
Gibt es in Sondernau doch eine Maskentradition? Während es in Oberelsbach die Stroh- und Spiermänner gibt, in Unterelsbach die „Fosenöchter“ mit ihren edlen Gewändern, in Ginolfs die „Jüden“ mit ihren Spitzhüten und in Weisbach ganz unterschiedliche „Jüden-Figuren“ von Aaron über Moses zum Schlappmaul, galt Sondernau stets als der einzige Ortsteil im Markt Oberelsbach, in dem die Straßenfastnacht mit ihren derben Gestalten nicht existierte. Die Sammlung, die Professor Johann Friedrich Münch dem Fastnachtmuseum Kitzingen als Schenkung überließ(wir berichteten), lässt diese Theorie jedoch zweifelhaft werden.

Wahr ist, dass in Sondernau derzeit keine Maskenträger auf den Straßen unterwegs sind. Jedoch ist eine der Rhönmasken der aufgetauchten Sammlung von Professor Münch zweifellos tituliert mit: „Rhönmaske, Blauer Jüd, Sondernau“. Die gesamte überlassene Sammlung von Friedrich Münch lässt auf eine äußerst akribische und genaue Forschungsarbeit bis zum letzten Detail schließen, so dass die Beschreibung „Sondernau“ sicherlich kein Versehen sein konnte. Gab es doch eine gelebte Tradition des Maskentreibens in Sondernau und ist dies einfach nur in Vergessenheit geraten?
Vor Ort nichts bekannt
Helmut Thalheimer, der Vorstand und Gründer der Sondernauer Narrengesellschaft, seit 30 Jahren Conferencier, Organisator, Moderator und Darsteller bei den Sondernauer Büttenabend in einem, bestreitet dies. „Bei uns hat’s nix gegeben“, habe auf eine Nachfrag auch seine 92-jährige Mutter Irmgard Thalheimer erklärt. „Man kann nicht irgendetwas herbei zaubern, was nicht war“, erklärt der Kopf des Sondernauer Faschings. Warum solle man sich dann an Veranstaltungen wie der Maskenfastnacht beteiligen. „Da müsste man sich etwas aus den Fingern saugen“, sagt er, wenngleich es gegebenenfalls auch andere Meinungen zu diesem Thema gebe.
Schon öfters habe man das Thema in Sondernau, mitunter auch in den Vorstandssitzungen der Sondernauer Narrrengesellschaft recherchiert und diskutiert. Hierbei wurde festgestellt, dass wenige Familien tatsächlich eine Maske im Besitz haben. Das hätte jedoch andere Gründe als eine gelebte Tradition in Sondernau. Zum Beispiel könne schlicht und einfach durch Verheiratung die eine oder andere Maske in Sondernau gelandet sein. Als Kinder habe man sich manchmal auch irgendeine Maske und irgendeine Kostümierung angezogen, um auf der Straße noch kleinere Kinder zu erschrecken.
Jüde als Weisbacher Figuren
„Es gab aber weder einheitliche Masken noch einen einheitlichen Klamottenstil.“ Auch gab es keine Namen oder traditionelle Handlungen, wie dass am Faschingssamstag sich immer getroffen wurde wie in Weisbach. „Und blaue Jüde hatten wir definitiv nicht“, erklärt er. Das könne auch Mutter Irmgard bestätigten. „Das sind Weisbacher Figuren.“
Trotzdem würde sich Helmut Thalheimer freuen, wenn eine wissenschaftliche Untersuchung Antworten auf die Frage nach Fastnachtsbräuchen in Sondernau bringen würde. „In Sondernau ist der Himmel blau, da tanzt der Geisbock um seine Frau“, heißt landauf landab ein bekannter Spruch über Sondernau. Gut vorstellbar sei, dass dieser Spruch mit der Fasenacht in Sondernau zu tun hat. „Wir wären dankbar über jede Art der Aufarbeitung.“
Wer hat Erkenntnisse über Sondernauer Faschingstraditionen? Wer hat (Familien-)Relikte aus dem Maskentreiben zu früherer Zeit in Sondernau? Hinweis bitte unter redaktion.rhoen-grabfeld@mainpost.de
Bei der 5. Rhöner Maskenfastnacht am Sonntag, 17. Februar, können die handgeschnitzten und liebevoll bemalten Masken und die traditionellen Kostüme wieder live bestaunt werden. So verwandelt sich an diesem Sonntag ab 12.30 Uhr der Oberelsbacher Marktplatz zum bunten Fosenöchter-Dorf. Um 13.30 Uhr zieht der legendäre Maskenumzug durch die Straßen. Fosenöchter, Jüde, Schlappmaul, Hexen, Span- und Strohmänner stampfen, springen und scheppern. Besonderer Gast in diesem Jahr ist der „Till von Franken“, die Brauchtumsfigur des Fränkischen Fastnacht-Verbands, sowie Gastvereine, die ihr Kommen angekündigt haben. Wissenswertes und Kurioses wird von den Masken berichtet. Zudem können sich die Besucher im Haus der Langen Rhön über die Holzschnitzkunst, das Drechslerhandwerk und die Masken allgemein informieren. Im Tabakpfeifenmuseum wartet eine Sonderausstellung zur Maskenfastnacht auf die Besucher. Um 15 Uhr liest Fredi Breunig der regionalen und überregionalen Politik auf dem Marktplatz die Leviten.