
Alkohol, Zigaretten, Drogen, Medikamente oder Spielen: Sucht hat viele Gesichter. Seit mittlerweile 40 Jahren bietet die Suchtberatung des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld Betroffenen und Angehörigen Information, Beratung und Hilfe an. Ebenfalls ein Jubiläum feiert der Kreuzbund. Die der Caritas angeschlossene Selbsthilfegruppe für Suchtkranke und Angehörige besteht seit 50 Jahren.
Die Suchtberatung ist eigentlich älter als 40 Jahre, führten die Mitarbeiterinnen der Suchtberatung Susanne Till (Leitung), Hedwig Heinisch und Julia Jörg zusammen mit der Geschäftsführerin des Kreis-Caritasverbandes, Angelika Ochs, im Rahmen eines Pressegesprächs aus. 1964 wurde der Caritasverband Rhön-Grabfeld gegründet und die Geschäftsführung übernahm diese Aufgabe mit. Am 1. Oktober 1979 war dann die offizielle Geburtsstunde der Suchtberatungsstelle, damals noch als Ein-Mann-Betrieb mit Dieter Schwenkert, der erst vor kurzem in den Ruhestand verabschiedet wurde. Erst seit 1968 wird Sucht als Krankheit anerkannt, womit die Finanzierung der Behandlung auf solide Beine gestellt werden konnte. "Sucht ist eine Krankheit und nicht fehlender Wille", betonte Angelika Ochs.

Große Nachfrage
Von Anfang an wurde das Angebot stark nachgefragt, so dass 1980/81 eine zweite Stelle geschaffen wurde. Am Anfang seien es fast nur Männer gewesen, die Hilfe gesucht haben, sagte Susanne Till. Die durchschnittliche Klientenzahl pro Jahr habe bei rund 100 gelegen. Davon seien 90 Prozent Männer gewesen. 1996 wurde schließlich eine weitere halbe Stelle geschaffen. Bei den insgesamt 2,5 Stellen ist es bis heute geblieben. Im vergangenen Jahr wurden 629 Klienten betreut, davon 337 längerfristig. Das bedeutet für die drei Mitarbeiterinnen ein hohes Arbeitspensum. Hilfesuchende sollen nicht lange warten müssen. "Wenn es jemand schafft, hierher zu kommen, dann muss es schnell gehen", erläuterte Angelika Ochs.
Die Suchtberatung müsse immer wieder auf Veränderungen reagieren, so Susanne Till. Schon lange gehe es nicht mehr nur hauptsächlich um Alkohol und Drogen. In den 80er-Jahren sei man häufig mit Schnüffeln und Heroin konfrontiert worden. Bald seien Ess-Störungen hinzugekommen. Stark zugenommen habe die Spielsucht. In jüngerer Zeit sei der Missbrauch von Kräutermischungen und Legal Highs stark gewachsen. Ein neues Thema sei Medienabhängigkeit beziehungsweise Online-Spielsucht: "Die Suchtmittel verändern sich immer wieder."
Was macht die Suchtberatung?
Was macht die Suchtberatung im Einzelnen? Sie informiert über Suchtformen, Abhängigkeit, Hintergründe und Behandlungsmöglichkeiten. Sie berät Betroffene und Angehörige und übernimmt eine ambulante Intensivbetreuung. Spezielle Gruppenangebote stehen auf dem Programm, ebenso wie die Vermittlung in Selbsthilfegruppen oder in eine Therapie. Schließlich gehören zu ihrem Aufgabenbereich die Nachsorge im Anschluss an eine Therapie, Prävention und die Begleitbetreuung bei Substitution. Um vor allem junge Leute anzusprechen, wird ferner eine Online-Beratung angeboten.
Ein wichtiger Partner der Suchtberatung ist der Kreuzbund. Die Selbsthilfegruppe besteht im Landkreis seit 50 Jahren. Derzeit gibt es vier Gruppen, eine in Bad Neustadt, zwei in Ostheim und eine in Bad Königshofen. Der Kreuzbund ist als Fachverband der Caritas angeschlossen, wirkt aber eigenständig und verwaltet sich selbst.
Viele positive Erfahrungen
Man habe sich gefragt, ob die beiden Jubiläen - 40 Jahre Suchtberatung und 50 Jahre Kreuzbund - ein Grund zum Feiern seien. "Es ist ein Grund zum Feiern", erklärte Angelika Ochs. "Wir haben Menschen erlebt, die für sich keine Lebensperspektive mehr sahen und es schafften, aus der Sucht herauszukommen. Das ist eine wahnsinnige Leistung." Wenn man so etwas begleiten dürfe, sei das ein tolles Gefühl. "Es ist unser Vorteil, Menschen zu betreuen, wenn andere, die Familie oder Arbeitgeber, sagen, 'es geht nicht mehr'". Susanne Till fügte an: "Es gelingt nicht, jeden zu retten, aber es gibt viele positive Erfahrungen."
Am Samstag, 21. September, findet die Jubiläumsveranstaltung statt, aber nur für geladene Gäste. Zu der Feier kämen auch Betroffene und so brauche man einen geschützten Rahmen, begründete die Geschäftsführerin. Teil der Feier sei auch eine Andacht, um Danke zu sagen und der Verstorbenen zu gedenken.
Weitere Informationen unter www.caritas-rhoengrabfeld.de