In Rhön-Grabfeld wird es künftig landkreisweit eine Volkshochschule geben. Als "Riesen-Chance" und "tolle Sache" bezeichnete der Leiter der VHS Bad Neustadt und Rhön-Saale e.V., Kai Uwe Tapken, in der jüngsten Stadtratssitzung die angestrebte Verbundbildung der VHS Bad Neustadt mit der VHS Rhön und Grabfeld gGmbH.
Während die VHS Bad Neustadt und Rhön-Saale bislang die Städte Bad Neustadt und Bischofsheim sowie die Gemeinden Burglauer, Heustreu, Hohenroth, Hollstadt, Niederlauer, Oberelsbach, Rödelmaier, Salz, Sandberg, Schönau, Strahlungen, Unsleben und Wollbach bespielte, bot die VHS Rhön und Grabfeld gGmbH Kurse in den Regionen Mellrichstadt, Bad Königshofen und Münnerstadt an. Im Hintergrund arbeiteten Kai Uwe Tapken und Florian Schmitt, Geschäftsführer der VHS Rhön und Grabfeld gGmbH, aber bereits seit eineinhalb Jahren am Thema Fusionierung.
Geschäftsführer in Mellrichstadt, Stellvertreter sitzt in Bad Neustadt
Anstoß war 2019 die Tatsache, dass die VHS Bad Neustadt Mindestkriterien des Bayerischen Volkshochschulverbandes knapp unterschritt und deshalb handeln musste. Mit Corona, was viele Volkshochschulen in die Insolvenz trieb, sei endgültig klar geworden, dass die Zukunft in einem "starken Verbund" liege, erläuterte Tapken dem Stadtratsgremium. Auf eine Volkshochschule auf "stabilen Beinen" freut sich auch Florian Schmitt. Bislang hätten beide Volkshochschulen Expertise in verschiedenen Themenbereichen, da könne man sich nun gegenseitig stärken.
Tapken stellte klar: "Für die Bad Neustädter Bürger wird sich nichts ändern, es wird alles nur besser." Geschäftsführer der neuen VHS, die den Namen "VHS Rhön-Grabfeld gGmbH" tragen soll, ist Florian Schmitt. Er wird in Mellrichstadt sitzen. Als sein Stellvertreter mit Prokura wird Kai Uwe Tapken mit seinem Team am bisherigen Standort im Bildhäuser Hof in Bad Neustadt zu finden sein. Auch die Kursräume im Bildhäuser Hof werden weiterhin genutzt.
Die Stadt Bad Neustadt möchte der bereits bestehenden gGmbH beitreten
Um die Fusion in die Wege zu leiten, kündigte der Bad Neustädter Stadtrat zunächst einstimmig die Vereinbarung über eine kommunale Arbeitsgemeinschaft zum Betrieb einer Volkshochschule in Bad Neustadt und den umliegenden Gemeinden und stimmte anschließend dem Beitritt der Stadt Bad Neustadt zur bereits bestehenden gGmbH zu, die als Gesellschaft künftig VHS Rhön-Grabfeld gGmbH heißen soll.
Die gGmbH erhöht mit dem Beitritt ihre Gesellschaftsanteile von 100 auf 150. Die Stadt Bad Neustadt wird 37 Anteile (dieselbe Anzahl halten auch Mellrichstadt und Bad Königshofen) zu je 300 Euro erwerben. Das entspricht einer einmalig zu zahlenden Gesamtsumme von 11.100 Euro. Zur jährlichen Finanzierung erhebt die gGmbH ab 2025 1800 Euro pro Anteil, sodass die Stadt Bad Neustadt ab 2025 jährlich 66.600 Euro an die gGmbH zahlen wird. Hinzu kommen die Mietkosten für die Räumlichkeiten im Bildhäuser Hof. Das Verwaltungspersonal werde der gGmbH gestellt, die Personalkosten wieder erstattet.
All das gilt aber erst ab 2025. Für 2024 gewährte die Stadt auf Antrag der Volkshochschule Bad Neustadt und Rhön-Saale e.V. noch einmal einen Zuschuss von 120.000 Euro. 2023 waren es 150.000 Euro gewesen.
Eine Verbesserung, die sofort zu spüren sein soll: Bad Neustadt bekommt Integrationskurse
Im Laufe des Jahres sollen nun alle betroffenen Kommunen der bisherigen Arbeitsgemeinschaft nachziehen und ebenfalls ihren Beitritt zur gGmbH kundtun. Im Juni wird dann die Gesellschaftsversammlung die Aufnahme beschließen. Das erste gemeinsame Programmheft ist fürs Frühjahrssemester 2025 vorgesehen.
Eine Verbesserung, die ad hoc zu spüren sein soll, sind Integrationskurse. Bislang konnten diese in Bad Neustadt nicht angeboten werden, da der VHS Bad Neustadt die entsprechende Zertifizierung fehlte. Die gGmbH Rhön und Grabfeld hat sie. Die Nachfrage nach Integrationskursen sei riesig, ab kommender Woche laufen deshalb entsprechend derartige Kurse auch in Bad Neustadt an, so Schmitt. "Die Verbundbildung ist also auch ein Schritt Richtung Integration ausländischer Mitbürger", freute sich Stadtrat Johannes Benkert (Neuschter Liste).
So hat sich Corona bei der VHS bemerkbar gemacht
Das Thema, inwiefern sich Corona auf die VHS ausgewirkt habe, sprach Stadtrat Alexander Barthelmes (CSU) an. Durch die Corona-Auflagen habe die VHS 10 bis 15 Prozent der Dozenten verloren, die Einbußen der VHS Bad Neustadt hätten bei 30 bis 35 Prozent gelegen. "Das erholt sich, Gott sei Dank, wieder", so Tapken, es sei aber ein langwieriger Prozess.
Als "Wermutstropfen" bezeichnet Anne Zeisner (CSU) die Tatsache, dass der Geschäftsführer der Landkreis-VHS künftig in Mellrichstadt sitze. Nichtsdestotrotz befürworte sie die Verbundbildung. Der Landkreis rücke dadurch noch enger zusammen.
Inwiefern durch die Zusammenlegung die Angebote in der Fläche gefährdet seien, wollten Carolin Klein (CSU) und Gerald Pittner (FWG) wissen. "Wir werden auch weiterhin die VHS vor Ort sein", betonte Florian Schmitt.