Wie wird man einem sprachgewaltigen und komplett dem Latein verfallenen Chef gerecht, der sich anschickt, mit dem Start in die großen Ferien in den Ruhestand zu gehen? Vielleicht mit einem "Lapsus Linguae", wobei der Freudsche Versprecher, wie man im Deutschen sagen würde, von Studiendirektor Frank Gleichmann natürlich gewollt war.
Ihm oblag die Aufgabe der Begrüßung bei der Verabschiedung von Oberstudiendirektor Wolfgang Klose. Sein humorvoll-leichter Beitrag führte die zahlreichen Gäste in einen Bahnhof, mit Klose als Vorsteher, Schaffner und Gleisbauer in einer Person. Wie spätere Redner auch, hob Gleichmann Kloses enormes Pflichtbewusstsein und seine Menschlichkeit im Umgang mit anderen hervor.
Mit der Pensionierung von Wolfgang Klose geht eine Ära zu Ende
Die offizielle Weiche in den Ruhestand stellte Oberstudiendirektorin Monika Zeyer-Müller, die Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken. Sie erinnerte daran, dass Wolfgang Klose bei der Übernahme der Schulleitung in Bad Königshofen vor 19 Jahren im Jahre 2004 die sehr schwierige Aufgabe der Umsetzung des immer umstrittenen achtjährigen Gymnasiums (G8) zufiel, die er durch große Überzeugungsarbeit hervorragend gemeistert habe. Andere Herausforderungen, wie die Pandemie, folgten. Mit der Pensionierung von Klose gehe eine Ära zu Ende.
Landrat Habermann schätzt Wolfgang Klose als grundehrlichen und sympathischen Menschen
"Wenn ich mir einen Bruder wünschen könnte, würde die Wahl auf Wolfgang Klose fallen", drückte Landrat Thomas Habermann seine innige Verbundenheit zu dem Pädagogen aus, die auch in der gemeinsamen Liebe zur lateinischen Sprache begründet ist. Klose sei ein grundehrlicher, sympathischer Mensch mit einem festen Wertefundament, der Werte auch noch vermitteln könne. Bürgermeister Thomas Helbling erinnerte an die gemeinsame Fahrt nach Frankreich zum Gedenken an das Ende des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren.
Für den Chef gab es einen goldenen Lorbeerkranz vom Personalrat
Gar auf olympischem Gelände wähnte sich Irmgard Wech vom Personalrat angesichts der ausgeprägten Liebe des Pädagogen zu Latein und zur Antike. Weil er nicht nur alle beruflichen Hürden hervorragend gemeistert hatte und Klose auch stets Verständnis für persönliche Belange gezeigt habe, soweit es der Schulbetrieb zuließ, habe er sich zweifellos den Siegeskranz als Schulleiter verdient, sagte Irmgard Wech und überreichte ihm einen goldfarbenen Lorbeerkranz.
Mit Wendelin Seufert, Kloses ehemaligen Stellvertreter und Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer des Gymnasiums sowie den Fachschaftsvertretern Latein Christian Forster und Katharina Lehmann (Deutsch) füllte sich das Zugabteil zusehends. Die Lateinlehrer hatten das "Duotiosi" mit Sepp Nusko und Wolfgang Partheymüller engagiert, die zu bekannten Melodien ihre eigenen, lateinischen Texte zum Besten gaben.
Per Audiobotschaft verabschiedeten sich auch die Lateinklasse von Lateinlehrer Klose
Per Audiobotschaft zu Wort kamen auch Fünftklässler, denen Klose die ersten Schritte in Latein beibrachte. "Der Unterricht war nicht so schwer, weil Herr Klose es lustig und gut erklärt hat", meinte eine seiner Schülerinnen. Die Fachschaft Deutsch hatte sich ganz auf Zitate konzentriert, einer weiteren Vorliebe von Klose.
Der Mellrichstädter Gymnasiums-Chef Robert Jäger, der Elternbeiratsvorsitzende Michael Weigand und Felix Volz von der SMV stiegen auch noch dem Zug Richtung Ruhestand zu. Alle hoben das gute Miteinander über all die Jahre hervor.
Für die bessere Verdauung der vielen Wortbeiträge im Bordrestaurant sorgten von Klose ausgewählte Musikstücke, die am Klavier von Ariadne Weigert von der Berufsfachschule für Musik sowie wechselnden jungen Instrumentalisten und einer Sängerin dargeboten wurden.
Wolfgang Klose spürt große Wehmut, aber auch Freude beim Abschied vom Gymnasium
"Ich bin geplättet, eigentlich fertig", sagte Klose angesichts der Welle der Wertschätzung, die über ihn hereingebrochen war. Er verlasse die Schule mit großer Wehmut, aber auch Freude, die Verantwortung auf jüngere Schultern legen zu dürfen", gestand er, der besonders die Wohlfühlatmosphäre an der Schule geschätzt hatte. Der zunehmende Grad der Zermürbung und Belastung der Lehrer und Lehrerinnen wie in den vergangenen drei Jahren könne aber nicht einfach so weitergehen, mahnte Klose.
Dankbar für klare Worte und Abmachungen per Handschlag
"Ich danke für klare Worte ohne Schnickschnack, ein produktiv-kritisches Miteinander, Insider-Gespräche und feste Abmachungen per Handschlag", so Klose weiter, der auch seinen früheren Chef Gert Weiß am Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt nicht vergaß, der auch zur Verabschiedung gekommen war. In seinen Dank schloss er weiterhin alle ein, die mit der Schule zu tun haben, vor allem die Beschäftigten im Sekretariat. Wer Klose nachfolgen wird, ist noch nicht bekannt. Bis dahin wird Frank Gleichmann die Schule kommissarisch leiten.