Tausch einiger Bretter würde ausreichen. Allerdings habe sich gezeigt, dass die Probleme im Holzaufbau des Daches größer seien. Dies bestätigt Nina Marder von der Schweinfurter Behörde. "Bei turnusmäßigen Untersuchungen des Bauwerks wurde festgestellt, dass in die Brettschichtdecke des Aussichtsturms Wasser eingetreten ist. Die Decke, die gleichzeitig die Holzunterkonstruktion des Turms bildet, ist nach ersten Prüfungen in Teilen morsch, brüchig und schadhaft", so die Pressesprecherin.
Mit welchen Sanierungskosten Klaus Spitzl rechnet
Klaus Spitzl schätzt, dass die Instandsetzungskosten im fünfstelligen Bereich liegen. Da sie über einen Kleinbetrag hinausgehen, müssten sie nicht vom Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön getragen werden. Nina Marder vom Staatlichen Bauamt nennt keine Summe. Die Kosten können laut ihr erst beziffert werden, wenn die Ergebnisse der Bauwerksuntersuchung vorliegen.
Rund 140.000 Gäste besuchen jährlich das Schwarze Moor in der Rhön
Rund 140.000 Personen besuchen laut Spitzl jährlich das Schwarze Moor, der Großteil steige auch auf den Turm. Was viele Menschen nach Aussage von Klaus Spitzl nicht wissen: Zwischen 15. November und 15. März ist der Turm generell gesperrt, es gebe immer wieder Aufbruchsversuche.
Das Bauwerk habe für das Moor im Dreiländereck Bayern, Hessen, Thüringen mit der Infostelle und dem Lehrpfad eine hohe Bedeutung: "Der Turm ist architektonisch gelungen und es ist ein besonderes Lebensgefühl, von dort oben direkt in den Himmel zu schauen."
Ich schätze in den nächsten vier Jahren nicht mehr. Möglicherweise nie mehr. Das ist meine Vermutung die hoffentlich nicht eintrifft.