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Bischofsheim
Rettung des Roten Moores: Neben den Arbeiten am Hochmoor beginnt jetzt ein zweiter Bauabschnitt
Die gravierenden Auswirkungen des Torfabbaus sollen mit umfangreichen Maßnahmen zur Wiedervernässung und Renaturierung des Roten Moors reduziert werden. Im Leegmoor sollen neue Spundwände aus Stahl künftig den Wasserabfluss verhindern.
Foto: Jan Knittel | Die gravierenden Auswirkungen des Torfabbaus sollen mit umfangreichen Maßnahmen zur Wiedervernässung und Renaturierung des Roten Moors reduziert werden.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 04.08.2023 03:03 Uhr

Zweiter Teil des Großprojektes zur Wiedervernässung des Rhöner Moors gestartet – was geplant ist und wie lange der Bohlenpfad gesperrt bleibt

Bereits seit Anfang Juni sind Ehrenamtliche des Bergwaldprojekts im Hochmoor-Bereich des Roten Moors im Einsatz, um sogenannte Mönche zurückzubauen und morsche Spundwände zu ersetzen. Im Juli sind nun auch im Leegmoor die Maßnahmen zur Wiedervernässung gestartet.

In gezielt ausgewählten Bereichen sollen Spundwände aus Metall künftig für einen dauerhaften Wasserrückhalt sorgen. Wegen der dreiwöchigen Bauzeit bleibt der Bohlenpfad für Besucher und Besucherinnen noch bis zum 21. Juli gesperrt. Der Aussichtsturm ist weiterhin erreichbar. Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung des Biosphärenreservats Rhön entnommen.

Was ist ein Leegmoor und warum es renaturiert wird?

Als Leegmoor wird der abgetorfte Bereich eines Moores bezeichnet. Im Roten Moor begannen die ersten Versuche des Torfabbaus und somit der Trockenlegung schon im Jahr 1809. Ein systematischer Abbau erfolgte dann ab 1886. Nach fast 100 Jahren intensiven Torfabbaus – zunächst händisch, später mithilfe von Baggern – blieben von 32 Hektar nur noch 11 Hektar gewachsener Moorkörper übrig.

Nachdem das Rote Moor als Naturschutzgebiet ausgewiesen war, wurde in den 1980er Jahren ein Forschungsprojekt zur Renaturierung des Moores umgesetzt. Neben Abdichtungen am Resthochmoorkörper wurden auch im Leegmoor erstmals Maßnahmen zur Wasserrückhaltung begonnen. Die Torf- und Abraumwälle wurden umgelegt, sodass Oberflächenwasser zurückgehalten werden konnte. Im Laufe der Jahre bildeten sich so wieder Schwingrasen in kleinen Bereichen zwischen den Wällen. Weiden und Birken, die sich wegen des wechselfeuchten Zustands entwickeln konnten, wurden zum Teil wieder entfernt.

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1886 – kurz zuvor war der systematische Torfabbau im Roten Moor gestartet. Im folgenden Jahrhundert kamen Bagger zum Einsatz.
Foto: Andreas Lohrey, Schonungen/Main | Eine Aufnahme aus dem Jahr 1886 – kurz zuvor war der systematische Torfabbau im Roten Moor gestartet. Im folgenden Jahrhundert kamen Bagger zum Einsatz.

Was ist das Problem – das Leegmoor ist doch schon renaturiert?

Gerade im südlichen Bereich des Leegmoors waren die Entwicklungsperspektiven nach fachlicher Einschätzung passabel. In diesem Bereich, der durch ein geringeres Gefälle gekennzeichnet ist, können potenziell Übergangs- und Schwingrasenmoore entstehen. Auf kleinen Flächen, insbesondere am Fuß der Torfstichkante, ist auch die Entwicklung lebender Hochmoore nicht ausgeschlossen.

In den letzten Jahren entstanden im Leegmoor allerdings zunehmend Rinnen, durch die die Niederschläge rasch abfließen konnten. Die Leegmoordämme werden mittig beziehungsweise seitlich umspült, ebenso wie die in den 80er Jahren eingebauten Holzspundwände. Hinzu kommt, dass diese Holzspundwände mit der Zeit freigelegt wurden und verwittert sind.

Die teilweise positiven Entwicklungen drohten durch diese Abflüsse Schaden zu nehmen. "Die dortigen Ökosysteme sind ausschließlich auf das Niederschlagswasser angewiesen. Hinzu kommen bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels, weshalb es dringend notwendig ist, die Ökosystemprozesse zu stabilisieren. Dadurch wird das Moor insgesamt resilienter gegenüber dem Klimawandel", erklärt Christian Henschke von der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium in Kassel. Aus diesem Grund wurde vom Regierungspräsidium die Planung von Maßnahmen zur Wiedervernässung und Renaturierung in Auftrag gegeben.

Was wird gemacht?

Im Winter 2021/22 wurde der Leegmoorbereich genau untersucht, die Abflussbahnen wurden kartiert. Gleichzeitig wurden die Schüttungen der Abflussbahnen überschlägig gemessen. Zur Ermittlung der optimalen Standorte für die Spundwände wurden Boden- und Vegetationsuntersuchungen durchgeführt. Mit den neuen Spundwänden im südlichen Bereich des Leegmoors soll künftig der Wasserabfluss verzögert beziehungsweise verhindert werden, ohne wertvolle Vegetationsstrukturen und Lebensräume zu beeinträchtigen. Ziel ist es, größere Bereiche mit Schwingrasen zu entwickeln und so langfristig eine Moorentwicklung zu befördern.

Anders als im Hochmoor, wo die Ehrenamtlichen des Bergwaldprojekts per Hand arbeiten, wird im Leegmoor mit einem speziellen Bagger gearbeitet. Stahlspundwände werden bis zur Tonschicht in den Boden eingedrückt.

Warum Spundwände aus Stahl?

„Aufgrund der stark schwankenden Wasserstände und der insgesamt niedrigen Anstauhöhe wird hier nicht mit Holz gearbeitet. Diese würden zu schnell verwittern. Daher fiel für diesen Bereich die Entscheidung auf Stahlspundwände“, erklärt Heike Godt von der Oberen Naturschutzbehörde. Maschinen und Material werden von der Alten Reichsstraße über eine schmale Gasse ins Moor gebracht. Bei allen Maßnahmen ist eine ökologische Baubegleitung integriert, um zu gewährleisten, dass die wertvollen Biotopstrukturen des Moores möglichst keinen Schaden nehmen.

Jan Knittel, Ranger bei der Hessischen Verwaltung des Biosphärenreservats, betreut seit Anfang Juni die Arbeiten im Roten Moor.
Foto: Anna-Lena Bieneck | Jan Knittel, Ranger bei der Hessischen Verwaltung des Biosphärenreservats, betreut seit Anfang Juni die Arbeiten im Roten Moor.

Warum wird’s gemacht?

Ziel ist, den Wasserabfluss zu verringern, so dass der noch vorhandene Torfkörper wieder stärker vernässt und sich im abgetorften Leegmoor wieder die moortypischen Pflanzengesellschaften entwickeln können. Damit sollen Flora und Fauna ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen stärken, und die Funktionalität des Moores soll wiederhergestellt werden. Außerdem kann durch die Renaturierung eines Moores der derzeitig andauernde Austritt von CO₂ und Methan gestoppt und in eine Aufnahme von CO₂ in die Torfböden umgewandelt werden. Ohne das aktive Eingreifen in das Ökosystem Moor wäre dieses nicht in der Lage, sich selbst zu regenerieren.

Wer ist beteiligt?

Beteiligt sind das Regierungspräsidium Kassel, das Forstamt Hofbieber (HessenForst), ein Ingenieurbüro, der Verein Bergwaldprojekt sowie die Hessische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats. Die fachliche und organisatorische Betreuung vor Ort übernimmt Ranger Jan Knittel, der bereits seit Anfang Juni auch die Arbeiten des Bergwaldprojekts koordiniert.

 
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