Endlich, mögen Schüler und Lehrerkollegium denken. In diesem Jahr soll es losgehen mit der Sanierung des Altbaus der Ignaz-Reder-Realschule in Mellrichstadt. Das alte Krankenhaus mit Verwaltungsgebäude, in dem einst Ärzte, Schwestern und der Hausmeister wohnten, war nie als Bildungseinrichtung gedacht und hat doch in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Schülergenerationen kommen und gehen sehen. Jetzt soll das Sorgenkind im Schulkomplex grundlegend saniert und modernisiert werden.
1952 wurde die Mittelschule, wie die Realschule damals noch genannt wurde, im ehemaligen Jugendheim in Mellrichstadt eröffnet. Ein Jahr später zog die Schule in das alte Volksschulgebäude um. 1968 wurde aufgrund steigender Schülerzahlen ein zweites Schulgebäude notwendig, wozu das ehemalige Krankenhaus in der Friedenstraße umgebaut wurde. 1971 zogen die Schüler dort ein. 50 Jahre später besteht dringender Handlungsbedarf. Das Gebäude, in dem derzeit noch vier Klassenzimmer untergebracht sind, entspricht längst nicht mehr dem Zeitgeist, geschweige denn einer adäquat eingerichteten Bildungsstätte.
Vorzeitiges Weihnachtsgeschenk
Und auch die alte Mittelschule, angrenzend an die Malbach-Grundschule, muss renoviert werden. Besonders dringlich: Investitionen in den Brandschutz. Kurz vor Weihnachten machte die Regierung von Unterfranken der Stadt daher ein höchst willkommenes Geschenk: Die Behörde genehmigte den vorzeitigen Maßnahmenbeginn für die Sanierung der beiden Schulkomplexe. "Wir können nun endlich loslegen", freut sich Bürgermeister Michael Kraus. Die Entscheidungen werden momentan noch hinter verschlossenen Türen in der Verwaltung getroffen. Denn im Vorfeld einer solchen Sanierung müssen komplexe Verfahren eingehalten werden, die vom Gesetzgeber vorgeschrieben sind. Bis also tatsächlich gebaut werden kann, dauert es noch ein paar Monate.
Im Januar wurde die Architektenausschreibung angestoßen, Anfang März sollen nach einem Auswahlverfahren die Architektenleistungen vergeben werden. Der Stadt liegen dazu mehrere Bewerbungen vor. Steht der Architekt fest, können als Nächstes die Gewerke ausgeschrieben werden. Je nachdem, wie schnell Fachfirmen gewonnen werden, soll es dann mit der Sanierung losgehen. Natürlich kann diese Großmaßnahme nicht nur in den Ferien stattfinden, sagt Michael Kraus. Daher muss die Realschule – je nach Unterrichtsformen im Zuge der Corona-Pandemie – im laufenden Betrieb saniert werden. "Das wird für Schüler und Lehrer, aber auch für die Firmen eine logistische Herausforderung", blickt der Stadtchef voraus.
Je nach Stand der Arbeiten müssen entsprechend auch Schulklassen umquartiert werden. Eine organisatorische Großaufgabe für den neuen Schulleiter Christian Schmitt, der am 15. Februar die Nachfolge von Ulrich Kluge angetreten ist und sich auf die Sanierungsmaßnahmen freut. Gleich zum Start ins neue Amt hat er die Gelegenheit, seine Schule für die Zukunft mitzugestalten.
Über drei Millionen Euro werden investiert
Insgesamt werden rund 3,1 Millionen Euro für die Sanierung und Modernisierung der beiden altgedienten Schulkomplexe ausgegeben. Zwei Förderprogramme können dafür angezapft werden: zum einen KIP-S, das kommunale Investitionsprogramm für Schulen, bei dem etwa die energetische Sanierung, Modernisierung und Barrierefreiheit zum Tragen kommen, zum anderen die Förderung nach dem Finanzausgleichsgesetz (FAG), wo Brandschutzmaßnahmen und Rettungswege aufgeführt sind. Die Stadt rechnet mit rund 1,8 Millionen Euro an Fördermitteln, der Rest der Investitionssumme verteilt sich auf Stadt und Landkreis.
Erst vor wenigen Jahren hatte die Stadt kräftig in einen neuen Anbau an die Realschule investiert. Sechs Klassenzimmer mit Internetanschluss und Beamern, Vorbereitungsräume für Physik, Chemie und Biologie sowie jeweils ein Lehrsaal für den naturwissenschaftlichen Unterricht sind im Neubau untergebracht. Über eine Brücke ist der neue Trakt mit dem alten Gebäude verbunden. Im Mai 2017 wurde der Anbau eingeweiht, der über vier Millionen Euro gekostet hat. Jetzt kommen die alten Schulstätten an die Reihe.
Gebäude mit wechselvoller Geschichte
Das alte Krankenhaus muss von Grund auf saniert werden. Neue Fenster mitsamt Beschattungsanlage sind dringend nötig, die Sanitäranlagen müssen auch neu gemacht werden, der komplette Innenbereich wird zu einer großen Baustelle. Zu Zeiten, als die Realschule über 500 Schüler zählte, wurde jeder Raum zum Unterrichtszimmer umfunktioniert. Selbst die einstigen Operationsräume wurden als Fachräume für Biologie und Chemie genutzt. "Das Gebäude hat eine höchst wechselvolle Geschichte", sagt Bürgermeister Michael Kraus. Jetzt wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Der Schulkomplex auf der anderen Straßenseite, angrenzend an die Grundschule, ist nicht ganz so alt wie das einstige Krankenhaus, aber mittlerweile auch deutlich in die Jahre gekommen. Die Klassenzimmer in der alten Mittelschule werden modernisiert, ebenso der Sanitärbereich, und der Brandschutz ist ein großes Thema.
Nach der Sanierung der beiden alten Gebäudekomplexe wird die Realschule mit dem neuwertigen Anbau ein Gesicht als moderne Bildungseinrichtung in der Innenstadt erhalten. "Damit werden wir den Schulstandort Mellrichstadt deutlich stärken", ist sich der Bürgermeister sicher. Mit der benachbarten Malbach-Grundschule sowie der Udo-Lindenberg-Mittelschule und dem Martin-Pollich-Gymnasium am Schulberg sieht sich die Stadt hier bestens aufgestellt.