
Mit Wolfgang Klose geht zum 1. August ein Pädagoge in den Ruhestand, der das Gymnasium in Bad Königshofen nicht weniger als 19 Jahre als Oberstudiendirektor geleitet hatte. Dabei war sein beruflicher Werdegang alles andere als üblich. Die erste Stelle nach Grundwehrdienst, Studium und Referendarszeit in München und Starnberg trat der 1957 in Regensburg geborene Lehrer am Kreuzburg-Gymnasium der Franziskaner im hessischen Großkrotzenburg an. Nach drei Jahren im Ausland, wie Klose scherzhaft sagt, arbeitete er sechs Jahre in der Erwachsenenbildung am Münchenkolleg. Dann ging Klose für neun Jahre an das Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium nach Münnerstadt, wo er zuletzt stellvertretender Chef war, und dann nach Bad Königshofen. Klose ist verwitwet und wieder verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt im Münnerstädter Stadtteil Reichenbach.
Wolfgang Klose: Mehrere, da ist zum einen die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, dann Widerstände überwinden, im Sinne von Steine aus dem Weg räumen und nicht zuletzt das Arbeiten mit der Sprache.
Klose: Ich bin auch schon lange Schulleiter und spüre eine überbordende Zunahme an Verwaltungsvorschriften und Bürokratie. Dazu gibt es eine gestiegene Erwartungshaltung der Eltern und der Gesellschaft gegenüber der Schule, was vor allem den Erziehungsauftrag in vielen Feldern betrifft. Das kann bei Lehrkräften zu einer zunehmenden Belastung zeitlicher und psychischer Art führen.
Klose: Ja, auf alle Fälle. Ich wäre aber nie Schulleiter geworden an einer Schule, an der ich nicht eine relativ hohe Zahl Unterrichtsstunden geben kann. In guten Zeiten hatte ich bis zu zehn Stunden in der Woche, vor allem Latein.
Klose: Nein, die gab es nicht. Seit der 6. Klasse im Schuljahr 1969 war mir klar, dass ich Lateinlehrer werden will. Wir hatten damals sehr junge und gute Lehrkräfte, die die Sprache lebendig gemacht haben. Allerdings war Griechisch mein Erweckungserlebnis. Das ist mir buchstäblich zugeflogen. Es war die Welt der Antike und die Beschäftigung mit Texten in Latein, Griechisch, Deutsch und Englisch, was mich fasziniert hat. Man lernt da das Weltverständnis früherer Epochen, denkt in der lateinischen oder griechischen Sprache und stellt fest, dass in manchen Texten bis heute der Bezug zur Gegenwart da ist. Mancher mag das nicht nachvollziehen, aber ich empfand das als total spannend.
Klose: Das Image des Berufs hat deutlich gelitten. Wir sind groß geworden mit der Überzeugung, dass die Besten eine Anstellung erhalten. Doch da gab es viele, die trotz wirklich guter Noten im Studium und Referendariat nicht genommen wurden. Wir waren allerdings gewarnt worden, in der Uni bei Beginn des Studiums und später vor dem Referendariat. Uns 15 Anfängern wurde gesagt, brechen Sie ab, machen Sie was anderes, Sie haben mit ihren Fächern keine Chance auf eine Anstellung. Niemand von denen, die ich kannte, hat den sicher gut gemeinten Rat befolgt. Was aus ihnen geworden ist, weiß ich allerdings nicht. Gut möglich, dass solche Erfahrungen heute noch abschrecken. Außerdem ist, wie ich schon gesagt habe, die Erwartungshaltung auch an das Gymnasium enorm gestiegen. Lehrer und Lehrerinnen können sich nicht für alles zuständig fühlen, die Eltern sind nicht aus der Verantwortung zu entlassen.
Klose: Verwaltungstechnisch in Kooperation mit den Behörden war das eine außerordentliche Belastung, die in Zusammenarbeit aller Kräfte, mit dem Sekretariat und den Lehrkräften, geschultert werden musste und konnte. Was die Schüler und Schülerinnen betrifft, wurde schnell klar, dass der Digitalunterricht nie und nimmer ein vollwertiger Ersatz für Präsenzunterricht sein wird.
Klose: Da gibt es schon das ein oder andere. Die Förderung von Lesen, Rechnen und Schreiben, also die Grundlagen, halte ich für ungeheuer wichtig. In den Gymnasien sollte die Arbeitswelt eine größere Rolle spielen. Ich bin für Betriebspraktika an der Schule, auch für Leute, die sich für den Lehrerberuf interessieren. Selbstverständlich sind das Fachwissen und die Fachausbildung ungemein wichtig. Dann würde ich mir wünschen, Schulleitern, die größere Verantwortung tragen als ich, mehr Entscheidungsfreiheit zuzubilligen. Nicht schlecht finde ich das französische System, mit einem pädagogischen Leiter oder Leiterin und einer Person, die für die Verwaltung zuständig ist.
Klose: Das Gymnasium ist eine Gründung der Bürgerschaft im Jahre 1947. Der erste Schulleiter hieß Dr. Hans Kentmann. Ich bin erst der vierte in der 76 Jahre alte Geschichte der Schule. Mit 19 Jahren als Leiter liege ich genau im Schnitt.
Klose: Zunächst mal habe ich viel mehr Zeit für die Familie und den Enkel. Dann möchte ich mehr auf Reisen gehen, vor nach Italien, dem schönsten Land der Welt, möchte in den Bergen wandern, so weit es die Kondition zulässt, und mich dem Musikleben widmen. Auch Archäologie interessiert mich. Und schließlich muss ich mir noch meinen Archivbestand vornehmen. Es gibt wirklich genug zu tun.
Alles Liebe, Herr Klose!
Ich wünsche Herrn Klose einen "otium cum dignitate", hat er sich verdient!