
Das Bayerische Rote Kreuz, Hotel- und Gärtnerei-Inhaber, eine Kindergartenleitung, Mitarbeiter der Notaufnahme am Rhön-Klinikum Campus, ein Covid-19-Patient oder der Landrat höchstpersönlich im "Wir sind Rhöner Bier"-T-Shirt. Sie alle und noch mehr sind seit einigen Tagen Hauptakteure in einer Corona-Video-Kampagne des Landkreises Rhön-Grabfeld. In kurzen Videos auf den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram erklären bekannte Vertreter verschiedenster Bereiche und Branche, welche Auswirkungen der zuletzt hohe Inzidenzwert für sie konkret hat.

Ziel: Jüngere Zielgruppe erreichen
Neben der seit Monaten bekannten Corona-Informationspolitik in Form des täglichen Statusupdates über die eigene Homepage oder als Weiterleitung an die lokale Presse richtet sich die neue Kampagne in erster Linie an jüngere Menschen, die man auf den sozialen Netzwerken versuchen möchte zu erreichen. Diese Fokussierung habe seinen Grund, wie Landrat Thomas Habermann und die Verantwortliche Julia Weber erklären. Denn die Statistik der Corona-Fallzahlen zeigt, dass die meisten Infektionen im Landkreis in der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen und 35- bis 59-Jährigen registriert worden sind.
"Genau die Zielgruppe, die am meisten gefährdet ist, ist auch diejenige, die am aktivsten in Social Media unterwegs ist", erklärt der Landrat. Diese Gruppe sei am mobilsten und habe die meisten Kontakte. Mit den kurzen Videos will der Landkreis an das allgemeine Verantwortungsgefühl appellieren, sich an die aktuellen Regeln zu halten. Zudem sei das Ziel, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das eigene Handeln Auswirkungen auf andere habe.
Appell an Zusammenhalt
So schildern beispielsweise Christa und Matthias Schulze Dieckhoff, die Geschäftsführer des Biohotels Sturm in Mellrichstadt, dass ihre Branche zu den großen Verlierern der Pandemie zähle, die Mitarbeiter sich seit Monaten in Kurzarbeit befänden und dass man dringend eine Öffnungsperspektive brauche. "Dafür müssen allerdings die Infektionszahlen deutlich sinken. Und das geht nur, wenn wir uns alle an die Hygieneregeln halten und auf Abstand gehen."
Darum bittet auch Christiane Neumann, leitende Oberärztin der zentralen Notaufnahme am Campus. Sie berichtet von zuletzt vielen, gerade auch jüngeren Corona-Patienten und dass die dritte Welle noch nicht überstanden sei.
Diese und alle anderen Videos enden mit dem Slogan "Helft uns - schützt Euch!" und der Hoffnung auf "UHU", einer Inzidenz von unter Hundert, um weitere Lockerungen für den Einzelhandel oder die Öffnung der Außengastronomie zu erreichen.

Auf die Schaltung von kostenpflichtigen Video-Anzeigen habe man bewusst verzichtet, so Julia Weber. Man wolle mit der Kampagne gezielt die mittlerweile fast 7000 Facebook- und 2500 Instagram-Abonnenten erreichen, die in Rhön-Grabfeld leben oder einen Bezug zum Landkreis haben.
Viele positive und zum Teil auch negative Rückmeldungen
Sowohl mit der Reichweite als auch den überwiegend positiven Reaktionen ist man im Landratsamt zufrieden. "Alle angefragten Personen waren sofort bereit mitzumachen und haben sich gefreut, dass sie zu Wort kommen können mit dem Hauptziel Zusammenhalt", erinnert sich Weber. Negative Reaktionen, die es zum Teil auch gegeben habe, würden sich laut des Landrates zumeist auf Personen fokussieren, deren Haltung man bereits von anderen Kommentaren oder Anrufen kenne.
Bereits vor dem vorläufigen Ende der Kampagne in dieser Woche steht fest, dass der Landkreis neben der bekannten klassischen Berichterstattung auch in näherer Zukunft und nach Corona unter anderem auf mehr Videos setzen möchte, um die onlineaffinen Rhön-Grabfelder zu erreichen.
Viel wirksamer als diese Pipifax-Filmchen (die in fataler Weise an die so effizienten neuen Logos aller möglichen "Allianzen" erinnern) wäre eine klare Kommunikationspolitik des Landratsamtes mit einer eindeutigen Benennung, wo und durch welches Verhalten immer wieder Hot-Spots aufpoppen. Da versteckt man sich hinter dem vordergründig ins Feld geführten Datenschutz.
Das grundlegende Motto sollte sein: Offenheit und Aufrichtigkeit statt Finanzierung unnützer Kinkerlitzchen.