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Gersfeld
Rettungsaktion für das Rote Moor gestartet: Wie der Rhöner CO2-Speicher fit für den Klimawandel werden soll
Im Roten Moor sind Arbeiten zur Wiedervernässung und Renaturierung angelaufen. Was 140 ehrenamtliche Helfer zum Erhalt der so wertvollen Landschaft beitragen.
In mühevoller Handarbeit rammen Ehrenamtliche des Bergwaldprojektes Spundbretter in den Boden des Roten Moores. Der Kasseler Regierungspräsident Mark Weinmeister zeigte sich nicht nur beeindruckt von dem Engagement der Helfer, sondern hielt es auch gleich fotografisch fest.
Foto: Thomas Pfeuffer | In mühevoller Handarbeit rammen Ehrenamtliche des Bergwaldprojektes Spundbretter in den Boden des Roten Moores. Der Kasseler Regierungspräsident Mark Weinmeister zeigte sich nicht nur beeindruckt von dem Engagement ...
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 16.06.2023 02:30 Uhr

Während für den Schutz und die Wiedervernässung des Schwarzen Moores in Bayern noch Gutachten geschrieben und die entsprechenden Maßnahmen rege diskutiert werden, handelt man im nahegelegenen Roten Moor in Hessen. Zu Beginn des Monats sind hier umfangreiche Arbeiten angelaufen, um das weitere Austrocknen des Moores durch Trockenheit und Wasserabflüsse zu stoppen. Bei einem Besuch von Regierungspräsident Mark Weinmeister aus Kassel wurden die Maßnahmen nun vorgestellt. 

Was ist die Ausgangslage?

Moore sind ein wichtiger Speicher von Kohlenstoff und speichern auf wesentlich kleinerer Fläche doppelt soviel CO₂ wie alle Wälder zusammen. Zudem sind sie wichtiger Lebensraum vieler hoch spezialisierter und vom Aussterben bedrohter Pflanzen und Tiere. Damit Moore das Klima schützen können, müssen sie aber selbst geschützt werden. Das gilt auch für das Rote Moor. Wie viele andere dieser Feuchtgebiete ist es in Zeiten des Klimawandels durch zunehmende Trockenheit und Wasserabflüsse als Folge des jahrzehntelangen Torfabbaus bedroht. Statt einem Moorwachstum und einer damit verbundenen Kohlenstoffsenke, schrumpft das Moor noch immer leicht und Kohlenstoff wird freigesetzt. Das soll sich nun ändern.

140 Ehrenamtliche engagieren sich in diesem und im nächsten Monat für den Schutz des Roten Moores.
Foto: Thomas Pfeuffer | 140 Ehrenamtliche engagieren sich in diesem und im nächsten Monat für den Schutz des Roten Moores.

Was ist das Ziel?

Um das Abfließen des Wassers aus dem Moor zu verringern, den Wasserspiegel zu erhöhen, das Moor als CO₂-Speicher zu erhalten und den wertvollen Lebensraum zu schützen, starten diesen Sommer im Rahmen des Klimaplans Hessen 2030 umfangreiche Maßnahmen zur Renaturierung und Wiedervernässung. Mit der Renaturierung von Mooren, erreiche man viel mehr als mit normaler Forstwirtschaft, so Florian Wilshusen von HessenForst, dem für die Fläche zuständigen Landesbetrieb. 

Wie sehen die Maßnahmen aus?

Aktuell sind zwei Bauabschnitte vorgesehen. Am noch existierenden Hochmoorkörper wurden bereits in den 80er Jahren zur Renaturierung und Wiedervernässung Spundwände und sechs sogenannte Mönche zur Regulierung der Wasserabflüsse eingebaut. Diese sind inzwischen marode. Während die Mönche ersatzlos abgebaut und ihre Abflussrohre entfernt werden, müssen die Spundwände erneuert werden.

Arbeiten, die Ehrenamtliche des Bergwaldprojektes in schweißtreibender Handarbeit erledigen. 140 Helfer aus ganz Deutschland opfern in mehreren Gruppen im Juni und Juli jeweils eine Woche ihrer Freizeit dafür. Auf insgesamt etwa 500 Meter Länge müssen zahllose Spundbretter per Hand in den Boden gerammt und mit einer Mischung aus Torf und Holzhackschnitzeln verkleidet werden. Eine Arbeit, bei der "man richtig ranklotzen muss", wie Lutz Rohland vom Bergwaldprojekt betonte, der das Projekt koordiniert.

Im Gegensatz zum Schwarzen Moor stellen Bäume hier kein Problem dar. Die hätten in einem Hochmoor nichts zu suchen und seien daher schon immer entfernt worden, so der hessische Standpunkt.

Völlig marode und nicht mehr funktionsfähig sind die früheren Holzbauwerke zur Wasserrückhaltung wie dieser Mönch.
Foto: Thomas Pfeuffer | Völlig marode und nicht mehr funktionsfähig sind die früheren Holzbauwerke zur Wasserrückhaltung wie dieser Mönch.

Was ist im zweiten Bauabschnitt vorgesehen?

Parallel zur Maßnahme des Bergwaldprojektes im Hochmoor laufen ab Anfang Juli auch Arbeiten im sogenannten Leegmoor, dem abgetorften Bereich des Moores an. Auf einer Länge von insgesamt etwa 200 Metern werden hier von einer Firma Stahlspundwände mit dem Bagger eingedrückt, mit denen der Abfluss reduziert und Wasser aufgestaut werden soll. Damit soll nicht nur das sogenannte Schwingrasenmoor erhalten, sondern im Idealfall neues Moorwachstum initiiert werden.

Was bedeutet das für Besucher des Roten Moores?

Das Rote Moores hat nicht nur eine Funktion für den Klima- und Artenschutz, sondern auch für den Tourismus in der Rhön. Besucher des Moores können in den kommenden Wochen zum Beispiel vom Aussichtsturm aus die Arbeiten im recht entfernten Hochmoor beobachten. Allerdings ist der Bohlenpfad vom 30. Juni bis längstens 21. Juli wegen der Arbeiten im Leegmoor gesperrt.

Wer ist an den Maßnahmen beteiligt und was kostet es?

Die Arbeiten im Moor erfolgen im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium in Kassel. Beteiligt sind neben dem Forstamt Hofbieter und dem Bergwaldprojekt das Biosphärenreservat Rhön. Die Kosten der Maßnahmen inklusive der vorherigen Gutachten schätzte Heike Goth vom Regierungspräsidium auf rund 500.000 Euro.

Sind weitere Vorhaben geplant?

Nach Abschluss der Maßnahmen, so Torsten Raab, der hessische Verwaltungsleiter des Biosphärenreservats Rhön, will man sich den Bohlenpfad durch das Moor genauer ansehen. Dabei soll entschieden werden, ob er erneut saniert oder neu errichtet wird.

Das Rote Moor

Mit 50 Hektar Fläche ist das Rote Moor nach dem Schwarzen Moor (66 Hektar) das zweitgrößte Hochmoor in der Rhön. Das in der Gemarkung der Stadt Gersfeld liegende Moor ist Teil des 315 Hektar großen Naturschutzgebietes Rotes Moor. Es entstand vor rund 12.000 Jahren und entwickelte eine Mächtigkeit von zehn Metern, die inzwischen auf etwa fünf Meter geschrumpft ist. Der Abbau von Torf zu Heizzwecken und später auch für die Belieferung von Badestädten begann 1809 und endete 1984. Bereits fünf Jahre zuvor, 1979, wurde der Bereich als Naturschutzgebiet ausgewiesen, erste Maßnahmen zur Renaturierung liefen an. Das Moor wird durch einen drei Kilometer langen Rundweg touristisch erschlossen. Davon verlaufen 1,2 Kilometer auf einem Bohlenpfad, der zu einem Aussichtsturm führt.
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