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Bad Neustadt
Schnelles Internet: Das solidarische Modell Rhön-Grabfeld
Vor über zehn Jahren ging es los mit dem schnellen Zugang ins weltweite Netz. Wie Rhön-Grabfelds Kommunen gemeinsam auf die Datenautobahn abbogen.
Mit Glasfaserkabel ist das Internet am schnellsten. Den Breitbandausbau erledigen die Kommunen in Rhön-Grabfeld gemeinsam.
Foto: Peter Kneffel/dpa | Mit Glasfaserkabel ist das Internet am schnellsten. Den Breitbandausbau erledigen die Kommunen in Rhön-Grabfeld gemeinsam.
Hubert Herbert
Hubert Herbert
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:11 Uhr

Eins ist sicher: Ohne einen vernünftigen, will heißen, schnellen Internetanschluss geht heute fast nichts mehr. Wie man den bekommt, nicht nur als einzelne Kommune, sondern als gesamter Landkreis, das hat Rhön-Grabfeld vorgemacht. Hier gilt schon seit 2007 der solidarische Ansatz. Das bedeutet, dass sich nicht jede Kommune selbst und alleine um eine gute Internetverbindung kümmert, sondern das tun alle Städte und Gemeinden Rhön-Grabfelds gemeinsam unter Federführung des Landkreises. 

Mit dem Ergebnis, dass die Breitbandversorgung in Rhön-Grabfeld inzwischen nahezu überall auf Großstadtniveau ist. Nach Angaben von Wirtschaftsförderer Jörg Geier sind derzeit alle Orte im Landkreis entweder an ein Glasfaser-Netz angebunden oder mit einer vergleichbaren Technik versorgt. Mehr als 97 Prozent aller Anschlüsse bieten demnach VDSL2-Bandbreiten mit über 16 Mbit.   Mehr als 90 Prozent aller Anschlüsse erreichen Bandbreiten von mehr als 30 Mbit. Außerdem laufen noch zahlreiche Ausbaumaßnahmen, um Häuser direkt ans Glasfasernetz anzuschließen.

Erste Idee der Bürgermeister

Los ging es im Mai/Juni 2007, als die Bayerische Staatsregierung eine Förderung für die Breitbanderschließung im ländlichen Raum ankündigte. Schon damals gab es erste Gespräche zum Thema Breitbandausbau zwischen dem Landkreis und den kreisangehörigen Städten und Gemeinden. Im Februar 2008 wurde dann im Rahmen einer Bürgermeisterdienstbesprechung erstmal die Idee formuliert, dass die Gemeinden den Landkreis um die Abwicklung der Breitbandförderung bitten könnten. Eine Solidargemeinschaft der Kommunen bildete sich und der Landkreis machte wie gewünscht mit.

Dr.-Först-Consult erhielt den Auftrag, eine Breitband-Erschließungsstudie für den Landkreis auszuarbeiten. Die kam im  Juni 2008 zum Schluss, dass kurzfristig ein WIMAX-Funknetz mit Empfangsantennen an den Häusern die Versorgung mit Breitband mit bis zu 6 Mbit sicherstellen könnte, solange bis eine kabelgebundene Lösung möglich würde. Das war damals schnell, denn zu diesem Zeitpunkt kamen 26 632 Einwohner im Landkreis gerade einmal mit einem 56K-Modem über die analoge Telefonleitung ins Internet.

Ein Anschluss aus dem Festnetz an einem DSL-Router. 
Foto: Frank Rumpenhorst/dpa | Ein Anschluss aus dem Festnetz an einem DSL-Router. 

Im Juni 2008 stellte die Breitbandrichtlinie den einzelnen Kommunen für den Breitbandausbau auf ein Mbit, den damaligen Stand der Technik, bis zu 50 000 Euro Förderung in Aussicht. Bereits einen Monat später erhielt die Firma "Schnell-im-Netz" den Auftrag für ein Funknetz im Landkreis. Das Signal sollte von Hassfurt über den Bayernturm per Richtfunkanlagen hergeleitet werden. 

Bedenken gegen Funklösung

Bedenken gegen funkbasierte Hausanschlüsse sowie die Novellierung der Bayerischen Breitbandförderung im Mai 2009 mit der Erhöhung der Fördersumme auf 100 000 Euro je Gemeinde und die Verdoppelung der Breitbandgeschwindigkeit auf zwei Mbit führten schließlich zur Aufgabe dieses Vorhabens und in der Folge zur Auflösung des Vertrags mit "Schnell-im-Netz".

Nach einer Neuausschreibung der Breitbanderschließung erhielt die Firma Mega Access im März 2010 den Zuschlag für den Breitbandausbau in Rhön-Grabfeld mittels eines sogenannten Hybrid-Systems. Das hätte den Internetzugang zwar auch mit Funk ermöglicht. Allerdings nicht mit direktem Empfang an den Häusern. Einzelne Verteilerpunkte in den Orten wären per Richtfunk versorgt worden, der Anschluss der einzelnen Haushalte wäre dann per Kupferkabel erfolgt. Die Gemeinden erhielten dafür die entsprechenden Förderbescheide. 

Erster Ausbau bis 2012 fertig

Bereits im  September 2010 löste der Landkreis aber schon wieder den Vertrag mit Mega Access auf, weil sich beim Ausbau nichts tat. Im Dezember meldete Mega Acess Insolvenz an. Es folgte schließlich eine dritte Ausschreibung, bei der die Telekom Deutschland zum Zug kam. Im Januar 2011 wurden die ersten 24 Kooperationsverträge zum Ausbau von 38 Ortsteilen mit der Telekom geschlossen. Auftragsvolumen 3,7 Millionen Euro, davon an Fördermitteln 2,1 Millionen Euro. Später kamen fünf weitere Verträge mit der Telekom und der NGN Fibernetwork/ SÜC dazu mit einem Projektvolumen von 500 000 Euro und weiteren Fördermitteln von 300 000 Euro.  Bis Mitte 2012 waren alle Ausbaumaßnahmen abgeschlossen.

Als im November 2012 die Richtlinie zur Förderung des Aufbaus von Hochgeschwindigkeitsnetzen in Gewerbe- und Kummulationsgebieten in Bayern  in Kraft trat, wurde die Solidargemeinschaft der Kommunen im Landkreis erneuert aktiv. Aufgrund dessen wurden von 2014 bis heute 78 Verträge  abgeschlossen, um 99 Ortsbereiche auszubauen. Bisher wurden 626 Kilometer neue Glasfasertrassen gelegt und damit 15 300 Anschlüsse aufgewertet. An Fördermitteln gingen dafür bei den Landkreiskommunen 19,2 Millionen Euro ein. Der Eigenanteil, den die Städte und Gemeinden des Landkreis insgesamt dafür aufbringen mussten, betrug 3,6 Millionen Euro. 

Leerrohr-Kataster

Auch wenn es um die Zukunft der Breitbandversorgung geht, setzen die Städte und Gemeinden im Landkreis auf die Solidargemeinschaft. Nach dem Auflegen eines neuen Förderprogramms wurde die Landkreisverwaltung bei einer  Bürgermeisterdienstbesprechung im April 2016 damit beauftragt, sich um die Fördermittel und die Beauftragung von sogenannten Leerrohr-Masterplänen zu kümmern. 2016 und 2017 wurden für alle 37 Städte und Gemeinden des Landkreises Leerrohrmasterpläne für einen vollständigen Ausbau aller Anschlüsse mit Glasfaser-Hausanschlüssen erstellt. 

Bei anstehenden Tiefbaumaßnahmen in den Städten und Gemeinden werden auf Grundlage dieser Pläne Leerrohre für den künftigen Ausbau eines rein auf Glasfasertechnologie basierenden Netzes mit verlegt. Die Kosten für die Erstellung dieser Leerrohr-Masterpläne in Höhe von etwa einer Million  Euro werden zu 100 Prozent über das Bundesprogramm für den Breitbandausbau finanziert. Damit ist Rhön-Grabfeld bundesweit der erste Landkreis, der flächendeckend die Breitbandförderung des Bundes für die Ausbauplanung in Anspruch genommen hat.

Bei der Förderung von Glasfaseranschlüssen und WLAN für öffentliche Schulen und Krankenhäuser bestätigt sich der Solidargedanke der Rhön-Grabfeld-Kommunen ebenfalls. Auch beim Vollzug dieser Richtlinie wird der Landkreis erneut für seine kreisangehörigen Städte und Gemeinden tätig. Bislang wurden Aufträge für die Ausrüstung von 13 Schulgebäuden mit Glasfaser-Hausanschlüssen vergeben. Projektvolumen etwa 440 000 Euro; vom Kreis dafür eingesammelte Fördermittel: 380 000 Euro. Und weitere Förderanträge werden gestellt.

 
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  • A. S.
    Bin ein ehemaliger Bürger von Bad Königshofen, eine Eltern leben noch immer hier. Aber bei Besuchen hier bekomme Kopfschmerzen, Internet oder Handyempfang??? Surf in meinem Zuhause inBW mit 220 Mbits oder mit2223oo kbits in der Weltgeschichte umher für schlappe 34,95 im Monat incl Telefonflatrate. Erreiche demnächst das Rentenalter, nun obwohl das Leben hier um einiges teurer ist bleib ich vor erst hir. Grund ist auch der öffentliche Nahverkehr, alle 10 Minuten eine U Bahn. Hab gern inKön gelebt, das wurde aber mittlerweile zu Tode saniert. Herscht tagsüber kein Leben mehr in der Stadt. Es ist nur traurig.
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  • S. R.
    Sehr unkritische Berichterstattung um das Desaster mit Wimax und MegaAccess.
    Den Verantwortlichen hätte klar sein müssen, dass der Versuch, den Landkreis mit Funk zu versorgen, in kürzester Zeit überholen sein würde, worauf die zu diesem Zweck gegründete Bürgerinitiative auch immer wieder erfolglos hingewiesen hat.
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