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Bad Neustadt
Rhön-Klinikum AG: Hilferuf an die Politik
Ein Hilferuf ist die Quartalsbilanz der Rhön-Klinikum AG. Corona wirft weiter alle Pläne über den Haufen. Mit dem finanziellen Ausgleich für Pandemiefolgen hadert der Konzern.
Auch am Rhön-Klinikum-Campus in Bad Neustadt prägt Covid-19 die Arbeit. Der Gesamtkonzern zieht eine kaum erquickliche Quartalsbilanz. Die Mechanismen für Corona-Ausgleichzahlungen an Kliniken werden von der Geschäftsführung hart kritisiert.
Foto: Tom Bauer | Auch am Rhön-Klinikum-Campus in Bad Neustadt prägt Covid-19 die Arbeit. Der Gesamtkonzern zieht eine kaum erquickliche Quartalsbilanz.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:10 Uhr

Die Nachrichten von der Rhön-Klinikum AG in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) sind nach dem ersten Quartal 2021 keine besonders guten. Die dritte Pandemiewelle hat den Trend aus dem letzten Jahr zur Normalisierung der Patientenzahlen wieder gestoppt. Für Notfälle und Covid-19-Patienten mussten Kapazitäten frei gehalten und planbare Eingriffe verschoben werden. Dies und gesundheitspolitische Änderungen haben sich auf die Bilanz niedergeschlagen, wie es in einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt. Mit Umsatzerlösen in Höhe von 335,9 Millionen Euro bewegt man sich in etwa auf Vorjahresniveau. Das Konzernergebnis fällt mit 1,3 Millionen Euro mager aus.

Dr. Christian Höftberger, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG, übt in der Quartalsbilanz deutliche Kritik: „Die Überbürokratisierung fordert uns als Kliniken extrem. Parallel dazu wurden durch neu in Kraft getretene Regelungen zu Personaluntergrenzen, rein rechnerisch, die verfügbaren Betten deutlich eingeschränkt."

Bevölkerungsschutzgesetz in der Kritik

Mit dem Dritten Bevölkerungsschutzgesetz erhalten Krankenhäuser sowie bestimmte Fachkliniken Ausgleichszahlungen für coronabedingte Einnahmenausfälle. Die Zahlungen sind in Abhängigkeit vom Anteil freier Intensivbetten im Land- oder Stadtkreis und der 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen und wurden zunächst bis zum 11. April 2021 befristetet. Am 8. April 2021 erfolgte eine Verlängerung bis zum 31. Mai 2021, erläutert die Pressemitteilung.

„Eine Absicherung in diesen kurzen Intervallen wird unserer zentralen Rolle bei der Bekämpfung der Pandemie nicht gerecht", kritisiert  Höftberger.  Wenn die Kliniken und ihr Personal der Indikator für Lockdown-Beschlüsse seien, dann sei eine Absicherung der wirtschaftlichen Existenz deutscher Kliniken auf dieser Basis und in diesen kurzen Rhythmen weder sachgerecht noch fair, so der Rhön-Klinikum-Geschäftsführer. "Wir fordern daher erneut eine das gesamte Jahr 2021 umfassende finanzielle Absicherung der Gesundheitsversorgung und daraus resultierend eine echte Unterstützung für alle Mitarbeitenden“, äußerte sich Höftberger.

Komplizierte Liquiditätshilfe

Tatsächlich scheint der Berechnungsmodus für den Außenstehenden recht kompliziert. Mit der „Verordnung zur Regelung weiterer Maßnahmen zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser“, die am 9. April 2021 in Kraft trat, erhalten nun auch Krankenhäuser eine Liquiditätshilfe, die im ersten Quartal 2021 keine Ausgleichszahlungen erhalten haben und in diesem Zeitraum Belegungsrückgänge gegenüber dem Jahr 2019 zu verzeichnen hatten.

Dr. Christian Höftberger, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG.
Foto: Daniel Peter | Dr. Christian Höftberger, Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG.

Die Verordnung sieht die Absenkung des Inzidenzwertes von 70 auf 50 als Voraussetzung für Ausgleichszahlungen sowie einen Ausgleich von Erlösrückgängen aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2021 gegenüber dem Jahr 2019 von 85 Prozent vor. Vereinfacht dargestellt würden die Kliniken jeweils nur mit einem Ausgleich von 98 Prozent der so genannten DRG-Erlöse des Jahres 2019 rechnen können. DRG-Erlöse setzen sich aus Pauschalen für Behandlung, Personal und Infrastruktur-Bereitstellung zusammen. Dieses Berechnungsmodell könne nicht die tatsächlich Entwicklung widerspiegeln, kritisiert Höftberger.

Teure Schutzkleidung, weniger Ambulanz-Geschäft

Die Zusagen zur wirtschaftlichen Sicherung der Kliniken müssten unter Berücksichtigung der tatsächlichen Kostensteigerungen und unter Einbeziehung aller Erlösarten eingehalten und nicht nur anteilig finanziert werden, heißt es von der Rhön-Klinikum AG weiter. Erlös-Rückgänge bei den ambulanten Angeboten oder Mehrausgaben für Schutzkleidung, Testungen und Sicherheitspersonal würden außer Acht gelassen. 

Quartalsbilanz beim Rhön-Klinikum

Die Rhön-Klinikum AG verzeichnete im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021 Umsatzerlöse in Höhe von 335,9 Mio. Euro nach 332,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) beträgt 19,5 Mio. Euro. Das Konzernergebnis beläuft sich auf 1,3 Mio. Euro. An den fünf Klinikstandorten, dem Rhön-Klinikum-Campus Bad Neustadt, dem Klinikum Frankfurt (Oder), den Universitätskliniken Gießen und Marburg sowie der Zentralklinik Bad Berka wurden in den ersten drei Monaten 201.740 Patienten behandeltet, das bedeutet einen Rückgang von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Quelle: Rhön-Klinikum AG
 
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  • Silsch08242404
    Da kommen einem fast die Tränen, wenn man die Chefs vom Rhönklinikum jammern hört. In den letzten Jahren haben die soviel verdient...... Dann werden halt mal kleinere Brötchen gebacken und nicht nur die Rosinen rausgepickt.
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  • ruck.christine@web.de
    Ein Rückgang der Patienten von 4,7 % und trotzdem laut Medien überfüllte Krankenhäuser. Finde den Fehler.
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  • weissmi
    Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Im Übrigen: In den Medien war von gefüllten Intensivstationen die Rede. Und dass COVID-Patienten meist eine deutlich längere Verweildauer in den Kliniken haben als andere Patienten, wurde auch kommuniziert. Logischerweise muss so etwas zu einem geringeren Durchsatz in den Kliniken führen.
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  • MP-Log
    1988 sind die Guttenbergs mit 2,65 Millionen D-Mark beim Rhön-Klinikum eingestiegen.
    Als die Familie Guttenberg 2002 ihre Anteile an am Rhön-Klinikum an die HypoVereinsbank verkaufte, lag der Börsenwert für das Paket bei
    stolzen 260 Millionen EURO.
    Das nennt man Privatisierung und Amerikanisierung des Gesundheitswesens.
    Und jetzt Staatszuschüsse???
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  • zwrecht@aol.com
    zur Ehrenrettung-das Geld wurde damals von den Guttenbergs in ein hochdefizitäres Unternehmen gesteckt-einer KG mit Nachschusspflicht im Falle von Verluste und die waren gewaltig. Das hätte auch schief gehen können und das Geld wäre futsch gewesen. So seien ihnen diese Gewinne gegönnt. Die Stadt Bad Neustadt und das Umfeld sind sicherlich dankbar. Und an Herzinfarkt stirbt man in unserem Landkreis bei dieser hervorragenden Versorgung auch nicht so schnell. Gesundheitstechnisch sind wir top aufgestellt. Aber die Anteile sind verkauft, das Geld hätten Aktionäre und nicht mehr die Gründer bekommen. Trotzdem sollte die Aktiengesellschaft bei diesen Zahlen höchstens hinter vorgehaltener Hand nach staatlicher Hilfe rufen. So ists aus Sicht der vielen, vor allem kleineren Unternehmen, die schließen müssen oder Pleite gehen erstens bedenklich und zweitens beschämend beim "plus von 1,3 Mio nach dem Staat zu rufen.
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  • MP-Log
    @gzw: Ehrenrettung? Es gab Vermischungen von Politik und Geschäft. Es ging um die Privatisierung des deutschen Gesundheitssystems. Es ging um die Verteilung des Sozial-budgets. Lukrative Medizin wurde übernommen. Die weniger lukrativen ‚Geschäftsfelder’ wurden staatlichen Krankenhäusern überlassen. Wer auf Grund seiner Verflechtung mit der Politik wusste, wohin die Reise gehen sollte, der hatte einen sicheren Weg zum Reichtum aufgetan.
    Hervorragende Versorgung? Manche Tätigkeitsfelder (z.B. Herzkatheter-Untersuchungen) sind so lukrativ, dass nach Überversorgung die Überdiagnostik und die Übertherapie droht. Deutschland ist international "führend" bei der Zahl der Herzkatheter-Untersuchungen - das ist sicherlich auch eine Konsequenz der Vergütungssituation.
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  • zwrecht@aol.com
    Vermischungen von Politik und Geschäft? Unser Landrat hat -trotz Widerstand in der Bevölkerung und im Kreistag- unser altes Kreiskrankenhaus den Aktionären förmlich aufgedrängt. Zum Kaufen und Verkaufen gehören immer zwei. Privatisiert hat der Landrat. Gekauft hat das Rhön-Klinikum und ist dadurch zu einem Krankenhaus der Versorgungsstufe II aufgerückt. So ein Kreis-Krankenhaus zu führen ist nu mal schwieriger und macht nicht so viel Spaß wie der Ginolfser Schafauftrieb zur Jungviehweide. Ich darf wiederholen: "Die weniger lukrativen ‚Geschäftsfelder’ wurden staatlichen Krankenhäusern überlassen" - bei uns nicht...wir haben alles verscherbelt.
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  • austroewer
    Es wäre mal interessant, wie viel der Campus pro Tag für ein "vorsorglich, freigehaltenes Intensiv Bett" erhält. Ohne dass eine Leistung erfolgt.
    Wir zahlen jetzt für jeden Pfleger/in 500€ mehr! Dann steigt die Krankenversicherung, aber das ist uns ja egal!
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  • 2ostsee
    Verluste sollen also sozialisiert werden, wenn es dann wieder Gewinne gibt gehen diese an die Aktionäre. So funktionieren privatisierte Krankenhäuser!
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  • zwrecht@aol.com
    Also ein kleines Plus....was gibts da zu jammern...in diesen Zeiten?....Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) beträgt 19,5 Mio. Euro. Das Konzernergebnis beläuft sich auf 1,3 Mio. Euro. Dann gibts heuer halt mal keine Dividende... Der Campus ist ein privates Unternehmen - und die haben alle keine goldenen Zeiten. Zuschüsse oder Unterstützung für die Aktionäre? Wohl kaum.
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