In Zeiten wie diesen, mit ungewohnt hoher Inflation, explodierenden Energiekosten und unkalkulierbaren Lieferschwiergkeiten wird jedes Bauvorhaben leicht zum Abenteuer, erst recht, wenn sich um ein so großes Projekt wie das Mehrfamilienhaus in Aubstadt handelt. Trotz aller Unwägbarkeiten läuft dort nach dem ersten Spatenstich im März wohl alles nach Plan, wie Bürgermeister Burkhard Wachenbrönner und Bauleiterin Christina Wille vom Architekturbüro Leicht im Gespräch mit dieser Redaktion erklären.
Alles wurde von Anfang an komplett geplant und bestellt
Das Geheimnis des Erfolgs: "Wir haben das Haus von Anfang an komplett geplant und alles gleich bestellt", sagt Architektin Wille. Ob Ziegeln für das Dach, Fenster oder auch nur Steckdosen, alles sei frühmöglichst bei Baubeginn im März geordert worden, um Preiserhöhungen auszuweichen. Ein durchaus nicht übliches Vorgehen, wie die Bauleiterin deutlich macht. Normalerweise arbeite man sich von Stockwerk zu Stockwerk vor und bestelle nur das, was auch gerade gebraucht werde. Aber auch eine Taktik, die in so unsicheren Zeiten durchaus Sinn macht. "Früher kostete ein Kubikmeter Bauholz 300 Euro, jetzt sind es 900", weiß Christina Wille.
Das Vorgehen war aber nur möglich, weil die Gemeinde mitgemacht habe und auch im Bauhof Lagerungsmöglichkeiten für die angelieferte Ware zur Verfügung stellte. Zudem hätten die Firmen mitgespielt und auf eventuell mögliche finanzielle Erhöhungen verzichtet, die ihnen wegen der Folgen des Ukrainekrieges von der Bundesregierung unter dem wunderbaren Begriff "Stoffpreisgleitklausel" zugebilligt worden seien. So behält in Aubstadt dieses Wortungetüm aus dem Beamtenreich lediglich seine Schrecken als Zungenbrecher.
Das Richtfest ist für Ende September geplant
Auch was die Einhaltung des Zeitplans angeht, sind der Bürgermeister und die Bauleiterin zufrieden. Die Firma, die den Rohbau erstellt, ist bis auf kleinere Arbeiten am Kniestock und Giebel soweit fertig, dass jetzt sogar Betriebsurlaub angesetzt wurde, ohne dass die Arbeiten am Haus in der Pfeifersgasse 6 ins Stocken geraten. Derzeit wird das Dach aufgerüstet, das Richtfest plant Christina Wille für Ende September. Bis zum Winter jedenfalls sollen das Dach gedeckt, der Estrich verlegt und die Fenster eingebaut sein, damit im Frühjahr nächsten Jahres der Bau des zuletzt im Gemeinderat auf 2,6 Millionen Euro Kosten geschätzten Hauses an die Gemeinde übergeben werden kann. An der Planung war auch das Ingenieurbüro Federlein beteiligt.
Insgesamt verfügt das Gebäude über einen umbauten Raum von 2952,73 Kubikmetern. Die Gesamtwohnfläche von 516 Quadratmeter teilt sich auf in sieben Wohneinheiten mit einer Größe von 53 bis 109 Quadratmetern. Alle Wohnungen sind gemäß der Projektbeschreibung des Architekturbüros "Matthias Leicht Architekten" barrierefrei, seniorengerecht und familienorientiert. Angesicht der Gaspreise gewinnt auch die Wärmeversorgung an Interesse, die über eine Luft-Wasser-Wärmepumpenanlage erfolgt. Auf dem Dach wird eine Fotovoltaikanlage installiert, deren Energie zur Verfügung steht. Über eine in jeder Wohnung eingerichteten Station wird die Warmwasserbereitung und die Fußbodenheizung gesteuert.
Die Gemeinde braucht trotzdem noch ein neues Baugebiet
"Alle sieben Wohnungen sind reserviert", freut sich Bürgermeister Wachenbrönner und verrät, dass es sogar noch eine größere Nachfrage gibt. "Dann lassen sie uns doch gleich weitermachen", scherzte Christina Wille, die das Engagement der Gemeinde, innerorts solch ein großes Projekt anzugehen, als beispielhaft würdigte. Trotzdem werde die Gemeinde nicht umhinkommen, so Wachenbrönner weiter, ein neues Baugebiet auszuweisen, weil in Aubstadt kein einziger Bauplatz in öffentlicher Hand zur Verfügung stehe. Allerdings hat man im Architekturbüro Leicht schon wahrgenommen, dass die Nachfrage nach Einfamilienhäusern in letzter Zeit zurückgeht, wie Christina Wille sagt.