
Der Vorfall zwischen den Jahren in der Kirche von Brendlorenzen hat gezeigt, dass Kriminelle selbst vor Sakralbauten nicht zurückschrecken: Sie entwendeten aus dem Gotteshaus Reliquien eines Heiligen und den Ochs aus der in der Kirche aufgestellten Krippe. Nach Ansicht von Pfarrer Thomas Keßler zeige der Vorfall, dass Diebe "vor nichts mehr Respekt haben und die Hemmschwelle auch bei Vandalismus in den Kirchen zurückgeht".
Dies zeigten mehrere Polizeimeldungen aus dem vergangenen Jahr: Da wurde zum Beispiel in der Kirche von Höchheim der Zerstörungswut freien Lauf gelassen. In der Ursulakapelle Alsleben wurden vor einigen Jahren Reliquien geklaut und 2022 in der St. Stephanus Kapelle Wülfershausen einen Tabernakel zerstört.
Wo schlagen die Täter bei Vandalismus zu?
Vor allem in abgelegenen Kirchen und Kapellen. So eben vor einigen Jahren auch in der Ursulakapelle von Alsleben. Diese liegt außerhalb der Ortschaft im Naturfriedhof. Dort wurden Reliquien, die in einem kleinen Schrein aufbewahrt wurden, entwendet. Im August vergangenen Jahren wurde in der Kirche von Höchheim die Osterkerze zerstört und mit einem abgebrannten Docht die weiße Altardecke beschmiert. Dadurch entstand ein Schaden von rund 200 Euro.
Besonders dreist gingen die Täter in der St. Stephanus Kapelle in Wülfershausen 2022 vor. Hier rissen sie einen Tabernakel aus der Verankerung am Altar, öffneten ihn mit brachialer Gewalt und entwendeten den Inhalt. Abgesehen hatten sie es auf vergoldete Gegenstände. In Trappstadt wurde kürzlich versucht, einen Opferstock aufzubrechen.
Was sagen der Pfarrer der Brendlorenzer Kirchengemeinde?
Pfarrer Thomas Keßler hatte in der Jahresschlussandacht seine Gemeinde informiert, dass Reliquien aus dem Altar und der Ochse aus der Krippendarstellung entwendet wurden. Kurios ist nicht nur der Klau der Tierfigur, sondern vor allem der Reliquien. Die befinden sich in Brendlorenzen nämlich an der Vorderseite des Altars.
Oftmals sind sie als Altarstein im Altartisch zu finden. Fraglich ist auch, warum nur die Reliquien aus dem Stein herausgemeißelt wurden. Der Reliquienstein wiederum ist kaum sichtbar, da er größtenteils unter der Altardecke verborgen ist. Der Geistliche bat seine Gemeinde deshalb, immer wieder einmal in die Kirche zu gehen und "nach dem Rechten zu schauen."

Wie reagiert die Polizei?
Polizeihauptkommissarin Elke Kiesel, stellvertretende Leiterin der Polizeiinspektion Bad Neustadt, unterstützt die Aussage des Pfarrers. Nur so sei es möglich, rechtzeitig eingreifen zu können. Bei Diebstählen und Vandalismus, wie in der Kirche Brendlorenzen, Höchheim oder kürzlich in Trappstadt, habe man Ermittlungen aufgenommen und die entsprechenden Spuren gesichert.
Ein idealer Schutz gegen Vandalismus sei natürlich eine Überwachungsanlage. Damit könnten der oder die Täter eventuell erkannt und schnell ermittelt werden. Wichtig sei, die Bevölkerung dahingehend zu sensibilisieren, vermehrt Kirchen und Kapellen im Blick zu haben. Die Polizeihauptkommissarin rät, Opferkästen in Kirchen so oft als möglich zu leeren.
Gab es schon Erfolge im Kampf gegen Vandalismus?

Ein Beispiel ist die Überwachungsanlage in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Hier randalierten im Jahr 2021 zwei Täter. Sie rissen violette Tücher von in der Fastenzeit verhüllten Kreuzen herunter. Einer der Täter stieg sogar auf den Hochaltar und versuchte, das Tuch des großen Altarkreuzes zu entfernen. Der damalige Pfarrer Karl Feser erinnert sich, dass dies nicht ungefährlich war, da das Kreuz hätte herabstürzen können. Anhand der Videoüberwachungsanlage in der Kirche gelang es damals recht schnell, beide Täter zu fassen und entwendete Gegenstände wieder zurückzubekommen. So auch bei einem weiteren Diebstahl.
Was sagt das Bundeskriminalamt?
Dort weiß man laut einer Pressemeldung, dass brennende Gesangbücher, beschädigte Orgelpfeifen, umgestürzte Bänke oder eben auch der Diebstahl von Kerzenleuchtern oder Reliquien vermehrt vorkommen. Deshalb seien Videoüberwachungen in Gotteshäusern durchaus empfehlenswert. Vor allem aber sollte die Präsenz gesteigert und die Bevölkerung sensibilisiert werden, um verdächtige Personen oder Vorgänge in einer Kirche zu erkennen und zu melden.
Wie geht es in Brendlorenzen weiter?

Erleichtert ist Pfarrer Thomas Keßler, dass der Altar selbst nicht geschändet wurde: "Da habe ich leider schon andere Situationen erlebt." Der Vorfall sei der bischöflichen Verwaltung mitgeteilt worden. "Von dort werden dann auch neue Reliquien kommen, die wieder in den Altar eingesetzt werden.", so Kessler. Wert werde man darauf legen, dass sie so gut wie möglich gesichert, also fest eingemauert, sind. Pfarrer Thomas Keßler berichtet von Vorfällen aus seinen früheren Gemeinden. Da seien es aber vorwiegend Opferstöcke gewesen, die im Blickfeld der Täter standen.