Warmer, feiner Sand rieselt sanft durch die Finger. Die Wellen des Meeres rollen langsam an den Strand. Tiefblaues Wasser, so weit das Auge reicht. Die Sonne lacht vom Himmel und wärmt die Haut. Wen packt bei diesen Sätzen nicht das Fernweh? Die Reiselust unter den Menschen ist groß. Der Tourismus nimmt langsam wieder Fahrt auf. Die Buchungen ziehen an, auch wenn bei weitem nicht die Zahlen von vor Corona erreicht werden. Der Januar ist bekanntlich der intensivste Buchungsmonat. Da steht die Jahresplanung an und die Ostern-, Pfingst- oder Sommerferien wollen mit Leben gefüllt werden. Welche Erfahrungen machen derzeit Reisebüros in Rhön und Grabfeld?
Die Sehnsucht nach der Ferne sei bei den Menschen groß, bestätigt Matthias Kastner vom gleichnamigen Reisebüro in Bad Neustadt gegenüber dieser Redaktion. "Jeder will weg und raus und etwas anderes sehen." Viele würden sich jedoch noch vor einer Reise scheuen. "Hinterher sind sie aber überglücklich, die Reise unternommen zu haben, trotz der Hürden und Umstände." Dementsprechend verzeichnet der Reisebüro-Inhaber eine noch "überschaubare" Nachfrage nach Reisen. Seine Mitarbeiter seien weiterhin größtenteils in Kurzarbeit. Auch wenn Kunden geimpft seien, bestehe dennoch die Angst vor einer Ansteckung, beobachtet er. Die Nachfrage sei deutlich geringer, wie vor der Pandemie. Die aktuellen Zahlen lägen bei 60 Prozent der Vor-Corona-Zeit.
Wie sieht es mit Rund- und Fernreisen aus?
Beliebte Reiseziele seien derzeit Länder wie Spanien, Italien, Griechenland, Türkei oder Ägypten. Aber auch Fernreisen hauptsächlich in die Karibik, USA, nach Mauritius oder auf die Malediven würden nachgefragt. Sein Reisebüro war während der ganzen Pandemie geöffnet. "Die Kunden waren dankbar, dass wir uns um sie gekümmert haben und erreichbar waren." Er will auch weiterhin für seine Kunden da sein.
Auch Jürgen May, Inhaber des Alltours-Reisecenters in Bad Neustadt, registriert eine steigende Nachfrage nach Reisen. "Viele brauchen ein Highlight für die Seele, wollen das Meeresrauschen hören, die Seele baumeln lassen und den Sand unter den Füßen spüren." Insofern seien momentan vor allem Badereisen beliebt. Auch Rundreisen in kleinen Gruppen sowie vereinzelte Fernreisen würden auftauchen. "Das Spektrum wird wieder breiter", so May. Wie sieht es mit dem Urlaub innerhalb von Deutschland aus? In dem Maße, wie Meer, Palmen und Wärme im Trend liegen, lasse das Interesse an einem Urlaub im eigenen Land etwas nach, berichtet er.
Der Reisebüro-Inhaber verbrachte in den letzten Monaten bereits selbst den ein oder anderen Urlaub im Ausland und sagt aus persönlicher Erfahrung: "Reisen ist aktuell gut möglich." An seinen Urlaubsorten habe man die Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen erfüllt. Nach wie vor halte die Angst vor einer Quarantäne viele Menschen von einer Reise ab. Auch, wenn die Bestimmungen abgefedert wurden. Bei der Rückkehr aus einem Hochrisikogebiet müssen Geimpfte und Genesene nicht in Quarantäne, nur bei der Rückkehr aus einem Virusvariantengebiet. Derzeit (Stand 3. Februar 2022) gilt laut Robert-Koch-Institut kein Land als Virusvariantengebiet.
Wie sehen die Zahlen im Vergleich zu Vor-Corona aus?
Dorothee Fries vom Reiseladen in Bad Königshofen stellt ebenfalls eine Verbesserung gegenüber dem letzten Jahr fest. "Auch, wenn wir noch weit entfernt sind von den Zahlen von 2019. Wir haben noch nicht einmal die Hälfte der damaligen Buchungen." Nichtsdestotrotz freut sie natürlich das steigende Interesse. "Die Leute wollen reisen und etwas haben, worauf sie sich freuen können."
Derzeit würden vor allem Familien für die nächsten Ferien buchen. Im Fokus stehen insbesondere Mittelstreckenreisen in warme Länder. Die Nachfrage nach Fernreisen sei bei ihr noch eher gering. "Das ist den meisten noch zu unsicher." Fernreisen stünden auch eher im Winter an, erläutert Fries. Viele würden eine mögliche Quarantäne scheuen, erlebt auch sie in ihrem Berufsalltag. Im Urlaubsland selbst, wenn man dort positiv getestet wird. Oder eben in Deutschland bei der Rückkehr aus einem Hochrisikogebiet, wenn man weder geimpft noch genesen ist.
Viele Reiseveranstalter kommen derzeit den Kunden sehr entgegen und bieten bis 14 Tage vor Reiseantritt eine kostenfreie Stornierungsmöglichkeit an. Als Voraussetzung für eine Einreise genüge in den meisten Ländern ein negativer Test, eine Impfung oder eine Genesung seien größtenteils nicht erforderlich. Das könne sich aber immer wieder ändern.
Wie blicken die Reisebüro-Inhaber in die Zukunft?
Die Reiseexpertin aus Bad Königshofen bleibt trotz aller Unwägbarkeiten positiv gestimmt. "Es wird alles gut." Auch Jürgen May blickt etwas optimistischer in die Zukunft. "Es bessert sich. Der Kunde möchte etwas Liebgewordenes zurückgewinnen und sich den Höhepunkt im Jahr nicht nehmen lassen." Vielfach mache er die Beobachtung, dass seine Kunden das Reisen jetzt noch mehr zu schätzen wüssten als vor Corona. "Damit bringt man noch mehr positive Gefühle aus seinem Urlaub mit nach Hause."
