In Sachen landkreisweite Breitbandversorgung zeichnet sich eine Entscheidung ab. Nach Informationen der Main-Post gibt es einen klaren Favoriten unter den sechs bei der Ausschreibung eingegangenen Angeboten: 87,2 Prozent der potenziellen Anschlussnehmer in Rhön-Grabfeld würden demnach künftig mit Glasfaser verkabelt werden. Die restlichen fast 13 Prozent sollen über das Funk-System LTE (Long Term Evolution) ins Netz gelangen. Landrat Thomas Habermann bestätigt auf Anfrage, dass das entsprechende Angebot von der Telekom kommt.
„Rhön-Grabfeld wäre damit der erste Landkreis in Deutschland, der so erschlossen wird“, so Habermann. Bislang hatte die Telekom es immer vermieden, eine annähernde Vollversorgung anzubieten. Warum gerade Rhön-Grabfeld nun in den Genuss eines solchen Angebots kommt? Habermann vermutet, dass die Solidarität der Gemeinden das Unternehmen beeindruckt und sich Rhön-Grabfeld damit als verlässlicher Partner empfohlen hat.
Entschieden ist noch nichts: Am Mittwoch hatten Bürgermeister und Fraktionssprecher des Kreistags im Rahmen einer Bürgermeisterdienstbesprechung über die Angebote diskutiert, auch ein Gespräch mit der Bürgerinitiative Breitbandversorgung hat stattgefunden. „Allen war klar, dass das ein sehr gutes Angebot ist“, sagt Habermann zum Telekom-Vorschlag. Diesen Freitag soll in einer nichtöffentlichen Kreisausschusssitzung der Auftrag vergeben werden.
Glücklich wäre auch die Bürgerinitiative Breitbandversorgung über die Lösung mit Glasfaser, bestätigt ein Sprecher. Die Initiative sei keinesfalls technikfeindlich. Entscheidend sei für sie vor allem gewesen, dass keine Funklösung – wie ursprünglich von Mega Access angedacht – kommt. Auch dass ein hundertprozentiger Ausbau mit Glasfaser derzeit nicht wirtschaftlich ist, sei für die Initiative nachvollziehbar: „Ich kann nicht wegen 40 Häusern ein Glasfaserkabel von acht Kilometer Länge legen“, so der Sprecher.
Rund 13 Prozent der potenziellen Anschlussnehmer, meist in abgelegenen Ortschaften, müssen – zumindest vorerst – auf die LTE-Technik zurückgreifen. „Mit Option auf weiteren Ausbau mit Glasfaser“, so der Landrat. Diese Funklösung ist eine Weiterentwicklung des UMTS-Standards und befindet sich im Aufbau. Wie Habermann erläutert, seien die Lizenznehmer verpflichtet, bevorzugt ländliche Gebiete zu versorgen. Die LTE-Versorgung käme also unabhängig vom Telekom-Angebot im nächsten Jahr sowieso.
Die so genannte Wirtschaftlichkeitslücke, also der Betrag, den das Unternehmen zur Realisierung des Ausbaus als Zuschuss benötigt, belief sich bei der Vorgängerfirma Mega Access, deren Vertrag im September aufgelöst worden ist, auf etwa 1,6 Millionen Euro. 1,1 Millionen wären als Zuschuss vom Freistaat Bayern gekommen, 500 000 Euro hätten die Gemeinden über den Kreis beisteuern müssen.
Bekäme nun die Telekom mit der teureren Glasfaser-Lösung den Zuschlag, würde sich der zuzusteuernde Anteil auf 1,6 Millionen Euro erhöhen. Einen großen Teil davon, so Habermann, könnte wiederum der Landkreis tragen, ohne dass eine Erhöhung der Kreisumlage nötig wäre. Wie der Landrat in der Vergangenheit mehrfach erklärte, muss der Ausbau der Breitbandversorgung bis Ende 2011 abgeschlossen sein, um die Fördermittel nicht zu gefährden.